
Beirut, 18.09.19 (poi) Im Libanon – einem Land, in dem die Verteilung der politischen Ämter auf der Grundlage der religiösen Zugehörigkeit stattfindet – werden Christen der syrisch-orthodoxen und der syrisch-katholischen Kirche systematisch ausgegrenzt oder von öffentlichen Funktionen und Ämtern ausgeschlossen. Dies beklagt der syrisch-katholische Patriarch Mor Ignatius Yousif III. Younan, wie die katholische Nachrichtenagentur „Fides“ berichtet. Mit seinen kritischen Überlegungen bezieht sich der Patriarch auf die kürzlich vom Ministerrat gebilligten Ernennungen, die Ämter in wichtigen Institutionen – darunter dem Rechnungshof – betrafen. Syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Bürger seien von vornherein ausgeschlossen gewesen. „Wir bedauern die fortgesetzte Marginalisierung und den Ausschluss von Mitgliedern unserer Gemeinden aus öffentlichen Funktionen und Verwaltungspositionen im libanesischen Staat“, stellte der Patriarch fest und lud den Präsidenten der Republik, den Premierminister und die Parteichefs ein, „die Versprechungen einzuhalten, die unseren verdienstvollsten Gläubigen gemacht wurden“.
Bereits früher war mehrfach an Präsident Michel Aoun appelliert worden, für eine angemessene Vertretung der kleineren christlichen Gemeinschaften im öffentlichen Bereich Sorge zu tragen. De facto sind seit dem „Pacte national“ von 1943 im Libanon die politisch interessanten Funktionen nach einem bestimmten Verhältnis zwischen Maroniten, griechisch-orthodoxen Christen, Drusen, sunnitischen und schiitischen Muslimen aufgeteilt. Daran hat sich auch nach den Verträgen von Taif, mit denen 1989 der Libanon-Krieg beendet wurde, nichts geändert. In Taif wurde nur eine zahlenmäßige Gleichheit zwischen den Parlamentssitzen für christliche und muslimische Abgeordnete vorgesehen.