„Moskauer“ Liturgie am Bosporus

Im historischen Gotteshaus der einstigen russischen Botschaft an der Hohen Pforte feierte am Sonntag ein aus Moskau entsandter Priester die Göttliche Liturgie – Konsequenz des Bruchs zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau

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Foto: © Selda Yildiz und Erol Gülsen/Istanbul und Türkei Reiseführer(Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Konstantinopel-Moskau, 13.11.18 (poi) Im Zug der Auseinandersetzung mit dem Ökumenischen Patriarchat hat das Moskauer Patriarchat jetzt auch am Bosporus eine Seelsorgestelle eingerichtet. Der aus Moskau entsandte Priester Georgij Sergejew zelebrierte am Sonntag die Göttliche Liturgie in der kleinen St. Konstantin und Helena-Kirche auf dem Areal des Sommersitzes des Generalkonsuls der Russischen Föderation in der Bosporus-Metropole. Der Priester erklärte den Gläubigen, die Eröffnung einer „Moskauer“ Kirche in der Konstantins-Stadt sei als notwendig erachtet worden, weil die russischen Gläubigen ja jetzt die Sakramente in den Gotteshäusern des Ökumenischen Patriarchats nicht mehr empfangen könnten. Bei der Liturgie wurde für „die Bewahrung der Einheit der Orthodoxie“ und den „Frieden in der Ukraine“ gebetet.

St. Konstantin und Helena ist das historische Gotteshaus der einstigen kaiserlich-russischen Botschaft an der Hohen Pforte. Derzeit ist unklar, ob für die vielen russischsprachigen Einwohner von Istanbul/Konstantinopel noch weitere „Moskauer“ Gotteshäuser eröffnet werden sollen. In den letzten 20 Jahren ist die russischsprachige Gemeinde am Bosporus durch Arbeitsmigranten sehr angewachsen.

Es gibt einige kleine Gotteshäuser in Konstantinopel, in denen russische (de facto kirchenslawische) Gottesdienste stattfinden, diese Kirchen und Gemeinden unterstehen dem Ökumenischen Patriarchat. Die Gemeinden bestehen aus den Nachfahren der russischen Flüchtlinge, die ab der bolschewistischen Machtergreifung und dem Waffenstillstand von Mudros 1918 Zuflucht am Bosporus gesucht hatten. Bis weit in die 1920er Jahre versuchten zehn-, ja hunderttausende Flüchtlinge in „Zarigrad“ (so der russische Name für die Konstantins-Stadt) Fuß zu fassen. Nach der Machtergreifung Kemal Atatürks wanderten viele russische Flüchtlinge weiter nach Westeuropa, Nordafrika, Nord- und Südamerika.