Konstantinopel-Washington-Prag, 30.10.19 (poi) Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. besucht im Mai 2020 die USA. Während seines Aufenthalts in Washington von 12. bis 14. Mai wird der Patriarch mit US-Präsident Donald Trump zusammentreffen, wie die griechische Website “Romfea” berichtet. Die Einladung an Bartholomaios I. ging von Außenminister Michael Pompeo aus. Insgesamt wird der Ökumenische Patriarch zehn Tage in den Vereinigten Staaten verbringen, vorgesehen sind u.a. Besuche im Zentrum der amerikanischen Erzeparchie des Ökumenischen Patriarchats in New York und an der orthodoxen Theologischen Hochschule Holy Cross in Boston. Außerdem will die katholische Notre Dame-University Bartholomaios I. ein Ehrendoktorat verleihen.
Der letzte USA-Besuch des Ökumenischen Patriarchen fand vor zehn Jahren – im Oktober 2009 – statt. Die Details des Besuchs im Mai 2020 will Erzbischof Elpidophoros (Lambriniadis), der die Erzeparchie Amerika leitet, bei seinem Besuch im Phanar in der zweiten Novemberhälfte besprechen.
Vor wenigen Tagen – am 15. Oktober – hatte Bartholomaios I. Prag besucht, wo er bei der Jahrestagung von “Forum 2000” zum Thema “Die Verheißung von 1989 wiedergewinnen” sprach. Die Stiftung „Forum 2000“ wurde 1996 gemeinsam von Václav Havel, dem japanischen Philantropen Yohei Sasakawa und Friedens-Nobelpreisträger Elie Wiesel begründet. Ziel von „Forum 2000“ ist die Förderung der Werte der Demokratie und des Respekts vor den Menschenrechten, die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Ermutigung der religiösen, kulturellen und ethnischen Toleranz. Die Jahrestagungen des Forums verstehen sich als Plattform für globale Führungspersönlichkeiten ebenso wie für unabhängige Denker und mutige Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, um offene Debatten über die Werte zu führen, die Vaclav Havel besonders am Herzen lagen. Zu den bisherigen Referenten bei den Jahrestagungen zählten u.a. Prinz Hassan bin Talal, der frühere US-Präsident Bill Clinton, der einstige US-Außenminister Henry Kissinger und der frühere portugiesische Präsident Mario Soares.
Am Sonntag, 27. Oktober, legte Bartholomaios I. bei einer Predigt in der konstantinopolitanischen Kirche Hagios Demetrios „in Xyloporta“ dar, wofür das Ökumenische Patriarch stehe: Die „Große Kirche“ (megali ekklesia) drücke „den orthodoxen Geist“ aus, der frei sei von „unfruchtbarem Konservativismus, Fundamentalismus und der Zurückweisung des Prinzips des Dialogs mit der modernen Welt“. Auf diese Weise kämpfe das Ökumenische Patriarchat „inmitten von Verwirrung und Rückschlägen“ um die Bewahrung des Glaubens der Väter, die rechte Gottesverehrung und die kirchliche Ethik. Der Patriarch bezeichnete es als „gefährliche Illusion“ der Gegenwart, wenn man glaube, nur für sich selbst sorgen zu müssen und so die „existenzielle Leere“ füllen zu können und dem Leben einen Sinn zu geben.
In seiner Ansprache ging Bartholomaios I. auf die Geschichte der Kirche Hagios Demetrios „in Xyloporta“ ein, die in osmanischer Zeit auch einige Jahre Sitz des Ökumenischen Patriarchen war. Damit erinnere die Kirche an die Bedrängnisse der „Großen Kirche“, als sie gezwungen wurde, ihren historischen Sitz (die Hagia Sophia) zu verlassen und Faustpfand in der Hand der Mächtigen war. Die ursprüngliche Kirche mit ihrer Kuppel und ihrem Mosaikenschmuck verfiel und wurde im 18. Jahrhundert durch ein äußerlich betont schlichtes Gotteshaus ersetzt (die damaligen osmanischen Vorschriften ließen für christliche Kirchen keine Kuppeln und keine Glockentürme zu).
An der Liturgie nahmen der scheidende griechische Botschafter in Ankara, Petros Mavroidis, der ukrainische Generalkonsul in Konstantinopel, Oleksandr Gaman, und zahlreiche Pilger sowohl aus der Stadt als auch aus Griechenland teil. Er bete, dass Gott die Kinder der Mutterkirche in aller Welt behüten und segnen möchte, sagte der Patriarch zum Abschied. In besonderer Weise dankte er Botschafter Mavroidis für dessen Einsatz für das Ökumenische Patriarchat.