Metropolit Hilarion auf Besuchstour im Nahen Osten

Hohe kirchenpolitische Bedeutung im Hinblick auf die Ukraine-Frage wird vermutet – Am Montag tagt der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats

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Foto ©: Uwe und Daniela Wolff (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Moskau, 10.05.18 (poi) Hohe kirchenpolitische Bedeutung wird der jüngsten Besuchstour des Leiters des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), im Nahen Osten zugeschrieben. Am 5. Mai wurde der Metropolit vom orthodoxen Patriarchen von Alexandrien und ganz Afrika, Theodoros II., im Nikolauskloster in Kairo empfangen. Bei der Begegnung zwischen dem Patriarchen und seinen engsten Mitarbeitern und Metropolit Hilarion und seiner Delegation ging es laut Kommunique um Fragen der „bilateralen und panorthodoxen Zusammenarbeit“, aber auch um den interreligiösen Dialog. Zuvor hatte Metropolit Hilarion in Nicosia Station gemacht, wo er mit dem Oberhaupt der autokephalen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II., zusammentraf. Auch hier ging es um „panorthodoxe Fragen“, bilaterale Zusammenarbeit und interkonfessionelle Beziehungen.

Tags darauf, am Sonntag, 6. Mai, war Metropolit Hilarion im Heiligen Land zu Gast: Er nahm an der Göttlichen Liturgie teil, die der Jerusalemer orthodoxe Patriarch Theophilos III. in der Kirche der heiligen samaritanischen Märtyrerin Photina am Jakobsbrunnen in Nablus zelebrierte. Nach der Liturgie gab Theophilos III. ein Essen für den Gast aus Moskau.

Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der Heimat  – wo er am 7. Mai an dem Te Deum aus Anlass der Amtseinführung von Präsident Wladimir Putin in der Mariä Verkündigungs-Kathedrale des Kremls teilnahm, aber auch mit dem Apostolischen Nuntius in  Moskau, Erzbischof Celestino Migliore, konferierte  – traf Metropolit Hilarion am 9. Mai im libanesischen Balamand mit dem orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Youhanna X., zusammen. Dabei ging es laut Kommunique um “bilaterale und allgemeine Fragen der orthodoxen Zusammenarbeit“ sowie „interkonfessionelle und interreligiöse Beziehungen“.  An dem Gespräch nahm auch Metropolit Niphon (Seikaly) teil, der das antiochenische Patriarchat in Moskau vertritt.

Es wird vermutet, dass die jüngsten Initiativen aus Kiew zur Erlangung der Autokephalie für die schismatischen orthodoxen Gemeinschaften in der Ukraine – und die Antwort aus Konstantinopel darauf – wesentliches Thema der Gespräche des Metropoliten mit den nahöstlichen Kirchenoberhäuptern waren.

Am Montag, 14. Mai, wird der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats in St. Petersburg zusammentreten, wobei die Ukraine zweifellos ein zentrales Thema sein wird. Dabei wird Metropolit Hilarion über seine jüngsten Gespräche berichten. Bereits am Freitag hatte in Moskau der Oberste Rat der russisch-orthodoxen Kirche unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill I. getagt. Auf der Tagesordnung wurde die Ukraine nicht ausdrücklich genannt, aus den Formulierungen „Implementierung der Entscheidungen des Obersten Rates und des Bischofsrates“ sowie „Feiern zum 1.030-Jahr-Jubiläum der Taufe der Rus“ lassen sich aber Bezüge zur Ukraine-Frage erschließen. Metropolit Hilarion nahm auch an dieser Sitzung teil.