Moskauer Patriarch: Russische Intervention in Syrien hat “Genozid” an Christen verhindert

Russische Kirche wird humanitäre Hilfe leisten und den Wiederaufbau von „Kirchen, Moscheen und historischen Denkmälern“ unterstützen

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Foto ©: Serge Serebro, Vitebsk Popular News (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Vatikanstadt-Moskau, 08.01.17 (poi) Russlands militärische Intervention im Syrien-Konflikt habe einen „Genozid“ an Christen im Land verhindert und nun werde die russisch-orthodoxe Kirche die Aufgabe übernehmen, den Wiederaufbau von Kirchen, aber auch von Moscheen und historischen Denkmälern zu unterstützen. Diese Aussage des Moskauer Patriarchen Kyrill I. in seinem traditionellen Weihnachts-TV-Interview am Sonntag verbreitete die katholische Nachrichtenagentur „Fides“, Presseorgan der Päpstlichen Missionswerke, am Montag.

Mit Bezug auf die Lage der Christen im Nahen Osten erinnerte der Patriarch an persönliche Erinnerungen. Im Jahr 2013 seien die Oberhäupter der orthodoxen Kirchen nach Moskau gekommen, um den 1.025. Jahrestag der Taufe der Rus zu feiern. Beim Treffen mit Wladimir Putin hätten sie vor allem darum gebeten, dass Russland für den Schutz der Christen im Nahen Osten eintreten sollte. „Ich freue mich, dass dies geschehen ist, und dass dank Russlands Intervention der Genozid an Christen verhindert werden konnte“, stellte Kyrill I. fest.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche versprach humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Nahen. Kyrill I. zog auch eine Parallele zwischen den Ereignissen in Syrien und der Entwicklung im Irak nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein und den Auswirkungen auf die Lage der christlichen Gemeinschaften im Zweistromland. „Bereits 2014 war klar, dass die in Syrien begonnenen Konflikte von extremistischen Gruppen geschürt wurden, die, sobald sie an die Macht kommen sollten, die christliche Präsenz in diesem Land beseitigen würden“, so der Patriarch. Deshalb hätten viele Christen Präsident Assad und dessen Regierung unterstützt und dabei in Betracht gezogen, dass so „im Land ein gewisses Gleichgewicht der Macht herrschte und dass sich viele Menschen sicher fühlten konnten“. Im Gegensatz dazu habe es nach den Entwicklungen im Irak ab 2003 einen drastischen Rückgang der Christen gegeben, deren Gemeinden „seit der Zeit der Apostel in diesen Gebieten verwurzelt sind“. Wörtlich sagte Patriarch Kyrill: „Während des Regimes von Saddam Hussein besuchte ich den Irak, ich war in Mosul, ich besuchte die alten christlichen Klöster: Ich sah die Hingabe der Menschen dort und ihre Freude darüber, dass die christlichen Kirchen in einer muslimischen Umgebung in Sicherheit existieren konnten … Heute ist praktisch nichts mehr davon übrig: die Klöster wurden zerstört, die Kirchen wurden in die Luft gesprengt. Und genau das hätte auch in Syrien passieren können“.

In dem weihnachtlichen TV-Interview bedauerte der Moskauer Patriarch zugleich die „Desintegration“ in der russischen Gesellschaft. Das sei eine Herausforderung für Regierung und Parlament. Es sei Aufgabe der Innenpolitik, den Abstand zwischen Wohlhabenden und Armen zu verkleinern. Gerechtigkeit müsse das nationale Leben prägen. In besonderer Weise erinnerte Kyrill I. an das Schicksal vieler Pensionisten in der Russischen Föderation, die von „gewissenlosen Geschäftemachern“ aus ihren Wohnungen hinausgedrängt werden. Der Staat sei gefordert, ein „sehr striktes System“ zur Verhinderung solcher Missbräuche zu entwerfen.