Neuer russisch-orthodoxer Metropolit für Wien

Ioann (Roschtschin) löst Antonij (Sewrjuk) ab, der zum Exarchen des Moskauer Patriarchen für Westeuropa bestimmt wurde und die schwierigen Verhandlungen mit der in Paris beheimateten „Erzdiözese der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa“ zu führen haben wird .- Der neue russisch-orthodoxe Metropolit für Wien und Budapest hat viele Erfahrungen im Bereich des ökumenischen und interreligiösen Dialogs - Er war lange Zeit in den USA tätig

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Foto: © Bwag (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 Internationa)

Moskau-Wien, 02.06.19 (poi) Die russisch-orthodoxe Eparchie Wien und Österreich – und die Eparchie Budapest und Ungarn – haben einen neuen Bischof: Ioann (Roschtschin) löst als neuer „Metropolit von Wien und Budapest“ Erzbischof Antonij (Sewrjuk) ab, der ab sofort Erzbischof von Korsun (der altrussische Name für die Krim-Stadt Cherson) sowie Exarch des Moskauer Patriarchen für Westeuropa ist. Erzbischof Antonij bleibt weiterhin verantwortlich für die Institutionen des russisch-orthodoxen Patriarchats im weiteren Ausland. Die entsprechenden Beschlüsse wurden vom Heiligen Synod des Moskauer Patriarchats bei seiner jüngsten Sitzung am 30. September im historischen Gebäude des „Heiligsten Dirigierenden Synods“ der Synodalzeit in St. Petersburg gefasst. Erzbischof Antonij genießt das besondere Vertrauen von Patriarch Kyrill, dessen persönlicher Sekretär er früher war. Seine Aufgabe wird es sein, die schwierigen Verhandlungen mit der „Erzdiözese der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa“ zu führen, die vom Patriarchat von Konstantinopel für aufgelöst erklärt wurde.

Bei der nächsten Generalversammlung der „Erzdiözese der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa“ am 7. September soll die Entscheidung fallen, ob sich die russischen Gemeinden in Westeuropa aus der Jurisdiktion von Konstantinopel lösen und dem Patriarchat Moskau unterstellen. Bei den bisherigen Verhandlungen der Vertreter der in Paris beheimateten Erzdiözese mit dem Moskauer Patriarchat konnten bereits viele Fragen geklärt werden, einige sind noch offen, wie der Website der Erzdiözese zu entnehmen ist. Eine Hauptsorge in Paris gilt den Konsequenzen einer Unterstellung unter das Omophorion des Moskauer Patriarchen im Hinblick auf den Abbruch der eucharistischen Gemeinschaft mit den orthodoxen Gemeinden in Westeuropa, die zum Ökumenischen Patriarchat gehören.

Der neue Wiener russisch-orthodoxe Bischof Ioann (Roschtschin) ist 45 Jahre alt und stammt aus Moskau. Nach der Matura studierte er zunächst Jus, 1993 trat er als Novize in das Pskower Höhlenkloster ein. 1994-1997 studierte er am Moskauer Theologischen Seminar; in dieser Zeit war er auch im Verlag des Moskauer Patriarchats tätig. 1997 wurde er zum Mitarbeiter im Außenamt des Moskauer Patriarchats (in der Abteilung für die ökumenischen Beziehungen zu den anderen christlichen Kirchen) ernannt.

Im Dezember 1998 war er Mitglied der Delegation der russisch-orthodoxen Kirche bei der 8. Vollversammlung des Weltkirchenrats in der simbabwischen Hauptstadt Harare; dort wurde er zum Mitglied des Zentralausschusses des Weltkirchenrats gewählt.1999-2000 studierte er an der St. Vladimir Theological Academy im Bundesstaat New York, anschließend bis 2002 an der Philosophischen Fakultät der Catholic University of America in Washinton.

Von 2003 bis 2009 war der heutige Metropolit im Außenamt des Patriarchats bei der Betreuung der interreligiösen Beziehungen engagiert, darunter die Zusammenarbeit mit dem Interreligiösen Rat Russlands und dem Interreligiösen Rat der GUS-Staaten; er war Mitglied der Kommission „Islam in Europa“ der „Konferenz Europäischer Kirchen“ (CEC) und nahm an der Vorbereitung und Durchführung des 4., 5. und 6. Treffens der russisch-iranischen Kommission für den Dialog zwischen Orthodoxie und Islam teil.

Am 28. August 2007 wurde er vom damaligen Leiter des Außenamts (und heutigen Moskauer Patriarchen), Metropolit Kyrill von Smolensk, zum Diakon geweiht, einen Monat später zum Priester. Der Heilige Synod wählte ihn 2009 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft. 2012 bestimmte ihn der Heilige Synod zum Vertreter des „World Russian People’s Council“ bei den Vereinten Nationen und zum Geistlichen der St. Nicholas Cathedral in New York.

Am 11. März 2014 erhielt er vom Abt des Dreífaltigkeitsklosters in Sergijew Posad, Erzbischof Feognost (Guzikow), die Mönchsweihe mit dem Namen Ioann zu Ehren des in der ganzen Orthodoxie hochverehrten Heiligen John von Shanghai und San Francisco. Mit Beschluss des Heiligen Synods vom 25. Juli 2014 wurde er zum Bischof von Naro-Fominsk und Leiter der Gemeinden des Moskauer Patriarchats in den Vereinigten Staaten ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte am 1. August 2014 durch Patriarch Kyrill in Moskau.

Ab 2018 wirkte der heutige Wiener Metropolit u.a. auch als Ko-Vorsitzender der bilateralen Kommission für den Dialog zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Im Oktober 2018 übernahm er die pastorale Verantwortung für die Gemeinden des Moskauer Patriarchats in Italien, nachdem er die Verantwortung für die Gemeinden in den USA abgegeben hatte. Im Dezember 2018 wurde er zum Bischof von Korsun und Exarch für Westeuropa ernannt. Am 3. Jänner des heurigen Jahres erfolgte seine Rangerhöhung zum Metropoliten.