Belgrad, 07.06.18 (poi/örkö) Die Vertiefung des ökumenischen Dialogs zwischen den Kirchen und die Intensivierung des Zeugnisses für das Evangelium in Europa sieht der neugewählte Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (CEC), der französische reformierte Pastor Christian Krieger, als eine Hauptaufgabe des Zusammenschlusses anglikanischer, reformatorischer, orthodoxer und altkatholischer Kirchen . Bei der CEC-Generalversammlung in Novi Sad wurden die anglikanische Bischöfin von Loughborough, Gulnara Eleanor Francis-Dehqani, und der Stockholmer griechisch-orthodoxe Metropolit Cleopas (Strongylis) zu Vizepräsidenten der CEC gewählt. Die Generalversammlung ging am Mittwoch mit einem Sendungsgottesdienst zu Ende, bei dem die Rolle der christlichen Hoffnung für die Zukunft Europas unterstrichen wurde.
In der Schlussbotschaft wurden die drei Schlüsselbegriffe der CEC-Generalversammlung – Zeugnis, Gerechtigkeit, Gastfreundschaft – zu einem Appell verdichtet, die Solidarität zu vertiefen, gerechte Gemeinschaften aufzubauen und den Dialog zu praktizieren. U.a. werden in dem Text Christen und Kirchen aufgerufen, sich für das Ende von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung einzusetzen, sich um Versöhnung und friedliche Lösung von Konflikten zu bemühen, den an den Rand Gedrängten beizustehen und im Sinn der Bewahrung der Schöpfung für ökologische und Klima-Gerechtigkeit zu arbeiten. Flüchtlingen und Fremden jeglichen Religionsbekenntnisses solle ein „großzügiger Willkomm“ bereitet werden, es sei Aufgabe der Christen, Menschenrechte und sozioökonomische Gerechtigkeit für alle einzufordern.
Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfarrer Olav Fykse Tveit, betonte in seinen Glückwünschen an Pastor Krieger, er setze auf vertiefte Zusammenarbeit mit der CEC. Gemeinsam werde man Wege finden, um sich den „entzweienden Kräften“ und der „Furcht vor dem Fremden“ entgegenzustellen. Denn diese Kräfte führten zu populistischen Formen der Ausschließung der Flüchtlinge und Migranten und unterminierten auf diese Weise „die menschliche Gemeinschaft und die christlichen Werte“.
Ein Höhepunkt der CEC-Vollversammlung war am Sonntag eine Gebetsprozession am Donauufer. Die Prozession begann beim Denkmal für die Opfer des Blutbads, das von der ungarischen Besatzungsmacht im Jänner 1942 an mehr als 1.000 orthodoxen und jüdischen Bewohnern der Stadt angerichtet worden war. Von dem Denkmal zog die Prozession weiter zur Varadin-Brücke und dann zur Zezelj-Brücke. Beide Brücken waren bei den NATO-Angriffen des Jahres 1999 zerstört worden, die Varadin-Brücke wurde im Jahr 2000 wiederhergestellt, die Eröffnung der neugebauten Zezelj-Brücke erfolgte im heurigen Frühjahr. Der Leiter des Historischen Archivs der Stadt Novi Sad, Petar Djurdjev, erinnerte an die Leiden der Opfer von Gewalt und Grausamkeit in der Hauptstadt der Vojvodina. Am Ende der Prozession pflanzten vier Delegierte der CEC-Vollversammlung Bäume als Symbol der Rechtschaffenheit und Fruchtbarkeit. Der scheidende CEC-Präsident, Bischof Christopher Hill, erinnerte daran, dass die Konferenz Europäischer Kirchen aus tiefer Überzeugung für Versöhnung eintrete, Versöhnung nicht nur in einem ökumenischen, sondern auch in einem interreligiösen Europa. Die Prozession zu den Brücken von Novi Sad erfolgte gleichsam als „Übersetzung“ des Auftrags zum Bau spiritueller Brücken zwischen Serbien und dem übrigen Europa.
Primas Welby und Metropolit Emmanuel beim Patriarchen
Der anglikanische Primas, Erzbischof Justin Welby, verband die Teilnahme an der CEC-Generalversammlung mit einem offiziellen Besuch beim serbisch-orthodoxen Patriarchen Irinej. Am 2. Juni traf der Primas mit seiner Delegation – der u.a. der Bischof von Gibraltar, Robert Innes, und der für den Kontakt zur Orthodoxie zuständige Bischof von Ebbsfleet, Jonathan Goodall, angehörten – in der serbischen Hauptstadt ein. Das Treffen mit Patriarch Irinej fand in der St. Sava-Kathedrale statt, anschließend wurden im Kathedral-Pfarrhaus ökumenische Gespräche geführt. Auch bei seiner Heimkehr nach London machte der anglikanische Primas wieder in Belgrad Station, wo er die Simeonskapelle im Patriarchalpalast besuchte und gemeinsam mit den anderen Delegationsmitgliedern die Ikone des Heiligen Simeon von Serbien verehrte.
Zum Abschluss der CEC-Vollversammlung besuchte auch der Pariser griechisch-orthodoxe Metropolit Emmanuel (Adamakis) den serbischen Patriarchen. Metropolit Emmanuel, der mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. besonders eng verbunden ist, und Patriarch Irinej tauschten Meinungen über das aktuelle Verhältnis der autokephalen orthodoxen Kirchen zueinander aus.