„Ökumene ist eine Notwendigkeit in der akademischen theologischen Ausbildung“

Bei der Zweijahres-Konferenz der Weltkirchenrats-Kommission für ökumenische Erziehung und Bildung in Bossey wurde bedauert, dass es weltweit weniger Raum für „institutionelle ökumenische theologische Bildung“ gibt

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Foto: © Geoff Livingston (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Genf, 01.11.19 (poi) Ökumene ist eine Notwendigkeit im Curriculum der akademischen theologischen Ausbildung, nicht eine Option am Rande: Dies betonte Prof. Christophe Chalamet (protestantische theologische Fakultät Genf) bei der Zweijahres-Konferenz der Weltkirchenrats-Kommission für ökumenische Erziehung und Bildung, die im Ökumenischen Institut Bossey stattfand. Es sei heute nicht mehr möglich, ein orthodoxer, protestantischer oder römisch-katholischer Theologe zu sein, der nur Theologie aus dem jeweils eigenen Bereich liest. Nicht einmal pentekostale (pfingstkirchliche) Theologen könnten sich das erlauben. Wörtlich sagte Prof. Chalamet: „Ökumenismus bedeutet Austausch der Gaben, einschließlich der lehrmäßigen und spirituellen Gaben, über die Grenzen der christlichen Traditionen hinweg, und die gemeinsame Suche nach der Einheit aller Christen. Das Studium der Theologie muss heute auf dieses Ziel schauen. Theologische Bildung ist ökumenisch oder sie ist keine theologische Bildung“.  Prof. Esther Mombo von der theologischen Abteilung der St. Paul’s University im kenianischen Limuru sagte bei der Podiumsdiskussion in Bossey, wissenschaftliche Theologie werde sich heute zunehmend bewusst, dass Fragen, die die meisten Kirchen betreffen, im Grunde Fragen sind, die die ganze Menschheit angehen, nicht nur einzelne Konfessionen. Ökumenismus sei ein Bestandteil theologischer Bildung, der allen Kirchen helfe, Theologen und Geistliche darauf vorzubereiten, dass sie in einem Umfeld tätig sein werden, das durch die Präsenz einer „großen Verschiedenheit christlicher Traditionen“ charakterisiert ist. Erzbischof Job (Getcha) vom Orthodoxen Institut in Chambesy (er repräsentiert das Ökumenische Patriarchat beim Weltkirchenrat) machte darauf aufmerksam, dass oft alle die selben Fragen zu beantworten suchen. Beim gemeinsamen Auftritt mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Traditionen vor den Studenten habe er verstanden, dass Ökumenismus sowohl Zeugnis für die eigene Tradition wie auch Brückenbau bedeutet.

Die Weltkirchenrats-Kommission für ökumenische Erziehung und Bildung zeichnet auch verantwortlich für das „Network of Institutions of Higher Ecumenical Theological Education“ (NIHETE), das für die Lehrenden einen Raum des Austausches, der Kreativität und der Innovation bieten soll. NIHETE-Moderator Prof. Rudolf von Sinner, ein protestantischer Theologe, der an der Päpstlichen Universität im brasilianischen Curitiba lehrt, betonte, dass es angesichts von neuen Fragen auch neue Antworten geben müsse. Durch die Interaktion von Lehrenden aus unterschiedlichen christlichen Traditionen könne es einen „frischen Blick auf Theologie und Ökumenismus“ geben.

Bei der Eröffnung der Zweijahres-Konferenz hatte der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfarrer Olav Fykse Tveit, betont, dass die Frage „Was braucht die Welt von den Kirchen?“ noch wichtiger ist als die Frage „Was brauchen die Kirchen?“ Fykse Tveit bedauerte, dass es weltweit weniger Raum für „institutionelle ökumenische theologische Bildung“ gebe. Dabei sei ökumenische Bildung das Herzstück aller Anstrengungen, um mit den neuen Generationen die Vision der ökumenischen Bewegung zu teilen.