Moskauer Patriarchat nimmt drei „westliche“ Heilige in seinen Heiligenkalender auf

Heiliger Synod der russisch-orthodoxen Kirche beschloss umfangreiche Festlichkeiten zum bevorstehenden 1.030-Jahr-Jubiläum der „Taufe der Rus“

0
722
Foto: © Лапоть (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

Moskau, 15.05.18 (poi) Der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats hat am Montag drei westliche Heilige des ersten Jahrtausends in seinen offiziellen Heiligenkalender („Menaion“) aufgenommen. Es handelt sich um den Heiligen Gallus, Mönch aus Bangor und „Erleuchter“ der östlichen Schweiz (gestorben 650), den Heiligen Columban, Abt von Luxeuil (gestorben 615) und den Heiligen Fridolin von Säckingen (gestorben 540). Bereits im Vorjahr hatte das Moskauer Patriarchat den Heiligen Patrick, die Heilige Genevieve von Paris und 14 weitere westliche Heilige des ersten Jahrtausends der ungeteilten Christenheit in sein „Menaion“ eingeschrieben. 2014 war eine eigene Kommission unter dem Vorsitz von Metropolit Kliment (Kapalin) von Kaluga eingesetzt worden, deren Aufgabe es ist, die Viten von westlichen Heiligen im Hinblick auf verschiedene Kriterien zu prüfen: Ihr „makelloses Bekenntnis“ des Glaubens der ungeteilten Kirche, die Umstände ihrer Heiligsprechung , das Nichtvorkommen ihrer Namen in polemischen Schriften gegen die östliche Kirche und ihre Verehrung in Diaspora-Eparchien der orthodoxen Kirchen im Westen.

Ein weiterer Beschluss des Heiligen Synods betrifft die 1.030-Jahr-Feiern der „Taufe der Rus“.  Rund um den 28. Juli – den Gedenktag der „Taufe der Rus“ in Kiew – wird es in allen russisch-orthodoxen Eparchien eine Fülle von Gottesdiensten, Konzerten, Ausstellungen und Vorträgen geben. Zur Vorbereitung der Feiern wurde eine eigene Kommission unter dem Vorsitz von Metropolit Varsonofij (Sudakow) von St. Petersburg gebildet.

Die Sitzung des Heiligen Synods fand wieder im historischen barocken Gebäude des „Heiligsten Dirigierenden Synods“ statt, der in der „synodalen Epoche“ von Peter dem Großen bis 1917 die russisch-orthodoxe Kirche geleitet hatte. Patriarch Kyrill I. nahm in seiner Eröffnungsansprache ausdrücklich darauf Bezug und sagte, durch die Tagung in diesen historischen  Mauern gebe es eine „spirituelle Verbindung zur Vergangenheit“, es werde die Kontinuität dessen deutlich, was in der russisch-orthodoxen Kirche unabhängig von den geschichtlichen Epochen unternommen wurde, um das Evangelium in den Alltag zu übersetzen.

Nach der Sitzung sagte der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), die Situation nach dem Vorstoß des Präsidenten Petro Poroschenko und der Obersten Rada beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zur Etablierung einer „autokephalen“ Kirche in der Ukraine sei nicht auf der Tagesordnung des Heiligen Synods gestanden. Da aber Patriarch Kyrill zahlreiche Briefe von ukrainischen Gläubigen erhalten habe, sei es doch zu einer Diskussion gekommen. Die Mitglieder des Heiligen Synods hätten dabei übereinstimmend darauf verwiesen, dass es sich um keinen dem Kirchengesetz entsprechenden Vorgang gehandelt habe. Der Appell an den Ökumenischen Patriarchen sei durch die säkularen Autoritäten der Ukraine mit Unterstützung durch schismatische Gemeinschaften erfolgt. Der Status dieser Gemeinschaften, die sich von der ukrainisch-orthodoxen Kirche getrennt hätten, werde von der Weltorthodoxie nicht anerkennt, er sei daher nichtig. Es sei unmöglich, dass eine kanonische kirchliche Autorität auf der Grundlage einer Initiative schismatischer Gemeinschaften oder säkularer Autoritäten entscheide, „die inakzeptable Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten betreibt“, so Metropolit Hilarion. Die Zuerkennung eines „autokephalen“ Status an eine schismatische Gemeinschaft gegen den Willen der kanonischen Kirche des Territoriums wäre ein „kirchenrechtlicher Nonsens“.

Wenige Tage vor dem Heiligen Synod hatte – am 11. Mai – auch der Oberste Rat der russisch-orthodoxen Kirche unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill in Moskau getagt. Auf der Tagesordnung standen die Verwirklichung der Beschlüsse des letzten Bischofskonzils vom vergangenen Dezember, die Feiern zum 1.030-Jahr-Gedenken der „Taufe der Rus“ und die „Koordinierung der missionarischen Aktivitäten unter den in Russland lebenden Chinesen“.