Melkitischer Pfarrer baut große Bäckerei in syrischem Dorf

Brotversorgung auf dem Land wird in Syrien immer schwieriger – P. Ghoneim startete Pilotprojekt „Bäckerei der Gnade“ mit der unter dem Patronat von Kardinal Schönborn stehenden Hilfsaktion „Korbgemeinschaft“

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Wien-Damaskus, 03.11.19 (poi) Der in Wien tätige melkitische griechisch-katholische Pfarrer P. Hanna Ghoneim hat mit der unter dem Patronat von Kardinal Christoph Schönborn stehenden Hilfsaktion „Korbgemeinschaft“ ein neues Pilotprojekt in Syrien gestartet, das für die Versorgung mit Brot in ländlichen Gebieten Syriens große Bedeutung hat. In den meisten syrischen Städten gibt es nach wie vor staatlich subventionierte Bäckereien. Für die Menschen auf dem Land ist es, so P. Ghoneim, in vielen Gegenden sehr schwierig geworden, zu Brot zu kommen, das nicht bereits hart oder sogar verdorben ist. Im Rahmen des Pilotprojekts wurde in Maaruneh -18 Kilometer nordöstlich von Damaskus – mit dem Bau einer großen Bäckerei begonnen. Das Baugrundstück wurde von der örtlichen melkitischen Pfarre Hl. Johannes der Täufer zur Verfügung gestellt. Projektträger ist das melkitische griechisch-katholische Patriarchat in Damaskus. Die für den Betrieb erforderlichen staatlichen Genehmigungen liegen vor. Das Gebäude soll Ende November im Rohbau fertig sein. Danach müssen die Fertigstellung sowie die Maschinen so schnell wie möglich finanziert werden, da die Lizenz zur Inbetriebnahme der Bäckerei befristet ist. Es sollen moderne, effiziente Geräte sein, die energiesparend arbeiten. Die Allerärmsten (Waisen, chronisch Kranke, mittellose alte Menschen), die auch den subventionierten Preis nicht bezahlen können, werden das Brot von der Bäckerei gratis erhalten und auch gratis zugestellt bekommen, weshalb die Bäckerei den Namen „Bäckerei der Gnade“ tragen wird. Insgesamt sollen täglich 2.000 Familien mit Brot versorgt werden, in einer zweiten Ausbauphase sogar 10.000 Familien. Dann werden in vier Schichten je acht Personen 24 Stunden arbeiten. Ein Kilo Brot (das sind sieben der in Syrien üblichen Fladenbrote), produziert mit staatlich subventioniertem Mehl, kostet in Syrien derzeit umgerechnet zirka 10 Cents.

Die Bäckerei wird auch ein wertvoller Beitrag zum Frieden und zu einer guten Zukunft sein, betont P. Ghoneim: „Wo kein akuter Hunger herrscht, gibt es weniger Grund zu Sozialkonflikten, Neid, Missbrauch, Ausbeutung, Korruption und Aggression. Geben wir den hungernden Kindern Brot, um sie vor jenen zu schützen, die ihnen Waffen geben, um sie für terroristische Zwecke zu missbrauchen“. Die Kirche habe den Auftrag, den Armen und Notleidenden beizustehen. Das ist die Inspiration für die „Bäckerei der Gnade“. Das Brot kommt allen zu Gute, die Bäckerei dient aber auch dem Anliegen der Kirche, dass die Christen in ihrer angestammten Heimat bleiben und „den notleidenden Menschen im Sinne Christi dienen“.

Sobald das Pilotprojekt von selbst läuft, wird es auch als Beispiel für erfolgreiche „Hilfe zur Selbsthilfe“ dienen. Die Bäckerei kann Ausbildungsstätte werden, über die Fladenbrotherstellung hinaus könnte auch die Produktion von anderen Backwaren aufgenommen werden, um nach und nach weitere Arbeitsplätze zu schaffen, so P. Ghoneim. Sein Appell: „Durch diese Hilfe direkt in Syrien soll Flucht und Entwurzelung verhindert werden. Lasst uns als Christen dazu beitragen, dass unsere syrischen Brüder und Schwestern in ihrer Heimat bleiben können und dass sie trotz der bitteren Armut den Mut nicht verlieren! Hilfe zur Selbsthilfe geschieht auf Augenhöhe und wahrt die Würde des Empfängers“. („Korbgemeinschaft – Hilfe für Syrien“: Erste Bank, IBAN: AT94 2011 1828 5755 6000, BIC: GIBAATWWXXX, Infos: www.korbgemeinschaft.at).