Neuer Administrator der russisch-orthodoxen Eparchie Wien und Österreich

Bischof Antonij von Zwenigorod wurde vom Heiligen Synod des Moskauer Patriarchats mit dieser Aufgabe betraut – Der Bischof ist aus seiner Zeit als Pfarrer der russisch-orthodoxen Gemeinde in Rom mit der katholischen Kirche wohlvertraut

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Foto ©: Thomas Ledl (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Wien-Moskau, 29.12.17 (poi) Die russisch-orthodoxe Eparchie Wien und Österreich hat einen neuen Administrator: Am Donnerstag beschloss der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats die Ernennung des Bischofs von Zwenigorod, Antonij (Sewrjuk), zum Administrator der Eparchie von Wien und Österreich. Der bisherige Administrator der Eparchie Wien, Bischof Tichon (Zaitsew), wurde zum Administrator der vakanten russisch-orthodoxen Eparchie Berlin und Deutschland bestimmt; diese Funktion hatte nach dem Tod von Erzbischof Feofan im Vorjahr zunächst Bischof Antonij innegehabt. Bischof Antonij wird auch die Aufgaben eines russisch-orthodoxen Bischofs von Budapest und Ungarn wahrnehmen. Zudem bleibt er Vorsitzender der Verwaltung der Institutionen des Moskauer Patriarchats im Ausland.

Antonij Sewrjuk stammt aus Twer, wo er am 12. Oktober 1984 geboren wurde. Nach der Gymnasialzeit am Lyceum in Twer studierte er am Priesterseminar in St. Petersburg und arbeitete in der internationalen orthodoxen Jugendorganisation „Syndesmos“ mit. 2007 absolvierte er ein Studienjahr in Finnland und war anschließend als Referent im Außenamt des Moskauer Patriarchats tätig. 2009/10 war er persönlicher Sekretär von Patriarch Kyrill I., im März 2009 erhielt er die Mönchsweihe, am 3. April 2010 weihte ihn Patriarch Kyrill in der Moskauer Erlöserkathedrale zum Priester. Ab 2011 war er Pfarrer der russisch-orthodoxen Gemeinde in Rom und Rektor der Katharinenkirche im Park der römischen Villa Abamelek. Am 26. Oktober 2015 wurde er zum Bischof von Bogorodsk geweiht und zum Administrator der russisch-orthodoxen Gemeinden in Italien sowie zum Vorsitzenden der Verwaltung der Institutionen des Moskauer Patriarchats im Ausland ernannt. Die Verantwortung für die russisch-orthodoxen Gemeinden in Italien behielt er bis zum August 2017. Seit 24. Dezember 2015 war er auch Mitglied des Obersten Kirchenrates des Moskauer Patriarchats; in dieser Funktion nahm er am Dienstag und Mittwoch dieser Woche an der jüngsten Sitzung dieses Gremiums in Moskau teil. Zentrales Thema waren die Beschlüsse des kürzlich abgehaltenen Bischofskonzils der russisch-orthodoxen Kirche und die Implementierung dieser Beschlüsse.

Die russisch-orthodoxe Kirche kann in Wien auf eine mehrhundertjährige Geschichte zurückblicken, die eng mit der russischen diplomatischen Vertretung verbunden war, ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auch mit der Präsenz großer aristokratischer Familien (Razumovsky usw.). Das Herz der russischen Diözese ist die Nikolauskathedrale im 3. Wiener Bezirk. Sie wurde in den Jahren 1893 bis 1899 nach Plänen des russischen Architekten Grigorij I. Kotow (1859-1942) erbaut. Zar Alexander III. schenkte der Kathedrale schon zu Baubeginn vier eindrucksvolle Granitsäulen und einen prachtvollen Luster. Durch die politischen Umstände ab 1914 war die Kathedrale viele Jahre geschlossen oder zweckentfremdet. Erst 1946 wurde sie wieder für den Gottesdienst geöffnet. Bei der Restaurierung in den Jahren 2003 bis 2008 erfolgte unter Leitung des in Russland hochangesehenen Malermönchs Archimandrit Zenon auch die Ausmalung der Oberkirche.

