Koptische Märtyrer jetzt auch in der säkularen deutschen Öffentlichkeit präsent

Frankfurter Schriftsteller Martin Mosebach veröffentlichte Buch „Die 21 – Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer“ – „Die Christen haben das älteste Recht auf den Märtyrer-Begriff und müssen immer wieder darauf hinweisen, wie er richtig zu verstehen ist“

0
731
Foto: © Udoweier (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Frankfurt-Kairo, 31.03.18 (poi) Die jungen koptischen Märtyrer, die im Februar 2015 von IS-Terroristen unweit der libyschen Küstenstadt Sirte getötet wurden, sind jetzt auch in der säkularen deutschen Öffentlichkeit präsent, seit der Schriftsteller Martin Mosebach im „Rowohlt“-Verlag sein Buch „Die 21 – Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer“ veröffentlicht hat. In dem Buch, einer Mischung aus Reisereportage, Fiktion und Analyse lässt Mosebach vor allem die Verwandten der 21 jungen Arbeitsmigranten aus Oberägypten zu Wort kommen. Er möchte den authentischen Begriff des christlichen Märtyrers wieder ins Bewusstsein bringen. Im Gespräch mit der „Zeit“ sagte der Autor: „Es ist richtig, dass der Märtyrer-Begriff vielfach missbraucht worden ist und missbraucht wird – aber die Christen haben das älteste Recht auf ihn, können darauf nicht verzichten und müssen immer wieder darauf hinweisen, wie er richtig zu verstehen ist“. Das Phänomen des christlichen Märtyrers, der ganz bewusst für Jesus leidet, löse in der westlichen Gegenwart eine „gewisse Verlegenheit“ aus, stellte Mosebach fest: „Die Vorstellung eines derart unbedingten Bekenntnisses ist uns ein bisschen peinlich, weil wir in einer Welt leben, in der Diskussion, Dialog, Toleranz, Kompromissfähigkeit bis hin zur Indifferenz große soziale Werte sind. Wer bis zum Tod bei einer Sache bleibt, ist kein Vorbild, sondern der wirkt starrsinnig, unbeweglich, fast bedauernswert vernagelt. Aber wir müssen uns klarmachen, dass die große Zahl der Märtyrer der Grund für die frühe und schnelle Ausbreitung des christlichen Glaubens war“.

Das am 15. Februar 2015 von den IS-Terroristen verbreitete Video von der Ermordung der 21 Arbeitsmigranten – 20 Kopten aus Ägypten, vor allem aus der Gegend von Samalut, und ein Staatsbürger von Ghana – war für den deutschen Schriftsteller der Anlass, sich mit dem Schicksal der jungen Märtyrer zu befassen. Er bezeichnet das Video als ein „abscheuliches Video-Kunstwerk und zugleich blutige Realität mit echten Toten“. Was IS-Propaganda sein sollte – der Titel des Videos lautete „Eine mit Blut geschriebene Botschaft an die Welt des Kreuzes“ -, sei zu einem „Dokument der Standhaftigkeit der Ermordeten und ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus“ geworden.

Es sei den Islamisten zwar gelungen, Schrecken zu verbreiten, stellte Mosebach in dem Gespräch mit der „Zeit“ fest. Aber bei den Kopten sei der Stolz über die neuen Märtyrer hinzugekommen, „die 21 Getöteten werden auf den Ikonen als Gekrönte dargestellt“. Der ägyptische Staatspräsident sei nicht umhin gekommen, im Heimatdorf der Mehrzahl der Märtyrer – al-Ur – eine große Wallfahrtskirche zu stiften. In den oberägyptischen Dörfern hätten die Kopten, vor allem junge Leute, im Gespräch immer wieder ihre Bereitschaft zum Martyrium ausgesprochen. Der zuständige koptische Bischof habe ihm gesagt: „Hier lebt kein einziger Kopte, der bereit wäre, seinen Glauben zu verraten“, berichtete der Schriftsteller. Mosebach war überrascht, in den Heimatdörfern der Märtyrer keine verzweifelten Angehörigen vorzufinden, vorherrschend war vielmehr Stolz über die Söhne, Brüder, Ehemänner, die sich angesichts des Todes zu Christus bekannt hatten. Und er war erstaunt über das christliche Zeugnis der Vergebung, niemand verlangte Bestrafung der Schuldigen oder zeigte Rachegefühle.

In dem Gespräch mit der „Zeit“ merkte Mosebach an, er fände es richtig, die koptischen Märtyrer auch in der katholischen Kirche zu verehren. Und es sei auch angemessen, die von der Orthodoxie heilig gesprochenen Neumärtyrer des 20. Jahrhunderts auch in der Westkirche zu verehren. Als Beispiele nannte er die Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna (geborene Prinzessin Elisabeth Alexandra von Hessen-Darmstadt und bei Rhein), Gründerin der Gemeinschaft der „Schwestern der Liebe und Barmherzigkeit“, die Tschekisten (Angehörige der bolschewistischen Geheimpolizei) am 17. Juli 1918 in Alapajewsk ermordeten, und das Gründungsmitglied der „Weißen Rose“, Alexander Schmorell, der Opfer der NS-Mordjustiz wurde.