Orthodoxe Kirche von Griechenland hat „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ nicht anerkannt

Entscheidung wurde als Privileg des Erzbischofs von Athen als Primas der Kirche deklariert – Er will aber offensichtlich nicht allein entscheiden und die Vollversammlung des Bischofsrates im Oktober einbeziehen

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Foto: © User:Darwinek (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Athen-Konstantinopel, 30.08.19 (poi) Die orthodoxe Kirche von Griechenland hat – im Gegensatz zu anderslautenden Berichten – die neugegründete „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ nicht anerkannt und die eucharistische Gemeinschaft mit ihr aufgenommen. Vielmehr heißt es im Kommunique des Ständigen Heiligen Synods der Kirche von Griechenland, der im Erzengelkloster Moni Petraki in Athen getagt hat: „Aufgrund des Vorschlags der beiden Synodalkomitees für dogmatische Fragen bzw. für interorthodoxe und zwischenchristliche Beziehungen zur Ukraine-Frage anerkennt der Ständige Heilige Synod das kanonische Recht des Ökumenischen Patriarchen zur Verleihung der Autokephalie, aber auch das Privileg des Primas der Kirche von Griechenland, die Frage einer Anerkennung der ‚Orthodoxen Kirche der Ukraine‘ weiter zu behandeln“. Nach Angaben der griechischen Website „Romfea“ hat der Primas, Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen, in der Sitzung aber erklärt, er könne diese Verantwortung nicht allein tragen und werde die Ukraine-Frage daher der Vollversammlung des Bischofsrates im Oktober zur Entscheidung vorlegen. Erzbischof Hieronymos habe den Mitgliedern des Ständigen Heiligen Synods für die Anerkennung seines Privilegs gedankt, aber zugleich betont, dass er das synodale System respektiere, eine Entscheidung von solcher Tragweite wie die Anerkennung der neugegründeten „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ müsse von der ganzen Hierarchie mitgetragen werden. Die Tagesordnung für die Vollversammlung des Bischofsrates ist seit Juli veröffentlicht, die Ukraine-Frage scheint darin nicht auf (sie war auch auf der Tagesordnung des Ständigen Heiligen Synods nicht aufgeschienen). Es sei aber möglich, dass Erzbischof Hieronymos im Oktober die Behandlung der Ukraine-Frage außerhalb der Tagesordnung beantragen wird, heißt es in Athen.

Aus dem Kommunique des Ständigen Heiligen Synods geht nicht hervor, was die beiden Synodalkomitees im Detail empfehlen, insbesondere wie sie das Problem einer Sanierung der Bischofs- und Priesterweihen durch „exkommunizierte Schismatiker“ einschätzen. Daher ist auch unklar, ob die vom Ständigen Heiligen Synod proklamierte Anerkennung des Rechts des Ökumenischen Patriarchen zur Verleihung der Autokephalie eine allgemeine Feststellung ist oder sich konkret auf die ukrainische Situation bezieht. Dass der Ständige Heilige Synod sich jetzt mit der Ukraine-Frage beschäftigt hat, wurde in Athen mit Überraschung zur Kenntnis genommen, weil dieses Leitungsgremium der Kirche von Griechenland bereits im Jänner beschlossen hatte, die Frage der Anerkennung der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ der Vollversammlung des Bischofsrates im Oktober zuzuweisen. In der griechischen „Blogosphäre“ war vor der Tagung des Ständigen Heiligen Synods im Erzengelkloster von 26. bis 28. August der Eindruck erweckt worden, die Anerkennung der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ werde „jetzt“ erfolgen. Es war aber auch die Rede davon, dass die Kirche von Griechenland unter starkem „politischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Druck von außen“ stehe, um eine solche Entscheidung zu fällen.

Der Ständige Heilige Synod fasste im übrigen den Beschluss, im Hinblick auf das bevorstehende 200-Jahr-Gedenken der griechischen Revolution von 1821 – die zur Befreiung vom osmanischen Joch führte – ein Komitee einzusetzen, das ein umfangreiches spirituelles und kulturelles Programm ausarbeiten soll.

 

Auch Konstantinopel tagt

Einen Tage nach Beendigung der Tagung des Ständigen Heiligen Synods der Kirche von Griechenland kehrte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. am 29. August von seinem Sommeraufenthalt auf seiner Heimatinsel Imbros nach Konstantinopel zurück, um auf der Insel Halki im Marmara-Meer die Sitzung des Heiligen Synods seines Patriarchats zu leiten, die bis 31. August anberaumt ist.

Mittlerweile wurde auch der Termin der nächsten Auslandsreise des Ökumenischen Patriarchen bekanntgegeben: Bartholomaios I. wird Ende September aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums der konstantinopolitanischen Metropolie von Schweden „und ganz Skandinavien“ nach Stockholm reisen. Am 29. September ist die Göttliche Liturgie in der orthodoxen Kathedrale der schwedischen Hauptstadt vorgesehen, bei der Bartholomaios I. mit dem Metropoliten von Schweden, Cleopas (Strongylis), konzelebrieren wird.