Moskau, 21.10.17 (poi) Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat bei einer Begegnung mit der kroatischen Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic in Moskau die „dynamische Entwicklung“ der Beziehungen zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche gewürdigt. Das Moskauer Patriarchat begrüße auch die Aufnahme des Dialogs zwischen der katholischen Kirche in Kroatien und der serbisch-orthodoxen Kirche, der „sensible Fragen der Geschichte Kroatiens im 20. Jahrhundert“ einschließe. Wörtlich sagte der Patriarch in diesem Zusammenhang: „Wir wissen, dass noch keine Einigkeit erzielt worden ist, aber wir meinen, dass der Dialog den Beteiligten helfen wird, ihre Positionen zu klären und den Abstand zu verringern“. Es bestehe die Hoffnung, dass der Dialog zur Versöhnung beitragen wird.
Im Hinblick auf den orthodox-katholischen Dialog insgesamt betonte Kyrill I., dass beide Kirchen eine gemeinsame Haltung zu den wichtigen ethischen Fragen haben, mit denen die Menschen von heute konfrontiert sind. Die Bewahrung der moralischen Werte sei ein wichtiges Thema der Zusammenarbeit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Kyrill I.: „Wir haben die selben Auffassungen zur sogenannten alternativen Ehe, zur Euthanasie, zur Abtreibung und zu allem, was wir als Gefährdung der Integrität der menschlichen Person ansehen“. Sowohl die russisch-orthodoxe als auch die römisch-katholische Kirche seien in großer Sorge über die Verfolgung der Christen, „vor allem im Nahen Osten, aber nicht nur dort“. Das sei auch bei seiner Begegnung mit Papst Franziskus in Havanna im Vorjahr ein zentrales Thema gewesen, sagte der Moskauer Patriarch.
Kyrill I. erinnerte an seinen ersten Kroatien-Besuch im Jahr 2001. Seither habe es viele Kontakte gegeben, die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem Moskauer Patriarchats und Kroatien sei sehr positiv. Zugleich verwies der Patriarch auf die jahrhundertealten Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der serbisch-orthodoxen Kirche, die in Kroatien durch den Metropoliten von Zagreb repräsentiert sei. Die Begegnung mit dem damaligen kroatischen Staatspräsidenten in Begleitung des damaligen Zagreber Metropoliten im Jahr 2001 sei ihm in lebhafter Erinnerung, so Kyrill I.
Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic würdigte die Position des Moskauer Patriarchats im ökumenischen und interreligiösen Dialog im Hinblick auf die Verhinderung von kriegerischen Auseinandersetzungen und zur Beendigung der Christenverfolgungen in verschiedenen Weltregionen. Der kroatische Staat betrachte die Religionsgemeinschaften als „Partnerinnen“ zur Verteidigung positiver Werte, die „durch militärische Aktionen oder Verfolgungen“ in Gefahr gebracht worden sind. Vor allem seien die Religionsgemeinschaften aber auch bemüht, jene spirituellen Werte aufrecht zu erhalten, die „in der Welt von heute aufs Spiel gesetzt werden“.
An der Begegnung zwischen dem Moskauer Patriarchen und der kroatischen Staatspräsidentin nahm u.a. auch der Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion (Alfejew).