Metropolit Arsenios betont ökumenische Freundschaft

Ökumenischer Stadtspaziergang beim ersten Treffen der neuen „Catholic-Orthodox Study Group“ von „Pro Oriente“

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Wien, 13.11.18 (poi) Die ökumenische Freundschaft betonte der Wiener orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) am Montagabend bei einer Begegnung mit der neuen „Catholic-Orthodox Study Group“ von „Pro Oriente“. „Pro Oriente“-Vizepräsident Prof. Rudolf Prokschi hatte die Mitglieder und Beobachter der „Study Group“ – denen sich auch „Pro Oriente“-Präsident Alfons M. Kloss anschloss – auf einem ökumenischen Stadtspaziergang vom Stephansdom über die ukrainische griechisch-katholische Kirche St. Barbara zur neuen griechisch-orthodoxen Kirche St. Johannes Chrysostosmos am Hafnersteig geführt, wo in Anwesenheit des Metropoliten die Vesper zum am Dienstag bevorstehenden Fest des großen konstantinopolitanischen Erzbischofs, Predigers und Kirchenlehrers gefeiert wurde, dem das Kirchlein geweiht ist. Metropolit Arsenios dankte den katholischen Teilnehmenden dafür, dass sie bei der Vesper mitgebetet hatten und erinnerte daran, dass die neue kleine Kirche für die deutschsprachige Feier der orthodoxen Liturgie eingerichtet worden ist. Das Gotteshaus wurde dem Heiligen Johannes Chrysostomos geweiht, weil er der erste war, der für die Goten in Konstantinopel eine besondere Seelsorge in deren Sprache einrichtete (das kleine Fürstentum Gothia auf der Krim war bis zur Eroberung durch die Osmanen 1475 das letzte frei gebliebene christliche Staatsgebilde des einstigen Oströmischen Reiches).

Die „Catholic-Orthodox Study Group“ führt im Wiener Kardinal-König-Haus ihr erstes Treffen durch. Die „Study Group“ besteht aus vier orthodoxen und vier katholischen Mitgliedern sowie sechs Beobachtern. Prof. Prokschi skizzierte am Montag zum Auftakt umfassend die Situation des katholisch-orthodoxen Dialogs und die möglichen Aufgaben der neuen „Study Group“. Analysen der aktuellen Dialogvorgänge zwischen katholischen und orthodoxen Theologen lieferten P. Hyacinthe Destivelle (Päpstlicher Rat für die Einheit der Christen), Johannes Oeldemann (St. Irenäus-Arbeitskreis) und Prof. Assaad E. Kattan (Universität Münster).

Am Dienstag ging es um die Frage, welche Themen im gegenwärtigen Augenblick im orthodox-katholischen Dialog zu behandeln sind und was der Beitrag der neuen „Study Group“ dazu sein könnte. „Pro Oriente“-Generalsekretär Bernd Mussinghoff referierte über Ergebnisse, Herausforderungen und offene Fragen der Abschluss-Sitzung der „Pro Oriente“-Kommission junger orthodoxer und katholischer Theologinnen und Theologen“. Am Mittwoch geht das Treffen der Study Group zu Ende.

Beim ökumenischen Stadtspaziergang konnten die Teilnehmenden Einblicke in die ökumenische Basis-Situation gewinnen, zB. als sie erfuhren, dass in der Valentin-Kapelle des Stephansdoms mit seinem reichen Reliquienschatz im Vorjahr erstmals eine liturgische Feier der rumänisch-orthodoxen Kirche stattgefunden hat, bei der die Reliquien der Heiligen des ersten Jahrtausends der ungeteilten Kirche verehrt wurden oder dass bei der Neuausmalung der Kuppel der griechisch-orthodoxen Georgskirche in der Griechengasse auf Wunsch des Metropoliten mit den zwölf Aposteln auch der Heilige Rupert als der Apostel des westlichen Österreich abgebildet wurde.

In St. Barbara erfuhren die Teilnehmenden von Zentralpfarrer Taras Chagala interessante Details über das Leben der unierten Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich. St. Barbara war ursprünglich Kapelle eines Jesuitenkonvikts. Nach Aufhebung des Ordens widmete Maria Theresia die Gebäude als Zentralseminar der katholischen Kirche des byzantinischen Ritus in den habsburgischen Ländern. 1784 wurde St. Barbara Zentralpfarre für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Wien und dem Gebiet des heutigen Österreich. Bemerkenswert ist die aus der damaligen Zeit stammende einheitliche Innenausstattung im Rokoko-Stil. 1852 wurden die Gebäude als Generalpostdirektion umgebaut, die Kirche erhielt eine neue Fassade im Stil des frühen Historismus. Der große Gebäudekomplex wurde vor wenigen Jahren von der Bundesimmobiliengesellschaft an einen Investor verkauft, der dort jetzt ein Luxushotel und Wohnungen einrichtet, die Existenz von Gotteshaus und anschließenden Pastoralräumen ist aber gesichert.

Die Gemeinde ist durch die Migrationsbewegung der letzten 20 Jahre wesentlich größer geworden. Die Göttliche Liturgie wird in St. Barbara außer auf kirchenslawisch und auf ukrainisch auch auf slowakisch und auf deutsch gefeiert. Es gibt zwei Sonntagsschulen, viele junge Leute sind in St. Barbara engagiert, es bestehen katechetische und Pfadfindergruppen. Eine große Rolle spielt die Pflege der Kirchenmusik, auch im Sinn des ukrainischen Dirigenten und Komponisten Andrij Hnatyschyn, der von 1931 bis 1995 in St. Barbara gewirkt und dort den international anerkannten Chor geleitet hatte.

Gelassen sieht Pfarrer Chagala – ein Schüler des Pastoraltheologen em. Prof. Paul M. Zulehner – die Diskussionen um die Kalenderfrage (gregorianischer oder julianischer Kalender).Da müsse man aufmerksam auf die Wünsche der Gläubigen hören, „der Pfarrer muss bereit sein, zwei Mal die Osterliturgie zu feiern“. Chagala hofft, dass es in Zukunft durch ein neues Computerprogramm der Katholikendatei möglich sein wird, die Zahl der Katholiken des byzantinischen Ritus (und auch anderer östlicher Riten) genau zu erheben. Bisher ist man auf Schätzungen angewiesen, die stark voneinander abweichen.

Die Feier der Göttlichen Liturgie auf ukrainisch gibt es auch zwei Gassen weiter abwechselnd in der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale und in der orthodoxen Georgskirche. Beide Kirchen stammen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts und wurden im 19. Jahrhundert erweitert. Sie gehören zwei noch heute bestehenden orthodoxen Bruderschaften, eine war für die osmanischen, die andere für die habsburgischen Untertanen zuständig.