Moskauer Patriarch nennt den Athener Erzbischof in der Liturgie nicht mehr

Die angekündigten “Maßnahmen” nach einer Anerkennung der neugegründeten “Orthodoxen Kirche der Ukraine” durch die griechische Kirche werden durchgeführt

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Foto ©: Alvesgaspar (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Moskau, 03.11.19 (poi) Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat am Sonntag bei der Göttlichen Liturgie in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale bei den “Großen Fürbitten” erstmals den Namen von Erzbischof Hieronymos von Athen nicht genannt. Damit wurde kirchenöffentlich kundgemacht, dass zwischen Moskau und Athen keine eucharistische Gemeinschaft mehr besteht. Auslösender Faktor für die Streichung des Namens des Oberhaupts der orthodoxen Kirche von Griechenland aus den “Diptychen” (den Ehrenlisten, die in der Orthodoxie bei der Liturgie verwendet werden) war der “irenische Brief”, den Erzbischof Hieronymos (Liapis) am 28. Oktober an Metropolit Epifanij (Dumenko) übermittelt hatte. Solche “irenischen Briefe” werden in der Orthodoxie nach der Wahl des Oberhaupts einer autokephalen Kirche geschrieben, der Inhalt ist fast immer wortgleich. Normalerweise werden die “irenischen Briefe” wenige Tage nach dem Wahlvorgang an den Gewählten übermittelt. Kritiker machen nun geltend, dass der “irenische Brief” des Athener Erzbischofs – der nun als offizielle Bekundung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen der Kirche von Griechenland und der neugegründeten “Orthodoxen Kirche der Ukraine” betrachtet wird – erst fast ein Jahr nach der Wahl von Metropolit Epifanij (die am 15. Dezember 2018 erfolgt war) abgeschickt wurde. Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche hatte bei einer außerordentlichen Sitzung am 17. Oktober Antwortmaßnahmen auf die verklausulierte Anerkennung der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ durch eine Sonder-Bischofsversammlung der orthodoxen Kirche von Griechenland am 12. Oktober beschlossen. Der Moskauer Patriarch Kyrill wurde autorisiert, die Nennung des Namens des Athener Erzbischofs bei den „Großen Fürbitten“ einzustellen, wenn das Oberhaupt der Kirche von Griechenland beginnen sollte, bei der Liturgie den Namen des Oberhaupts einer der „ukrainischen schismatischen Gruppierungen“ zu nennen oder „andere Aktionen zu setzen, die auf eine Anerkennung des ukrainischen Kirchenschismas hindeuten“. Generell wurde beschlossen, dass die Gebets- und eucharistische Gemeinschaft mit jenen griechischen Bischöfen aufgehoben wird, die die Gemeinschaft mit der neuen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ aufnehmen. Das Moskauer Patriarchat hat aber keine „allgemeinen“ Maßnahmen gegen die Kirche von Griechenland ergriffen. Allerdings wurde auch ein Verbot für russische Wallfahrer erlassen, in sechs gr iechische Eparchien zu pilgern, deren Bischöfe sich ähnlich wie Erzbischof Hieronymos verhalten haben.

 

Zypern bleibt neutral

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II., erklärte im Gespräch mit der griechischen Website „Romfea“, dass er der Haltung des Moskauer Patriarchen nicht zustimme, obwohl er im ukrainischen Kirchenstreit eine neutrale Haltung einnimmt. Wörtlich meinte Chrysostomos II.: „Die Haltung des Moskauer Patriarchen ist nicht akzeptabel. Wir können nicht die Gemeinschaft mit einem kirchlichen Oberhaupt aufkündigen, weil wir mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind. Wir kündigen die eucharistische Gemeinschaft nur mit Kirchen auf, die häretisch geworden sind. Soviel ich weiß, sind weder der Ökumenische Patriarch noch der Erzbischof von Athen Häretiker. Das heißt aber nicht, dass ich mit ihnen übereinstimme. Wir wollten helfen, indem wir ein Treffen zustande bringen, um eine Lösung zu finden, aber sie wollten das nicht. Daher haben wir nicht darauf bestanden. Weder der Ökumenische Patriarch noch der Patriarch von Moskau wollten ein solches Friedenstreffen. So hat sich die Kirche von Zypern entschieden, neutral zu bleiben. Wir stimmen mit keiner der beiden Seiten überein“.