Papst Franziskus reicht orthodoxer Kirche Tschechiens und der Slowakei die Hand

Rom-Besuch des Oberhaupts dieser Kirche, Metropolit Rastislav – Die Slawenapostel Kyrill und Method, auf deren Tradition sich die orthodoxe Kirche Tschechiens und der Slowakei beruft, waren „authentische Vorläufer des Ökumenismus“ – Papst hofft auf „volle Einheit“ zwischen katholischer und orthodoxer Kirche

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Foto: © Pierre Bona (Quelle: Wikimedia, Lizenz: GNU Free Documentation License)

Vatikanstadt, 11.05.18 (poi) Die geistlichen Verbindungen mit der orthodoxen Kirche Tschechiens und  der Slowakei hat Papst Franziskus am Freitag bei einer Begegnung mit dem Oberhaupt dieser Kirche, Metropolit Rastislav (Gont) von Presov, unterstrichen. Zu diesen Verbindungen zähle insbesondere auch das Grab des Heiligen Kyrill, des Slawenapostels, der im 9. Jahrhundert im Großmährischen Reich das Evangelium verbreitet hatte. Papst Franziskus  würdigte in diesem Zusammenhang, dass der Metropolit – der von einer Delegation von Bischöfen und Priestern seiner Kirche begleitet wurde – am Gab des Heiligen in der römischen Basilika San Clemente die Göttliche Liturgie zelebriert hatte.

Die heiligen Brüder Kyrill und Method hätten die Reliquien des in der Zeit von Kaiser Traian in der Verbannung gestorbenen Papstes Klemens nach Rom gebracht, erinnerte Papst Franziskus. Diese Tat der beiden Heiligen verweise darauf, dass die Christen über einen „ungeheuren gemeinsamen Schatz der Heiligkeit“ verfügen. Unzählige Märtyrer hätten ihre Treue zu Jesus unter Beweis gestellt, vom Heiligen Klemens bis zu den Opfern der Verfolgung durch den Staatsatheismus in Ländern wie Tschechien und der Slowakei. Auch heute würden die Leiden „so vieler Schwestern und Brüder“ um des Evangeliums willen die Christen dringend einladen, mehr Einheit zu suchen.

Das Beispiel der beiden Slawenapostel betreffe aber auch die Beziehung zwischen Evangelisierung und Kultur, so der Papst. Sie hätten den Mut gehabt, die Botschaft des Evangeliums in eine Sprache zu übersetzen, die den slawischen Völkern Großmährens zugänglich war. Das Apostolat der Heiligen Kyrill und Method sei auch heute ein „Modell der Evangelisierung“. Um Christus zu verkünden, genüge es nicht, nur die Muster der Vergangenheit zu wiederholen, man müsse auf den Heiligen Geist hören, der immer wieder „neue und mutige Wege der Evangelisierung der Zeitgenossen“ inspiriere, „auch in den oft von Säkularismus und Gleichgültigkeit gekennzeichneten traditionell christlichen Ländern“.

Den Heiligen Kyrill und Method sei es aber auch gelungen, die Trennungen zwischen christlichen Gemeinschaften unterschiedlicher Kultur und Tradition zu überwinden, unterstrich Papst Franziskus. In diesem Sinn könne man sie mit Papst Johannes Paul II. als „authentische Vorläufer des Ökumenismus“ bezeichnen. Sie erinnerten daran, dass Einheit nicht Einförmigkeit bedeute, sondern Versöhnung der Verschiedenheiten im Heiligen Geist. Das Beispiel der Heiligen Kyrill und Method könne die Christen von heute auf dem Weg zur vollen Einheit begleiten und sie anleiten, die Verschiedenheit in Gemeinschaft zu leben. In diesem Zusammenhang würdigte Papst Franziskus die Mitarbeit der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei in der „Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche“, die 2016 in Chieti ein bemerkenswertes Dokument über das Verhältnis von Primat und Synodalität im ersten Jahrtausend verabschiedet habe. Er hoffe, dass die Kommission den Dialog über dieses Thema noch vertiefen könne.

Bei der Verabschiedung des Metropoliten und seiner Delegation sagte Papst Franziskus, er rufe die Fürsprache der Heiligen Kyrill und Method an, damit „wir eines Tages die volle Einheit erreichen, zu der wir auf dem Weg sind“.

Metropolit Rastislav hatte in seinen Grußworten an Papst Franziskus an das Beispiel der Emmaus-Jünger erinnert, die Christus erst erkannten, als er mit ihnen das Brot brach. Auch wenn Orthodoxe und Katholiken noch nicht das „Brot des Lebens“ gemeinsam brechen könnten, seien sie Jünger, die „gemeinsam auf dem Pilgerweg sind“.

Die orthodoxe Kirche Tschechiens und der Slowakei – eine der allgemein anerkannten 14 autokephalen (selbständigen) orthodoxen Kirchen – führt ihre Tradition auf die Evangelisierung des Großmährischen Reiches durch die Heiligen Kyrill und Method zurück, die von Papst Johannes Paul II. gemeinsam mit dem Heiligen Benedikt zu „Patronen Europas“ proklamiert worden sind. Die beiden heiligen Brüder und Slawenapostel aus Saloniki werden sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen Kirche verehrt.

Allerdings war die orthodoxe Tradition in Tschechien und der Slowakei praktisch erloschen, ehe sie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wiederbelebt wurde. Die Autokephalie wurde der orthodoxen Kirche in der damals noch vereinten Tschechoslowakei 1951 vom Moskauer Patriarchat zuerkannt, der Ökumenische Patriarch in Konstantinopel anerkannte die Autokephalie der Kirche Tschechiens und der Slowakei erst 1998.