1962 wurde die russisch-orthodoxe Eparchie Wien und Österreich kirchenrechtlich errichtet. Die staatliche Anerkennung der russisch-orthodoxen Diözese erfolgte im März 2012. Zuvor hatte sich das Moskauer Patriarchat seit vielen Jahren um die staatliche Anerkennung seiner österreichischen Eparchie bemüht. Diese Anerkennung wurde durch die 2011 erfolgte Novellierung des Orthodoxengesetzes möglich. Patriarch Kyrill I. hatte die im Hinblick auf die österreichischen staatskirchenrechtlichen Vorschriften novellierten Statuten der Diözese am 15. Dezember 2011 genehmigt.

Bischof Antonij ist aus seiner römischen Zeit wohlvertraut mit der katholischen Kirche. An der katholischen Bischofssynode über die Neuevangelisierung im Oktober 2012 nahm er als Gastdelegierter des Moskauer Patriarchats teil. In einem Interview im November 2012 stellte Antonij Sewrjuk fest, dass die römisch-katholische Kirche der orthodoxen Kirche im Hinblick auf viele gesellschaftliche Fragen am nächsten stehe. Zu vielen Problemen würden die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe Kirche gemeinsame Positionen vertreten.

Im Hinblick auf die vielen russisch-orthodoxen Migranten in Italien waren die Moskauer Pfarrgemeinden auf der Apenninenhalbinsel 2007 aus der für Westeuropa zuständigen Eparchie Korsun ausgegliedert worden. Die „Verwaltung der Pfarrgemeinden des Moskauer Patriarchats in Italien“ wurde 2012 von den italienischen Behörden gesetzlich anerkannt. Antonij Sewrjuk wirkte zunächst als Sekretär dieser Verwaltung, nach seiner Bischofsweihe dann als Administrator. Mittlerweile gibt es mehr als 60 russisch-orthodoxe Pfarrgemeinden in Italien, viele Pfarrangehörige sind russische, ukrainische, weißrussische, moldawische, kasachische Staatsbürger, andere haben bereits die italienische Staatsbürgerschaft angenommen.

Die Gründung der russisch-orthodoxen Pfarrgemeinde in Rom wurde von Kaiser Alexander I. im Jahr 1803 veranlasst. Der Bau einer eigenen Kirche war auf dem Hintergrund der politischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts erst nach dem Jahr 2000 möglich, die Katharinenkirche wurde 2009 geweiht.

Bischof Antonij ist u.a.mit Papst Franziskus und Papst Benedikt zusammengetroffen, er führte auch Gespräche mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch.

Bischöfliches Revirement in der Diaspora

Die Berufung des neuen Administrators für die russisch-orthodoxe Eparchie Wien und Österreich ist Teil eines größeren bischöflichen Revirements, das für die ganze westeuropäische Diaspora des Moskauer Patriarchats durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses Revirements übernimmt Bischof Antonij (Sewrjuk), der jetzt den Titel „Administrator von Wien und Budapest“ trägt „zeitweilig“ wieder die bischöfliche Verantwortung für die russisch-orthodoxen Gemeinden in Italien, die er bereits bis August 2017 innehatte. Sein zwischenzeitlicher Nachfolger in Italien, Bischof Matfej (Andrejew), ist als „Bischof von Surosch“ jetzt zuständig für die russisch-orthodoxen Gemeinden in Großbritannien. Der bisherige Erzbischof von Surosch, Elisej (Ganaba), wird neuer russisch-orthodoxer Erzbischof von Den Haag und den Niederlanden. Der bisherige Wiener Administrator, Bischof Tichon (Zaitsew), wird Administrator der vakanten Eparchie Berlin und Deutschland.