Moskau: Ja zum Dialog mit Konstantinopel, aber nicht unter Verzicht auf die Wahrheit

Stellungnahme des Leiters der Synodalabteilung für Kirche, Gesellschaft und Beziehungen zu den Medien, Wladimir Legojda – Russisch-orthodoxe Kirche in vielfacher Hinsicht „extrem besorgt“ über die Situation in der Ukraine

0
511
Foto ©: Alvesgaspar (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Moskau, 25.12.18 (poi) Die russisch-orthodoxe Kirche ist zum Dialog mit dem Patriarchat von Konstantinopel bereit, aber nicht um den Preis des Verzichts auf die Wahrheit“: Dies betonte der Leiter der Moskauer Synodalabteilung für Kirche, Gesellschaft und Beziehungen zu den Medien, Wladimir Legojda (ein Laie), in einem “Russia Today”-Interview, über das russische orthodoxe Websites am Montag berichteten. Legojda legte dar, dass die russisch-orthodoxe Kirche über die Situation in der Ukraine in vielfacher Hinsicht “extrem besorgt” sei. Was die Beziehungen zu Konstantinopel betreffe, sei es wichtig, daran zu erinnern, dass ein Christ niemals von einem “point of no return” sprechen dürfe. Man müsse also zum Dialog bereit sein, aber das könne nicht bedeuten, auf die Wahrheit zu vergessen,

Die Haltung der russischen Kirche in Sachen Ukraine sei dieselbe als die der ganzen orthodoxen Welt, sagte Legojda. Auch das Patriarchat von Konstantinopel habe bis zum April, als der letzte Akt der ukrainischen Autokephalie-Story mit dem Appell von Präsident Poroschenko an den Phanar in Gang kam, diese Haltung geteilt. So sei das Glückwunschschreiben von Patriarch Bartholomaios I. zur Amtseinführung von Metropolit Onufrij von Kiew und der ganzen Ukraine am 17. August 2014 an den “rechtmäßigen und kanonischen 122. Metropoliten von Kiew, Onufrij” ergangen, der von “allen Ortskirchen anerkannt” sei. Inzwischen habe Patriarch Bartholomaios erklärt, dass Metropolit Onufrij diese Position und diesen Titel unrechtmäßig innehabe. Daher müsse man jetzt klären, so Legojda, ob Patriarch Bartholomaios seine Meinung geändert habe oder ob seine Glückwünsche von 2014 unaufrichtig waren. Der Leiter der Moskauer Synondalabteilung für Kirche, Gesellschaft und Beziehungen zu den Medien sagte, es gehe nicht darum, dass Moskau seine Position überprüfe oder einen Kompromiss eingehe, das stehe nicht zur Debatte: “Wir sind bereit zum Gespräch, aber dazu muss Konstantinopel in den Dialog eintreten. Bis jetzt gibt es nur einander nicht überschneidende Monologe. Wir sind bereit, aber der Ball ist nicht in unserem Feld. Wir brauchen eine Art von entsprechender Antwort”.

Die russische Kirche habe Monate hindurch versucht, mit Konstantinopel in Sachen Ukraine einen konstruktiven Dialog zu führen. Synoden, Oberhäupter von autokephalen Kirchen, Bischöfe aus der orthodoxen Welt hätten sich für die Abhaltung eines panorthodoxen Konzils ausgesprochen – oder wenígstens für Zusammenarbeit zwischen Moskau und Konstantinopel -, aber der Phanar habe sich geweigert, auf diese Appelle zu hören.

Legojda hatte bereits im September festgestellt, was jetzt geschehe, sei einerseits ein Monolog des Patriarchats von Konstantinopel und andererseits der bisher ergebnislose Versuch der russisch-orthodoxen Kirche, etwas zu verhindern, das sich als irreparabel herausstellen könnte. Patriarch Kyrill habe bei seiner Begegnung mit Patriarch Bartholomaios am 31. August in Konstantinopel ein Treffen von Wissenschaftlern und Bischöfen zur Diskussion über die historischen Dokumente von 1686 zur Einbeziehung der Kiewer Metropolie in das Moskauer Patriarchat vorgeschlagen, aber Patriarch Bartholomaios sei nicht bereit gewesen, auf einen solchen Dialog einzugehen.