Maronitischer Patriarch plädiert für „Regierung der nationalen Einheit“ im Libanon

Kardinal Rai: „Man darf sich nicht auf Machtverteilung nach Wahlergebnissen beschränken“

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Foto: © Piotr Rymuza (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Beirut, 29.10.18 (poi) Eine Regierung der „nationalen Einheit“ im Libanon müsse unbedingt alle libanesischen politischen Kräfte bündeln und dürfe sich nicht darauf beschränken, die Ministerien nach Wahlergebnissen aufzuteilen. Dies betonte der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai, am Sonntag vor Journalisten bei seiner Rückkehr von einer Pastoralreise nach Kanada.

Eine Regierung der nationalen Einheit müsse einen breiten parlamentarischen Konsens hinter sich haben, der über die „Logik der privilegierten Achsen“ zwischen den politischen Gruppierungen des Landes hinausgehe, sagte der Patriarch, dessen Stimme im politischen Leben des Libanon besonderes Gewicht hat. Man müsse auch auf die 51 Prozent der Bevölkerung schauen, die nicht an den Wahlen teilgenommen und sich für keine Partei entschieden haben. Auch um sie müsse sich eine Regierung der nationalen Einheit kümmern.

Bei den Parlamentswahlen am 6. Mai wurden die Partei von Präsident Michel Aoun und die „Hizbollah“ gemeinsam mit einer ausreichenden Mehrheit ausgestattet. Die Aufgabe der Regierungsbildung wurde von Aoun – wie es dem „Pacte national“ von 1943 entspricht – am 24. Mai an dem Vorsitzenden der sunnitischen „Zukunfts-Partei“, Saad Hariri, übertragen. Doch bisher waren die Versuche, die divergierenden Interessen und Ansprüche der verschiedenen politischen Kräfte aufeinander abzustimmen, nicht erfolgreich.