Ninive-Ebene: Christliche Patriarchen retteten den Frieden

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Foto ©: Garzo (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

Bagdad-Erbil, 02.11.17 (poi) Die Patriarchen Mar Louis Raphael Sako (chaldäisch-katholische Kirche) und Mar Ignatius Aphrem II. (syrisch-orthodoxe Kirche) haben in der Ninive-Ebene einen neuen Zusammenstoß zwischen der irakischen Regierung in Bagdad und der kurdischen Regionalregierung in Erbil verhindert. Sie hatten übereinstimmend ihre Sorge im Hinblick auf die jüngsten Entwicklungen in der Ninive-Ebene zum Ausdruck gebracht, so die katholische Nachrichtenagentur „Fides“. Die Stellungnahmen der Patriarchen bezogen sich auf Befürchtungen, dass die Ebene zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen zwischen der Regierung in Bagdad und der Regierung der autonomen kurdischen Region werden könnte. In diesem Zusammenhang war es zur Flucht von hunderten christlichen Familien aus Tel Kef gekommen, die erst vor kurzem – nach der Befreiung des Gebiets aus der Gewalt der IS-Terroristen – wieder in ihre Häuser zurückgekehrt waren. Der Sieg über die Terroristen sei, so Mar Ignatius Aphrem II. am 29. Oktober, durch die Koordination zwischen irakischer Armee und kurdischen Peshmerga-Milizen möglich gewesen. Auf der Grundlage dieses Geistes der Kooperation müsse nun ein Dialog zwischen den Regierungen in Bagdad und Erbil stattfinden. Ähnliche Empfehlungen sprach Mar Louis Raphael Sako in einem ebenfalls am 29. Oktober veröffentlichten Dokument aus. Darin forderte der chaldäische Patriarch die Beendigung des juridischen Konflikts um die Ninive-Ebene und eine Rückkehr zum „einheitlichen und stabilen“ Status von vor 2003. Der Patriarch beklagte militärische Operationen in Telkef und an anderen Orten, bei denen „schuldlose Kinder verletzt und Häuser christlicher Familien für militärische Stellungen benutzt wurden”.

Die Stellungnahmen der beiden Patriarchen dürften dazu beigetragen haben, dass es noch am 29. Oktober zu einer niedrigschwelligen Vereinbarung zwischen Repräsentanten Bagdads und Erbils kam, die einen Rückzug der kurdischen Milizen aus der Ebene und die Übernahme ihrer Positionen durch Einheiten der irakischen Regierungsarmee vorsieht. Die Vereinbarung sieht auch die Stationierung irakischer Einheiten am Grenzübergang Habur vor, über den nahezu der gesamte Warenaustausch zwischen der kurdischen autonomen Region und der Türkei läuft.

Aus Telkef waren am Abend des 24. Oktober viele Einwohner mit Kleintransportern und Bussen nach Alqosh und in Dörfer in der Umgebung gefahren, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, dass es möglicherweise bald zu Gefechten zwischen Soldaten der irakischen Armee und Milizionären der kurdischen Peshmerga kommen könnte. Diese Vorgänge lösten Erinnerungen an die Massenflucht der christlichen Bewohner aus der Ninive-Ebene im August 2014 aus, als nach dem Vorstoß der IS-Terroristen mehr als 100.000 Christen in die kurdische Region flüchten mussten.