Päpstliche Auszeichnung für „Art Carnuntum“-Intendanten Piero Bordin

Kardinal Schönborn überreichte dem Initiator des internationalen Kulturprojekts „Die Kaiser von Carnuntum veränderten die Welt“ das Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens

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Foto: © Alexeinikolayevichromanov (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Wien, 08.12.18 (poi) Der Intendant von „Art Carnuntum“, Prof. Piero Bordin, wurde mit dem Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens („Cavaliere di San Silvestro Papa“) ausgezeichnet. Die Überreichung nahm Kardinal Christoph Schönborn im Erzbischöflichen Palais vor. Prof. Bordin hat nicht nur Carnuntum – insbesondere das Amphitheater der einstigen römischen Metropole an der Donau – zum Schauplatz eines alljährlichen internationalen Theaterfestivals gemacht, er ist auch der Initiator des internationalen Kulturprojekts „Die Kaiser von Carnuntum veränderten die Welt“. Seit zehn Jahren erinnert Bordin jeweils im November daran, dass am 11. November des Jahres 308 mit der Kaiser-Konferenz ein großes welthistorisches Ereignis auf heute österreichischem Boden stattgefunden hat, bei dem Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Dieses Ereignis möchte Bordin ins allgemeine Bewusstsein rücken, sagte „Pro Oriente“-Pressesprecher Erich Leitenberger in seiner Laudatio. Der durch seine Zusammenarbeit u.a. mit dem Londoner „Globe Theatre“ international bekannte Theatermann Bordin habe das Ereignis vom 11. November 308 und seine Wirkungsgeschichte im Theaterstück „The Summit/Der Gipfel“, das am 21. August 2017 im römischen Amphitheater in Petronell-Carnuntum uraufgeführt wurde, gerafft dargestellt. Bordin brachte das Stück 2018  wieder auf die Bühne des Amphitheaters – auch als Beitrag zum 70-Jahr-Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in der die Religionsfreiheit eine ausschlaggebende Bedeutung hat. Nach der Überzeugung des „Art Carnuntum“-Intendanten sei die Religionsfreiheit bei der Kaiser-Konferenz in Carnuntum erstmals in den Mittelpunkt der politischen Diskussion gerückt worden. Denn mit der politischen Neustrukturierung des Römischen Reiches („Tetrarchie“), die in Carnuntum beschlossen wurde, sei offensichtlich auch der Weg zur Proklamierung der Religionsfreiheit zunächst durch Kaiser Galerius im Jahr 311 in Nikomedia und dann durch die gemeinsame Mailänder Vereinbarung der Kaiser Konstantin und Licinius im Jahr 313 eröffnet worden.

Piero Bordin  ist überzeugt:  „Es geht um Geschichte als sichtbares Zeichen, Weltgeschichte im wahrsten Sinn des Wortes zum Be-Greifen, zum Anfassen und zum Mit-Erleben“. Deshalb peilt der griechisch-venezianisch-österreichische Theatermann Bordin – ein engagierter orthodoxer Christ – etwas wie einen „Carnuntum-Tag im Zeichen der Religionsfreiheit“ an. Er ist fasziniert von der brennenden Aktualität der Vorgänge des 11. November 308 und der folgenden Jahre bis zum 13. Juni 313, als die „Vereinbarung von Mailand“ unterzeichnet wurde: „Wir leben in einer Zeit, in der wir tagtäglich von Christenverfolgungen hören, davon, dass Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugung verfolgt, benachteiligt, an den Rand gedrängt, ja getötet werden. In der Antike ist von Carnuntum – nach ähnlichen Entwicklungen – ein Programm des Respekts vor religiösen Überzeugungen ausgegangen, für viele Jahrzehnte öffnete sich das Fenster der Religionsfreiheit. Auch wenn es später wieder geschlossen wurde, kann man doch davon ausgehen, dass der Impuls der Freiheit und des Respekts nicht erloschen ist“. Viele Repräsentanten aus Politik, Kultur und Kirchen – an der Spitze der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. – beteiligen sich an den Initiativen Bordins, die internationale Beachtung finden.

Im Rahmen des Projekts „Die Kaiser von Carnuntum veränderten die Welt“ setzte der Intendant von „Art Carnuntum“ außer in Carnuntum selbst Akzente in Wien, in Nis (der Heimatstadt von Kaiser Konstantin), in Nikomedia (dem heutigen Izmit in der Türkei), in Mailand und in Rom. U.a. entwarf Bordin drei Toleranz-Denkmäler, die an historisch bedeutenden Stätten in Österreich (Carnuntum), in der Türkei (Nikomedia/Izmit) und in Serbien (Nis) errichtet wurden. Piero Bordin ist geprägt davon, dass sich in Carnuntum vor 1.700 Jahren die Welt für immer verändert hat: „Ich wollte als Künstler und als überzeugter ‚Carnuntiner’ etwas aufgreifen, das im allgemeinen Bewusstsein übersehen wurde. Carnuntum ist ein Ort großer Weltgeschichte“.

2011 brachte Bordin aus Anlass des 1.700-Jahr-Gedenkens Feiern für das „Edikt von Nikomedia“ in Gang – u.a. gab es am 30. April 2011 einen von Weihbischof Helmut Krätzl geleiteten eindrucksvollen ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom. Leitenberger: „Ökumene ist dem orthodoxen Christen Bordin ein Herzensanliegen“. Es gelang Bordin auch, in Nikomedia selbst, das heute Izmit heißt und wo es offiziell seit 1923 keine Christen mehr gibt, ein Gedenken unter Einbeziehung der politischen Elite (und mit Errichtung eines „Toleranz-Denkmals“) zu veranstalten; führende Politiker aus Izmit waren bei dem Gedenkgottesdienst im Stephansdom anwesend. Bei dem ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom sprach Weihbischof Krätzl von einem „epochalen Anlass“ und verwies darauf, dass mit dem „Edikt von Nikomedia“ die damals noch ungeteilte Christenheit in ein neues Verhältnis zur Gesellschaft und zum Staat getreten sei. Die Bestimmung des Verhältnisses von Kirche und Staat sei immer wieder eine große Herausforderung. Daher sei auch die Erinnerung an Nikomedia nicht nur eine Frage des Gedenkens, sondern auch ein Anstoß, neu über das Verhältnis von Christentum und Gesellschaft nachzudenken, zitierte Leitenberger in der Laudatio für Borden den Wiener Weihbischof.

Für die Zukunft strebt Bordin – Sohn eines venezianischen Vaters und einer griechischen Mutter – ein Dokumentationszentrum in Carnuntum über die Kaiser-Konferenz des Jahres 308 und deren Folgewirkungen an. Vorbild ist ihm dabei das im griechischen Lamia am Ort der Schlacht zwischen Spartanern und Persern an den Thermopylen mit Unterstützung der Europäischen Union errichtete Informationszentrum. Aber er denkt noch weiter, um die Bedeutung Carnuntums ins Bewusstsein zu rufen: „Schließlich wurde dort nicht nur der aus Libyen stammende Septimius Severus (146-211) am 9. April 193 zum römischen Kaiser ausgerufen, dort finden sich auch die Spuren des Philosophen-Kaisers Marc Aurel“. Carnuntum soll – so das Ziel Bordins – nicht nur ein Ort der Archäologie sein, sondern ausgehend von den Schriften des Philosophen-Kaisers ein „impulsgebender lebendiger Ort der Begegnung, der Inspiration und der Auseinandersetzung mit den Fragen der menschlichen Existenz werden“.