Patriarch von Antiochien plädiert für neues Panorthodoxes Konzil

Youhanna X. betont bei seinem Besuch in Serbien, er sehe keine Notwendigkeit für Diskussionen über Autokephalie-Fragen zu einem Zeitpunkt, in dem die orthodoxe Welt angesichts der zeitgenössischen Herausforderungen und Bedrohungen in besonderer Weise der Einheit bedürfe

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Foto: © Orjen (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Belgrad, 15.10.18 (poi) Der Patriarch von Antiochien, Youhanna X., hat bei seinem offiziellen Besuch in Serbien – noch vor der Tagung des Heiligen Synods des Moskauer Patriarchats – zu einem neuen Panorthodoxen Konzil aufgerufen. Beim Konzil auf Kreta im Juni 2016 hatte sich Antiochien wegen des Streits mit dem Patriarchat von Jerusalem über die kanonische Zuständigkeit für das Fürstentum Katar nicht beteiligt. Youhanna X. erklärte jetzt, er sehe keine Notwendigkeit für Diskussionen über Autokephalie-Fragen zu einem Zeitpunkt, in dem die orthodoxe Welt angesichts der zeitgenössischen Herausforderungen und Bedrohungen in besonderer Weise der Einheit bedürfe. Wörtlich stellte der Patriarch fest: „Der Grund für unseren Besuch bei der serbischen Schwesterkirche ist unsere Verpflichtung, gemeinsam all das zu bedenken, was jetzt die Beziehungen zwischen den orthodoxen Ortskirchen kompliziert. Welche Notwendigkeit besteht, gerade jetzt die Fragen von Autokephalie und Autonomie zu diskutieren, wenn wir vor allem anderen die solide Einheit der orthodoxen Christen brauchen? Es gibt keinen Zweifel, dass die orthodoxe Kirche ihre Probleme bei einem allgemeinen Konzil behandeln sollte, an dem die Vorsteher aller Ortskirchen teilnehmen“.

Youhanna X. betonte die Notwendigkeit des inständigen Gebets, damit „Christus, der Herr, seine Kirche vor allen Wellen politischer Fallen, historischer Umbrüche und des destruktiven Geistes des Individualismus bewahren möge“. Die orthodoxe Christenheit müsse „ein Leib“ im Chaos einer Welt sein, die vor allem von Spaltungen bestimmt sei. Die Harmonie der orthodoxen Ortskirchen bewahre Einheit und Solidarität der orthodoxen Welt.

Der Patriarch von Antiochien war am 11. Oktober zu seinem „irenischen“ oder „offiziellen“ Besuch in Belgrad eingetroffen. Wie es in einem kirchlichen Kommunique hieß, seien diese Besuche eine „althergebrachte und ungebrochene“ Praxis der orthodoxen Kirche, eine Gelegenheit, um die Einheit der Orthodoxie zu bestätigen, wie sie vor allem in der Konzelebration der Göttlichen Liturgie zum Ausdruck komme. Zugleich stellten diese Besuche auch eine Bestätigung der „lebendigen und realen Gemeinschaft der orthodoxen Völker“ dar.

An den offiziellen Gesprächen zwischen Youhanna X. und seinem Gastgeber, Patriarch Irinej, nahmen auch führende Hierarchen der antiochenischen und der serbischen Kirche teil, so der antiochenische Metropolit von New York, Joseph (Zehlawi), und der serbische Bischof der Backa, Irinej (Bulovic). Thematisch wurden nicht nur die Spannungen zwischen den orthodoxen Kirchen – besonders zwischen Moskau und Konstantinopel – behandelt, sondern auch die „Ursachen und Konsequenzen des schrecklichen Konflikts in Syrien“ und der Exodus der Christen aus dem Nahen Osten.

Außer Belgrad besuchte Youhanna X. mit seiner Delegation auch den Patriarchatssitz in Pec, die Klöster in Zica, Studenica, Ostrog, Decani und Podgorica sowie Nis, die Geburtsstadt von Konstantin dem Großen. In Belgrad war der Patriarch von Antiochien in Begleitung seines serbischen Amtskollegen auch in der Orthodox-Theologischen Fakultät und im Serbischen Nationalmuseum zu Gast. Ebenso sind Begegnungen mit Repräsentanten der serbischen Regierung vorgesehen.

Höhepunkt des bis 19.Oktober anberaumten Besuchs war die von beiden Patriarchen und den begleitenden Hierarchen konzelebrierte Göttliche Liturgie in der Kathedrale St. Sava.