Melkitischer Patriarch: „Der Friede hat Vorrang“

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Foto: © Rei Momo (Quelle: Wikimedia; Lizenz: public domain)

Paris, 12.05.19 (poi) Der melkitische griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Yousef Absi, feierte am Sonntag in der Pariser Kirche Saint-Sulpice im byzantinischen Ritus die Jahresmesse des französischen Ostkirchen-Hilfswerks „Oeuvre d’Orient“. Die Messe hätte traditionsgemäß in Notre-Dame stattfinden sollen, was aber nach der Brandkatastrophe nicht möglich war. Bei der Göttlichen Liturgie war auch der Pariser Erzbischof Michel Aupetit anwesend, der auch Ordinarius für die ostkirchlichen Katholiken in Frankreich ist. Im Anschluss wurden von Erzbischof Aupetit die diesjährigen literarischen Preise des „Oeuvre d’Orient“ verliehen. Bereits am Donnerstag hatte der melkitische Patriarch einen vielbeachteten Vortrag am Pariser „Institut Catholique“ gehalten. In diesem Vortrag über die Situation der melkitischen Kirche „gestern und heute“ sagte der Patriarch zum Abschluss wörtlich: „Der Friede hat Vorrang. Gebt uns den Frieden“. Zuvor hatte er dargelegt, wie sehr die Situation der orientalischen Christen von der Gesamtlage im Nahen Osten abhängt. Es seien vor allem die Christen, die unter den permanenten Konflikten zu leiden hätten.

Der Gottesdienst in Saint-Sulpice war zugleich ein Auftakt zum „Tag der Christen des Orients“, der in Frankreich heuer am 26. Mai begangen wird und im Zeichen des Gebets für den Frieden steht. Dabei wird in vielfacher Weise auf die Situation der orientalischen Christen aufmerksam gemacht, es gibt Solidaritätsaktionen und „Brücken des Gebets“. Bereits am 16. Mai findet in der Pariser Kirche Saint-Ignace ein Gedenkgottesdienst für den Jesuitenpater Franz Van der Lught statt, der 2014 im Garten des Jesuitenklosters in Homs von islamistischen Terroristen ermordet wurde. Nach dem Gottesdienst stellt der ebenfalls in Homs wirkende Jesuitenpater Ziad Hilal sein neues Buch „Homs, die hartnäckige Hoffnung“ vor, in dem er die Notwendigkeit des Dialogs im multikulturellen Syrien beleuchtet.

Am 26. Mai sind in allen „östlichen“ katholischen Kirchen der französischen Hauptstadt „Tage der Offenen Tür“ und zahlreiche Veranstaltungen angesetzt. So gibt es etwa in der Kirche Notre-Dame-du-Liban eine Kunsthandwerkausstellung und einen Vortrag über den Heiligen Maron oder in der Kirche Notre-Dame-de-Chaldee liturgische Gesänge aus dem Orient und Darstellungen der verschiedenen antiken und modernen Sprachen des Nahen Ostens. In der Kathedrale Sainte-Croix-des-Armeniens ist eine große Armenien-Ausstellung zu sehen.

Für Msgr. Pascal Gollnisch, den Leiter des „Oeuvre d’Orient“ (und Generalvikar des Ordinariats für die „östlichen“ Katholiken), bedeutet das Gebet für den Frieden einen „Akt des Glaubens“. Die Ereignisse in Syrien, im Irak und anderswo hätten deutlich gezeigt, dass Gewalt und Rache niemals eine Lösung bedeuten können. Vielmehr gehe es darum, Gott handeln zu lassen, damit die „sozialen, humanitären und politischen Initiativen auf den Frieden ausgerichtet sind“.

In seinen Grußworten stellt zB der syrisch-katholische Patriarch Mor Ignatius III. Younan fest, der kommende 26. Mai sei für die Christen des Nahen Ostens ein Tag von außerordentlicher Bedeutung: „Wir sind glücklich, zu wissen, dass die Christen in Frankreich für den Frieden im Nahen Osten beten“. Zugleich erinnerte er daran, dass es die orientalischen Christen sind, die das semitische Erbe in der Sprache Jesu, Mariens und der Apostel bewahren.

Der chaldäisch-katholische Patriarch Mar Louis Raphael Sako nannte als seine Gebetsintentionen: Frieden und Stabilität in den vom Krieg betroffenen Ländern, Sicherung von Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit, Einheit der Christen des Orients, Entwicklung eines Islam, der die anderen Religionen respektiert, Rückkehr der Flüchtlinge und Vertriebenen in ihre Heimatorte in Syrien und im Irak.

Das 1856 begründete „Oeuvre d’Orient“ hat heute 70.000 Spender. Pro Jahr werden zirka 1.300 Projekte im nahöstlichen und osteuropäischen Raum unterstützt.