Vatikanstadt, 11.06.19 (poi) Papst Franziskus ist fest entschlossen, im kommenden Jahr den Irak zu besuchen. Dies betonte er am Montag im Vatikan bei einer Begegnung mit den Teilnehmenden der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen (ROACO). Im Hinblick auf den Irak begleite ihn der beständige Gedanke, dass dieses Land der friedlichen Beteiligung aller – auch der religiösen Gemeinschaften – am Aufbau des Gemeinwohls bedürfe und nicht in die Spannungen zurückfallen solle, die auf die Konflikte der Regionalmächte zurückzuführen sind.
Mit tiefer Trauer denke er an das Drama Syriens und an die „dunklen Wolken“ über einigen noch instabilen Regionen des Landes, wo das Risiko einer noch größeren humanitären Krise bestehe, sagte Papst Franziskus. Es gebe den lauten Ruf der Menschen, denen es an Nahrungsmitteln und Medikamenten fehle, den Schrei der Waisenkinder, der Verletzten und der Witwen. Auch wenn die Menschen diesen Schrei nicht hören wollen, Gott höre ihn. Wörtlich sagte der Papst: „Bisweilen denke ich an den Zorn Gottes, der sich gegen die Verantwortlichen jener Länder entfesseln wird, die von Frieden reden und Waffen verkaufen, um diese Kriege zu führen. Diese Heuchelei ist Sünde“.
Auch im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise kam der Papst noch einmal auf diese „Heuchelei“ zu sprechen: „Die auf den Schiffen zusammengedrängten Flüchtlinge wissen nicht, welche Häfen sie aufnehmen werden, aber Europa öffnet seine Häfen für jene Schiffe, die hochentwickelte und kostspielige Rüstungsgüter laden, um Verwüstungen anzurichten, die nicht einmal die Kinder verschonen. Das ist die Heuchelei, von der ich gesprochen habe. Seien wir uns bewusst, dass der Schrei des Abel zu Gott dringt“.
Papst Franziskus kam auch auf die Situation in der Ukraine zu sprechen. Er hoffe, dass die Bevölkerung dort wieder den Frieden finden könne. Er habe versucht, mit seiner Hilfsinitiative, an der sich viele kirchliche Einrichtungen beteiligt hätten, die durch den Konflikt verursachten Wunden zu lindern.
Als Hoffnungszeichen charakterisierte der Papst die Tätigkeit der kirchlichen Hilfswerke im Sinn der Nächstenliebe. Diese Tätigkeit zeige das Gesicht der Kirche und trage dazu bei, sie lebendig zu machen, vor allem aber nähre sie die Hoffnung der jungen Generationen. Die jungen Menschen hätten ein Recht darauf, dass ihnen das „faszinierende und anspruchsvolle“ Wort Christi verkündet wird. Papst Franziskus appellierte an die kirchlichen Hilfswerke, ihr Engagement zu verstärken, damit die jungen Menschen in den Ländern des Nahen Ostens und Osteuropas frei von ideologischen Zwängen, mit offenem Geist und in Wertschätzung ihrer nationalen und kirchlichen Wurzeln eine Zukunft des Friedens und des Wohlstandes aufbauen können. Als positives Beispiel führte der Papst die jungen Menschen Äthiopiens und Eritreas an, die nach dem ersehnten Frieden zwischen den beiden ostafrikanischen Ländern die Waffen beiseitelassen und die Wahrheit des Psalm 30 („Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt“) erfahren konnten. Die jungen Menschen verspürten generell den Ruf zu jener ehrlichen und respektvollen Geschwisterlichkeit, die das in Abu Dhabi im Februar gemeinsam mit dem Großimam von Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb, unterzeichnete Dokument kennzeichne. Papst Franziskus appellierte an die Verantwortlichen der in der ROACO versammelten Hilfswerke, ihn bei der Verbreitung dieser „guten Allianz für die Zukunft der Menschheit“ zu unterstützen.
Abschließend erinnerte der Papst in besonderer Weise an die Bedeutung der Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen im Libanon und in anderen nahöstlichen Ländern, die „authentische Laboratorien des Miteinanders und Schulen der Humanität“ seien.
Am Dienstag feiert der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation und Präsident der ROACO, Kardinal Leonardo Sandri, mit den Vertretern der Hilfswerke die Heilige Messe. In den nächsten Tagen werden u.a. der Apostolische Nuntius in Israel und Apostolische Delegat in Jerusalem, Erzbischof Leopoldo Girelli, der Franziskaner-Kustos des Heiligen Landes, P. Francesco Patton, der Apostolische Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari, und sein Amtskollege in der Ukraine, Erzbischof Claudio Gugerotti, bei der ROACO-Vollversammlung referieren.