Orthodoxie fristet ein Schattendasein in der Wissenschaft

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Foto ©: Kai Loges / Akademie

Eines der Themen, die bei der Tagung „Schatz des Orients“ diskutiert wurden, ist auch Wissenschaft.

Im Bereich der Wissenschaft steht die Orthodoxie noch ganz am Anfang. Das  wurde bei einem weiteren Gesprächskreis deutlich. Professor Athanasios Vletsis von der Ludwig Maximilians-Universität München sprach sich für ein ökumenisches Grundstudium aus, auf das ein konfessionelles theologisches Masterstudium aufgebaut werden sollte. Ein entsprechender Versuch sei in München allerdings gescheitert. Auch der aus dem Libanon stammende Professor Assaad Elias Kattan von der Universität Münster brachte eher schlechte Nachrichten mit. Zwar gab es dort bis 1999 einen der katholischen Fakultät zugeordneter Lehrstuhl für orthodoxe Theologie, 2005 wurde zudem ein Erweiterungsstudium für orthodoxe Theologie aufgebaut. Doch mangels Studenten wird der Lehrstuhl wieder abgebaut. Kattan glaubt, dass das KO-Kriterium für die Studenten gewesen sei, dass sie daneben zwei weitere Hauptfächer studieren müssen. Kattan plädierte deshalb für ein neues Modell: ein Studium der Orthodoxie in ökumenischer Trägerschaft. Und er sprach sich für die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts und stattdessen für die Einführung eines ökumenischen Unterrichts aus, der in die verschiedenen Religionen einführt.  Der türkisch-stämmige Professor Hacik Rafi Gazer von der Universität Erlangen  berichtete, dass es heute in der Türkei keine einzige christliche Fakultät mehr gebe und von den insgesamt 24 islamischen Fakultäten keine über ostkichliche Christen unterrichte. „Der Schatz des Orients ist gefährdet“ befürchtet er, auch weil die ökumenische Perspektive erst ganz am Anfang stehe. Dabei  sei es  angesichts von rund 50 orthodoxen Kirchen  nötig, „fast so viele Brücken zu bauen wie in Venedig“.

Den Abschluss der Tagung bildete ein Gespräch mit zwei ostkirchlichen Bischöfen: Anba Michael von der Koptisch Orthodoxen Kirche und Bischof Ferafim von der rumänisch-orthodoxen Kirche. Beide berichteten vom schnellen Wachstum ihrer Gemeinden und den damit verbundenen Herausforderungen für ihre Kirchen. Dazu gehören auch unterschiedliche Ansichten über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Diskussionen, etwa die gerade erst beschlossene Ehe für Alle. Obwohl die orthodoxen Kirchen ein traditionalistisches Verständnis von Ehe haben, äußerten die Glaubensführer doch viel verständnis für die einzelnen Betroffenen.