Neuerlicher Schulterschluss zwischen dem Moskauer Patriarchat und seiner autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche

Heiliger Synod der russisch-orthodoxen Kirche macht sich Erklärung der ukrainisch-orthodoxen Kirche zu eigen – Orthodoxe Ortskirchen “erkennen den illegalen Akt des Patriarchats von Konstantinopel nicht an”

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Foto: © (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Moskau, 05.04.19 (poi) Neuerlicher Schulterschluss zwischen dem Moskauer Patriarchat und seiner autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche: Der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche hat sich unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill am 4. April bei seiner ordentlichen Sitzung im Moskauer Danielskloster die tags zuvor vom Heiligen Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche beschlossene Erklärung zu eigen gemacht. Die – im Pressetext des Moskauer Heiligen Synods vollinhaltlich wiedergegebene – Erklärung lautet: “Die Idee einer Überwindung des kirchlichen Schismas in der Ukraine durch die Gewährung des Tomos der Autokephalie an die unkanonischen kirchlichen Gruppen (‘Kiewer Patriarchat’/UOC-KP und ‘Ukrainische autokephale orthodoxe Kirche’/UAOC) hat sich als Irrtum herausgestellt. Keine der orthodoxen Ortskirchen hat diesen vom Patriarchat von Konstantinopel begangenen illegalen Akt anerkannt, während ein großer Teil der Ortskirchen – einschließlich der Kirchen von Antiochien, Russland, Serbien, Zypern, Albanien, Polen, Tschechien/Slowakei – in unterschiedlicher Form den Widerspruch gegen die Entscheidungen des Patriarchats von Konstantinopel bekundet hat. Die Ortskirchen haben auch festgestellt, dass sie die neugeschaffene ‘Orthodoxe Kirche der Ukraine’ und die in dieser Struktur vollzogenen Weihen nicht anerkennen und ihrem Klerus jeglichen Gebetskontakt und liturgische Konzelebration mit deren Vertretern in welcher Form auch immer untersagen. Es hat also keine Annahme der Aktionen des Patriarchats von Konstantinopel – das in der Tat versucht hat, das Schisma zu legalisieren – durch die Weltorthodoxie gegeben. Die Legalisierung des Schismas ist nicht der Weg, um die kirchliche Einheit zu erreichen. Wir erinnern daran, dass entsprechend der historisch-kanonischen Tradition der Kirche die Autokephalie nur einer einigen Kirche innerhalb eines bestimmten Staates verliehen werden kann, nicht irgendeinem Teil, der aus dem Leib der Kirche herausgebrochen ist”.

Der Moskauer Heilige Synod bekundete “volle Unterstützung” für die kanonische ukrainisch-orthodoxe Kirche, die Mühsal zu ertragen habe. Die Sitzungsteilnehmer unterstrichen, dass die ganze russisch-orthodoxe Kirche den Mut und die Festigkeit der Bischöfe, Priester, Mönche, Nonnen und frommen Laien der ukrainisch-orthodoxen Kirche in dieser Zeit der von den derzeitigen staatlichen Autoritäten der Ukraine ausgelösten Verfolgungen überaus schätze. Das Oberhaupt der autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij (Berezowskij), ist ein geborenes Mitglied des Heiligen Synods des Moskauer Patriarchats; er war bei der Sitzung im Danielskloster anwesend. Die autonome ukrainisch-orthodoxe Kirche wird als personell (auch bei den Bischofsernennungen) und finanziell völlig selbständig bezeichnet.

Verbindung mit dem “Großen Sieg”

Bereits zum Auftakt der Sitzung hatte Patriarch Kyrill die Aufmerksamkeit der Synodalen auf die Beschlussfassung über die Thematik der 28. Internationalen Weihnachts-Vorlesungen gelenkt (diese Vorlesungen haben besondere Bedeutung, weil sie immer wieder Aufschluss über die theologisch-philosophisch-pastorale Ausrichtung der russischen Kirche geben). Der Oberste Kirchenrat schlage dem Heiligen Synod als Thematik “Der große Sieg: Erbe und Erben” vor (2020 ist das 75-Jahr-Gedenken des Sieges im Zweiten Weltkrieg fällig), erklärte der Patriarch. Die Thematik sei im Kontext des Jubiläumsjahres des Sieges besonders wichtig. Es genüge aber nicht, über die Vergangenheit zu reden. Es sei wichtig, eine Verbindung zwischen dem Sieg, den “das russische Volk unter unglaublich harten Bedingungen errungen” habe, und der Gegenwart herzustellen. Es müsse über die Fähigkeit des modernen Menschen nachgedacht werden, Taten zu setzen, aber auch über den Platz der Kirche bei der Bildung der spirituellen und moralischen Gefühle des Volkes, die ihm helfen, “in friedlichen Jahren und – Gott behüte – in den Jahren der Prüfungen der historischen Tradition unseres Landes zur Verteidigung der Heimat treu zu bleiben”.