„Ökumenischer Brückenbau ist wichtiger denn je“

2. Treffen der neuen „Pro Oriente“-Kommission für orthodox-katholischen Dialog – „Pro Oriente“-Präsident Kloss verweist auf das zunehmende Interesse der internationalen Politik an den Entwicklungen im religiösen Bereich

0
172
Foto: © Julian Nyča, CC-BY-SA 3.0 (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported)

Wien, 08.11.19 (poi) Angesichts der vielen Konflikte in der Welt von heute ist der ökumenische Brückenbau zwischen den christlichen Kirchen wichtiger denn je: Dies betonte „Pro Oriente“-Präsident Alfons M. Kloss am Freitagmorgen im Wiener Don Bosco-Haus bei der Eröffnung des 2. Treffens des „Pro Oriente-Steering Commitee for Orthodox-Catholic Dialogue“ („Pro Oriente“-Kommission für orthodox-katholischen Dialog). Kloss machte darauf aufmerksam, dass in der Politik zunehmend die Frage gestellt werde, welche positiven Beiträge religiös geprägte Menschen für das Allgemeinwohl leisten können. Es setze sich aber auch die Auffassung durch, dass zum Verständnis vieler Vorgänge und Entwicklungen die Kenntnis des religiösen Backgrounds notwendig ist. Umso mehr müsse das Streben nach Einheit der Christen im Licht der Notwendigkeit der „gemeinsamen Aktion in der Gesellschaft“ gesehen werden: „Wir sollten nicht so sehr auf unsere Spaltungen schauen, sondern auf die Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns“.

„Pro Oriente“ habe heuer zwei Mal in Brüssel erlebt, wie groß das Interesse an den Entwicklungen im religiösen Bereich ist und wie sehr Religion zunehmend als wichtiger Faktor im politischen Geschehen gesehen wird, legte der „Pro Oriente“-Präsident vor den Mitgliedern der von Prof. Rudolf Prokschi geleiteten Dialogkommission dar: Im Februar hatte die österreichische Vertretung bei der EU eine hochrangige „Pro Oriente“-Delegation zum Gespräch mit wichtigen EU-Funktionärinnen und –Funktionären nach Brüssel eingeladen. Zentrales Thema war dabei die aktuelle Situation der orientalischen Kirchen, mit denen „Pro Oriente“ seit Jahrzehnten in engem Kontakt ist. Im September fand dann unter Beteiligung von „Pro Oriente“ die Startveranstaltung einer zukunftsträchtigen Offensive der damaligen „Hohen Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik“, Federica Mogherini, im Spannungsfeld von Religion, Gesellschaft und Politik unter dem Titel „Global Exchange on Religion in Society“ statt.

Der „Pro Oriente“-Präsident erinnerte in seiner Begrüßung auch daran, dass beim Assisi-Folgetreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio im September in Madrid die provokante Frage gestellt worden sei, ob der Ökumenismus heute noch relevant sei. Wenn man die ersten Ergebnisse der Arbeit der neuen Dialogkommission – mit der Definition der Themenfelder von drei Arbeitsgruppen („Heilung der Erinnerung“, Vernetzung der verschiedenen Dialoginitiativen, Bemühen um die Vermittlung der erreichten Dialogergebnisse in die kirchliche und gesellschaftliche Öffentlichkeit) – betrachte, lasse sich erkennen, dass der Ökumenismus nicht in Frage gestellt werden kann. „Ökumene gehört zur DNA der Christen“, so Präsident Kloss wörtlich.

An dem Treffen der inoffiziellen Dialogkommission nehmen sechs orthodoxe und sechs katholische Theologinnen und Theologen aus acht verschiedenen Ländern teil. Im Don Bosco-Haus wird nicht nur überlegt, wie es mit den Arbeitsgruppen weitergehen soll, es werden auch Grundsatzfragen aufgegriffen, die den ökumenischen Dialog berühren. So wird am Samstag der Direktor der griechischen „Volos Academy for Theological Studies“, Prof. Pantelis Kalaitzidis, zur Frage Stellung nehmen: „Wie mit Fundamentalisten im ökumenischen Dialog umgehen?`“

Das Treffen ist bis Sonntag, 10. November, anberaumt. An diesem Tag sind die Teilnehmenden bei der Liturgie Gäste der rumänisch-orthodoxen Pfarrgemeinde St. Anton der Große in der Pouthongasse im 16. Bezirk. Diese Gemeinde wird von einem Mitglied der Dialogkommission, Prof. Ioan Moga, geleitet. Die Kirche in der Pouthongasse diente früher einer katholischen Pfarrgemeinde. Im Jahr 2014 wurde das Gotteshaus an die rumänisch-orthodoxe Kirche übergeben. Seither hat sich St. Anton zu einem dynamischen Mittelpunkt der rasch wachsenden rumänisch-orthodoxen Gemeinschaft entwickelt.