Patriarch von Alexandrien erläutert seine Vorgangsweise im Hinblick auf die Ukraine

Berufung auf die „Einheit der Orthodoxie“ und den Wunsch der „brüderlichen Hierarchen“

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Foto ©: Υπουργείο Εξωτερικών (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic)

Kairo, 09.11.19 (poi) Der orthodoxe Patriarch von Alexandrien und ganz Afrika, Theodoros II., hat in einem Rundschreiben an seine Bischöfe und in einer Presse-Erklärung erläutert, warum er die neugegründete „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ anerkannt hat.  Im Rundschreiben an die Bischöfe heißt es wörtlich: „Im Licht dessen, was im Detail mit allen von Euch diskutiert wurde, habe ich nach reiflicher Überlegung und viel Gebet zum Heiligen Geist in der Sorge um die Einheit der orthodoxen Kirche den Entschluss gefasst, die Autokephalie der Orthodoxen Kirche der Ukraine unter ihrem Primas, Metropolit Epifanij,  anzuerkennen“. In der Presse-Erklärung schrieb Theodoros II., er habe in den letzten Monaten die Bereitschaft „brüderlicher Hierarchen“ gesehen, die vom Ökumenischen Patriarchat der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ verliehene Autokephalie anzuerkennen. Die „heilige katholische orthodoxe Kirche“ werde in der Tradition der Ökumenischen Konzilien durch ein synodales System geleitet. Daher habe er im Hinblick auf den Wunsch der „brüderlichen Hierarchen“ den Namen des Primas der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij, in die Diptychen (Ehrenlisten) der Kirche von Alexandrien aufgenommen, „verbunden mit dem innigen Gebet für Frieden und Wohlergehen unserer orthodoxen Kirchen“.

In der Blogosphäre wurde die Entscheidung des alexandrinischen Patriarchen mit Pressionen des griechischen Außenministeriums im Hinblick auf die Subventionen des griechischen Staates für das Patriarchat in Zusammenhang gebracht. Als Beleg wurde u.a. angeführt, dass Theodoros II. Metropolit Epifanij erstmals bei einem Gottesdienst in der Erzengel-Kirche von Kairo kommemorierte, bei dem auch der griechische Botschafter anwesend war. Nach dem Gottesdienst hielt Theodoros II. eine kurze Anspache, in der er von einem „großen Ereignis“ für die Kirche von Alexandrien sprach. Nach „viel Gebet und Überlegung“ wolle er „in Anwesenheit der Bischöfe und seiner Exzellenz, des griechischen Botschafters“ offiziell verkünden, dass das Patriarchat ab sofort die autokephale „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ unter ihrem Primas, Metropolit Epifanij, anerkenne. Er diene bereits so viele Jahre der Kirche, es sei ihm bewusst, dass jetzt die Lösung der großen Frage um die Ukraine in Sicht sei, betonte der Patriarch: „Einheit, Liebe, Hoffnung werden kommen“.

Der stellvertretende Leiter des Außenamts der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Erzpriester Nikolai Danilewytsch, erinnerte in einem Kommentar daran, dass Patriarch Theodoros, der Repräsentant des alexandrinischen Patriarchats in Odessa war und russisch spricht, früher die Gläubigen in der Ukraine aufgefordert hatte, der von Metropolit Onufrij (Berezowskij) geleiteten Kirche treu zu bleiben. „Theodoros II. ist gut informiert über alles, was tatsächlich in der Ukraine vor sich geht“, stellte Danilewytsch fest: „Die Entschuldigung, dass der Patriarch nicht über die Lage der Dinge Bescheid wusste, gilt nicht. Unglücklicherweise kann man das, was geschehen ist, nur als Schwäche betrachten, die zum Verrat geführt hat“. Offensichtlich habe der Patriarch dem Druck des Phanar sowie der griechischen und US-amerikanischen Politik nicht standhalten können. Zugleich forderte der Erzpriester die Gläubigen seiner Kirche auf, ruhig und gelassen auf die Vorgänge zu reagieren und sich an Vers 20 im 16. Kapitel des Johannes-Evangeliums zu orientieren: „Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich in Freude verwandeln“.