Maronitischer Patriarch warnt vor Destabilisierung des Libanon

Sorge über die Entwicklung der politischen Situation des Landes nach dem überraschenden Rücktritt von Ministerpräsident Hariri

0
558

Beirut, 05.11.17 (poi) Nach dem überraschenden Rücktritt des libanesischen Premierministers Saad Hariri müsse vor allem darauf geachtet werden, „dass die Stabilität im Libanon nicht untergraben wird“. Dies betonte der maronitische Patriarch; Kardinal Bechara Boutros Rai; er bedauert den Beschluss des Regierungschefs und warnt vor destabilisierenden Folgen. In seiner Predigt beim Sonntagsgottesdienst erinnerte der Patriarch an den Appell des libanesischen Staatspräsidenten Michel Aoun, die Einheit des Landes zu wahren und ausgewogene Entscheidungen zu treffen. Es gehe darum, zu verhindern, dass das Land in die Spirale der Konflikte gerät, die den Nahen Osten prägen. Der Libanon dürfe nicht zu Bündnissen “in regionalen oder internationalen Achsen“ gezwungen werden, „die nicht seinem Wesen, seinen Werten und seiner Rolle bei der Wiedergewinnung der Stabilität im Nahen Osten entsprechen“.

Am Samstag, 4. November, hatte der libanesische Premierminister Saad Hariri während eines Aufenthalts in Saudiarabien überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Der sunnitische Politiker tat dies im Rahmen eines Interviews mit dem TV-Sender „al-Arabiya“. Dabei beklagte Hariri das Vorgehen der mit dem Iran in Verbindung stehenden schiitischen „Hizbollah“-Bewegung, die seiner Meinung nach “ihre Waffen gegen die Einwohner des Jemen, Syriens und des Libanons richtet“. Er selbst befinde sich in Lebensgefahr, so der Ministerpräsident, dessen Vater bei einem spektakulären Attentat in Beirut getötet worden war. Der „ Hizbollah“-Vorsitzende Hassan Nasrallah vermutet hingegen, dass der Rücktritt Hariris von Saudiarabien „erzwungen“ worden sei und auch dessen Rücktrittserklärung „von Saudis geschrieben wurde”.

Wenige Tage vor der aktuellen Krise im Libanon war bekanntgegeben woren, dass der maronitische Patriarch demnächst Saudiarabien besuchen wird. Auf Grund der politischen Krise im Libanon wird der Saudiarabien-Besuch des Kardinal-Patriarchen jetzt wieder in Frage gestellt.