Moskau: Heiliger Synod der russischen Kirche beschloss Antwortmaßnahmen auf die Entwicklung in Griechenland

Abbruch der Gebets- und eucharistischen Gemeinschaft mit jenen griechischen Bischöfen, die in Gemeinschaft mit der neugegründeten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ treten

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Foto: © A.Savin (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Free Art License)

Moskau, 17.10.19 (poi) Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche hat bei einer außerordentlichen Sitzung am Donnerstag im Moskauer Danielskloster Antwortmaßnahmen auf die verklausulierte Anerkennung der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ durch eine Sonder-Bischofsversammlung der orthodoxen Kirche von Griechenland am 12. Oktober beschlossen. Der Moskauer Patriarch Kyrill wird autorisiert, die Nennung des Namens des Athener Erzbischofs Hieronymos (Liapis) bei den Fürbitten nach den „Dipytchen“ (Ehrenlisten) der Orthodoxie einzustellen, wenn das Oberhaupt der Kirche von Griechenland beginnen sollte, bei der Liturgie den Namen des Oberhaupts einer der „ukrainischen schismatischen Gruppierungen“ zu nennen oder „andere Aktionen zu setzen, die auf eine Anerkennung des ukrainischen Kirchenschismas hindeuten“. Generell wurde beschlossen, dass die Gebets- und eucharistische Gemeinschaft mit jenen griechischen Bischöfen aufgehoben wird,  die die Gemeinschaft mit der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ aufnehmen.

Im Kommunique der außerordentlichen Sitzung des Heiligen Synods heißt es, dass „nach Studium der Details der Bischofsversammlung in Athen“ Zweifel bestehen, ob die Position von Erzbischof Hieronymos von anderen griechischen Hierarchen geteilt wurde. Die Stimmen jener, die eine von der Position des Erzbischofs (der sich für die Anerkennung der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ ausgesprochen hatte)  abweichende Haltung vertraten, seien bei der Versammlung in Athen ignoriert worden, es habe keine Abstimmung gegeben, ein Dokument mit den Unterschriften der Bischöfe liege nicht öffentlich vor. In diesem Zusammenhang beschuldigte der Moskauer Heilige Synod den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. , Druck auf die orthodoxe Kirche von Griechenland ausgeübt zu haben. Im Kommunique wird wörtlich festgestellt: „Es ist traurig, dass die historischen Leistungen des griechischen Volkes bei der Ausbreitung der Orthodoxie für unmittelbare politische Vorteile und die Unterstützung geopolitischer Interessen, die der Kirche fremd sind, vertauscht wurden“.  Die „Spekulation auf nationale Gefühle“ werde kein Erfolg sein, sie könne – so der Moskauer Heilige Synod – „die Einheit unseres Glaubens, für die die Neu-Märtyrer und Bekenner unserer Kirchen mit Blut bezahlt haben, nicht unterminieren“. Diese Spekulation werde auch „die Einheit unserer asketischen Tradition, die sich den Großtaten vieler Priester verdankt, nicht unterbrechen können und sie wird die jahrhundertealte Freundschaft der griechischen und slawischen Völker, für die russische Soldaten ihr Leben gelassen haben, nicht zu zerstören vermögen“. Diese Freundschaft sei „im gemeinsamen Kampf für die Freiheit des brüderlichen griechischen Volkes“ gestärkt worden.

Mitglieder des Moskauer Heiligen Synods erklärten laut „Interfax-Religion“, die Gebetsgemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern in der orthodoxen Kirche von Griechenland sei ihnen teuer. Im Kommunique des Heiligen Synods heißt es, die „Gebets-, kanonische und eucharistische Gemeinschaft“ werde mit jenen griechischen Bischöfen und Priestern aufrechterhalten, die sich bereits gegen die Anerkennung des ukrainischen Schismas ausgesprochen haben oder noch aussprechen werden und die sich „nicht durch Gottesdienstgemeinschaft mit den schismatischen falschen Hierarchen besudeln lassen, sondern ein Beispiel christlichen Mutes und der Standfestigkeit für die Wahrheit Christi geben“. Für diese Bischöfe und Priester werde die Fürsprache der „im heiligen Russland vielverehrten griechischen Heiligen“, wie etwa der Bischöfe Markos von Ephesos und Gregorios Palamas, angerufen.

Der Heilige Synod beschloss ferner, dass russische Wallfahrten in griechische Eparchien, deren Bischöfe gemeinsame Gebete oder Liturgien mit Repräsentanten der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ halten, nicht  gesegnet werden. Der Leiter der Moskauer Synodalabteilung für Kirche, Gesellschaft und Beziehungen zu den Medien, Wladimir Legojda, sagte vor Journalisten: “Wir beenden die Gebets- und eucharistische Gemeinschaft mit jenen griechischen Hierarchen, die mit Repräsentanten der ukrainischen nichtkanonischen schismatischen Gruppierung die Gemeinschaft aufgenommen haben oder noch aufnehmen werden. Daher werden auch keine Wallfahrten in die von solchen Prälaten geleiteten Eparchien gesegnet”. Entsprechende Informationen würden an die Pilgerbüros und Tourismus-Organisationen in jenen Ländern verteilt werden, die das kanonische Territorium der russisch-orthodoxen Kirche bilden.

Zum Auftakt der außerordentlichen Sitzung des Heiligen Synods hatte Patriarch Kyrill erklärt, es gehe um die jüngsten Entwicklungen im Hinblick auf die Ukraine und die orthodoxe Kirche in diesem Land. Diese Entwicklungen seien durch die Aktionen des Patriarchats von Konstantinopel ausgelöst worden, jetzt gehe es um mögliche weitere Aktionen dieses Patriarchats  und anderer Kirchen hinsichtlich der Anerkennung der schismatischen Gruppierung in der Ukraine. Wörtlich fügte der Patriarch hinzu: “Ihr werdet verstehen, dass es bei dieser Sache um die essenzielle Substanz der zwischenkirchlichen Beziehungen geht. Eine negative Entwicklung kann die panorthodoxe Einheit zerbrechen. Daher müssen wir in voller Verantwortung für die Bewahrung der orthodoxen Einheit und in voller Verantwortung vor unseren Gläubigen, unseren Priestern und Bischöfen zu einer Beurteilung dieser Angelegenheit kommen”.

Unter den anwesenden Mitgliedern des Heiligen Synods war auch das Oberhaupt der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij (Berezowskij) von Kiew.