Orthodoxer Erzbischof von Australien, Stylianos (Harkianakis), verstorben

Er war auch im ökumenischen Dialog überaus aktiv und weltweit bekannt – Von 1975 an setzte sich der Erzbischof intensiv für den Ausbau der orthodoxen Kirche in Australien ein

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Foto: © Υπουργείο Εξωτερικών (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Canberra, 26.03.19 (poi) Die orthodoxe Kirche in Ozeanien und die Ökumene trauern um den Erzbischof von Australien, Stylianos (Harkianakis), der am Fest Mariä Verkündigung (nach Gregorianischem Kalender) nach langem Krebsleiden im 84. Lebensjahr in Sydney verstorben ist. Der Erzbischof war ab 1980 auch der orthodoxe Ko-Präsident der internationalen Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche, eine Funktion, die er 2003 enttäuscht niederlegte. Er wirkte aber auch als orthodoxer Ko-Präsident der Kommission für den Dialog zwischen der orthodoxen Kirche und der weltweiten Anglican Communion. Auch repräsentierte er das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel beim Weltkirchenrat. Patriarch Bartholomaios I. erfuhr die Todesnachricht am Montag während der Göttlichen Liturgie in der Georgskathedrale in Konstantinopel und gedachte anschließend bei einem Trishagion des verstorbenen Erzbischofs.

Stylianos (Harkianakis) stammte aus Kreta. Er studierte an der Theologischen Hochschule des Ökumenischen Patriarchats auf der Insel Chalki, 1958 wurde er zum Priester geweiht. Er absolvierte Postgraduate-Studien in Systematischer Theologie und Religionsphilosophie in Bonn. Seine Dissertation an der Orthodoxen Theologischen Fakultät Athen befasste sich mit der “Unfehlbarkeit der Kirche in der orthodoxen Theologie”. 1966 wurde er zum Abt des patriarchalen Vlatades-Klosters in Saloniki bestellt; er war an der Gründung des dortigen Patriarchalen Instituts für Patristische Studien beteiligt und wurde bald dessen Präsident. Seine zweite Dissertation setzte sich mit der Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche “Lumen Gentium” auseinander. Von 1969 bis 1975 lehrte er Systematische Theologie an der Aristoteles-Universität in Saloniki.

1970 wurde er zum Titular-Metropoliten von Militoupolis gewählt. 1975 erfolgte seine Ernennung zum Erzbischof von Australien (und Exarchen des Ökumenischen Patriarchats für den ganzen ozeanischen Kontinent). In den folgenden Jahrzehnten widmete sich der Erzbischof dem Ausbau der orthodoxen Kirche in Australien, einem wichtigen Zielland der griechischen Emigration. Er gründete zahlreiche neue Pfarrgemeinden, Schulen, Kinderheime und Seniorenhäuser. Er lehrte aber auch orthodoxe Theologie an der Universität Sydney. In der australischen Metropole, wo er auch residierte, begründete er das St. Andrew’s Greek Orthodox Theological College.

In den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen war Erzbischof Stylianos ein entschiedener Gegner von Abtreibung und „Homo-Ehe“. Als die Pläne der australischen Regierung zur „Öffnung“ der Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare bekannt wurden, veranlasste der Erzbischof eine Unterschriftensammlung, gab eine besondere Ikone in Auftrag, die Maria als „Beschützerin der Ehe“ zeigt und entwarf einen „Akathist“ (Hymnus), der dem Schutz der Ehe gewidmet war. 2015 schrieb der Erzbischof: „Als orthodoxe Christen müssen wir in schärfster Form unsere Ablehnung der geplanten Gesetzgebung über die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zum Ausdruck bringen, weil durch dieses Gesetz die seit jeher durch unseren Glauben und die Väter der Kirche gelehrte Heiligkeit der Ehe und der Familie angegriffen würde“.