Der Bischof der serbischen orthodoxen Diözese von Österreich, Schweiz, Italien und Malta, Andrej Cilerdzic lud am 8. Juni in die Kirche zur Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin, in Wien- Ottakring, zu einem besonderen Konzert ein. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche, die 2014 von der katholischen Erzdiözese Wien an die Serbische Orthodoxe Kirche übergeben worden konzertierte der vielfach ausgezeichnete Belgrader Rundfunkchor unter seinem -seit 2005- Chefdirigenten Bojan Sudjic -vormals Chefdirigent der Belgrader Volksoper. Auf dem Programm stand- wie in der orthodoxen Kirche üblich- reine Chormusik ohne Instrumentalbegleitung vorwiegend liturgischen Charakters. Diese wohltuende modale Musik des sogenannten Oktoich-( das acht- Töne System, auf dem die liturgische Gesänge der Byzantinischen, Syrischen, Armenischen, Georgischen, Lateinischen und Slawischen Kirchen seit dem frühen Mittelalter beruhen und die in modifizierter Form bis heute im einstimmigen Gesang der Kirchen des Byzantinischen Ritus gepflegt werden, prägt die vorgetragenen Kompositionen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Die acht „Tonräume“, vergleichbar den sogenannten Kirchentonarten dorisch, phrygisch, lydisch ,mixolydisch und weiteren vier Unterarten haben in der orthodoxen liturgischen Tradition jeweils Bezüge zum „Thema“ eines Festes oder eines Tages – was auch hörbar durch den Chorleiter in der Kirche etwa mit dem auf dem jeweiligen Ton gesungenen: „erster Ton“ angekündigt wird (der „erste Ton „ entspricht dem Dorischen. So werden etwa Marienhymnen im „Lydischen“ Ton, angestimmt – und so haben spätere Komponisten z.B. bewusst ein Marienthema mit lydischer Skala komponiert.
Hier sei, so Bischof Andrej, der selbst ein ausgewiesener Fachmann serbischer Kirchenmusik ist, quasi in der Musiktradition selbst ökumenisches Potential gegeben, wenn z.B. die Gregorianik solche Modi verwendet- heutzutage aber auch generell moderne Gebetgesänge- etwa im monastischen Gebetsort der Jugend, Taize, oder in Liturgien ökumenischer neuer Bewegungen wie Sant Egidio, die sich, ebenfalls ohne Instrumentalbegleitung der meditativen Kraft dieser alten Skalen bedienen.
Man sollte sich diese „Modi“ aber nicht als „Ausschnitt“ einer -viel später entwickelten- klassischen Tonleiter nach dem Quintenzirkel vorstellen, sondern als eine Tonlinie gleich einer Girlande, die sich auf einen Ton als Zielpunkt hinbewegt. (eher vergleichbar den indischen Ragas) der als Grundton immer präsent ist.
Beweis für die belebende Kraft solcher Gesänge und ihres immanten kreativen Potentials gaben die beim Konzert erklingenden Werke von Stevan Hristic (+1958) und Marko Tajevic (+1984) und Meister Stevan St. Mokranjac (+1914).
Großartig begann der Abend mit den wunderbar vertonten Gesängen aus dem Oktoich von Kornelije Stankovic (+1865) einem Schüler von Bruckner! (Umso bemerkenswerter, dass seine Kompositionen ganz ohne Orgel und Orchester auskommen!) – der die volkstümliche Art der Kirchengesangs erstmals notierte und bearbeitete und so die Grundlage für die weitere Entwicklung erst schuf!
Auch aus Sergej Rachmaninov`s Vesper Nr. 37 waren zwei Gesänge zu hören.
Der Chor und sein Chefdirigent gaben ihr ganzes Können, ihr Herz und ihre Seele bei der Wiedergabe dieser innigen und kraftvollen Gesänge!
Erwähnenswert, dass die gesamte Tournee des serbischen Rundfunkchores nicht von einer Agentur, sondern von den Kirchengemeinden der Diözese in Zürich, Bern, St. Gallen, München und Wien veranstaltet wurde, deren Bischof +Andrej in Wien zusammen mit den Ehrengästen, an der Spitze die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler (ÖVP) und der serbische Botschafter in Österreich, Pero Jankovich bewegt und äußerst erfreut allen Beteiligten, den engagierten Gläubigen wie natürlich dem Chor und den Solisten und besonders dem Dirigenten Bohan Sudjic für dieses große und kostbare Geschenk eines unvergesslichen Konzertabends dankte. Standing ovations!
Claudia Schneider