Patriarch von Antiochien stattet der serbisch-orthodoxen Kirche einen offiziellen Besuch ab

Die Patriarchen Youhanna X. und Irinej werden auch die gespannte Situation in der weltweiten Orthodoxie im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Autokephalie für die Ukraine behandeln

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Foto ©: spc.rs (Quelle: Webseite spc.rs, Lizenz: Erlaubnis der Redaktion)

Belgrad, 10.10.18 (poi) Der orthodoxe Patriarch von Antiochien, Youhanna X., stattet von 11. bis 19. Oktober der serbisch-orthodoxen Kirche einen offiziellen Besuch ab. Am Donnerstag, 11. Oktober, heißt der serbische Patriarch Irinej seinen antiochenischen Amtskollegen und dessen Delegation in der Michaelskathedrale der serbischen Hauptstadt willkommen, am Sonntag, 14. Oktober, konzelebrieren die beiden Patriarchen in dieser Kathedrale. Der Gast aus dem Nahen Osten wird auch die St. Sava-Kathedrale besuchen, die mit der Hagia Sophia in Konstantinopel und der neuen Nationalkathedrale in Bukarest eines der größten orthodoxen Gotteshäuser auf der Balkanhalbinsel ist. Es wird erwartet, dass die beiden Patriarchen nicht nur Fragen der bilateralen interorthodoxen Zusammenarbeit behandeln, sondern auch die gespannte Situation in der weltweiten Orthodoxie im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Autokephalie für die Ukraine.

Besuch in Birmingham und Coventry

Patriarch Irinej hat erst vor wenigen Tagen die serbisch-orthodoxen Diaspora in Großbritannien besucht. Unmittelbarer Anlass war das 70-Jahr-Jubiläum der serbischen Gemeinde in Birmingham und das 50-Jahr-Gedenken der Konsekration des dem Märtyrer-Fürsten Lazar geweihten Gotteshauses in der britischen Stadt. Am Festgottesdienst am Sonntag, 7. Oktober, nahm auch der serbische Kronprätendent Aleksandar Karadjordjevic teil. Patriarch Irinej wurde bei seiner Visite in Großbritannien von mehreren serbischen Bischöfen begleitet, unter ihnen der für Österreich, die Schweiz und Italien zuständige Bischof Andrej (Cilerdzic). Der für Großbritannien zuständige serbische Bischof Dositej (Motika) erinnerte beim Festgottesdienst zum 50-Jahr-Gedenken der Weihe der Lazar-Kirche daran, dass dieses Gotteshaus von den serbischen Immigranten errichtet wurde, die „wenig Geld, aber viel Glaube, Hoffnung und Liebe“ hatten.

In Birmingham ging Patriarch Irinej auf die Geschichte der britisch-serbischen Beziehungen ein und erinnerte insbesondere an den großherzigen Einsatz britischer Krankenschwestern für das von den Mittelmächten im Ersten Weltkrieg bedrängte serbische Volk. Ebenso hob er die engen Beziehungen zwischen serbisch-orthodoxer und anglikanischer Kirche hervor. Der Patriarch brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das offizielle London Serbien bei der Bewahrung des Kosovo – „der Wiege des serbischen Staates“ – unterstützen werde.

Der serbische Patriarch besuchte auch Coventry, wo er vom anglikanischen Bischof Christopher Cocksworth herzlich begrüßt wurde. Gemeinsam mit dem anglikanischen Bischof besuchte der Patriarch die neue Michaelskathedrale, die neben den Ruinen der am 14. November 1940 durch einen deutschen Luftangriff vernichteten alten Michaelskathedrale errichtet wurde. Patriarch Irinej verweilte auch vor dem „Nagelkreuz“ in der neuen Michaelskathedrale, das die Idee der Versöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs verkörpert.

Der damalige Dompropst Richard Howard ließ bei den Aufräumarbeiten nach dem Luftangriff drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale, die aus den Trümmern geborgen worden waren, zu einem Kreuz zusammensetzen. Dompropst Bill Williams initiierte dann zwischen 1958 und 1981 die „Nagelkreuz“-Gemeinschaft, in der christliche Gemeinden zusammengeschlossen sind, die sich der Versöhnung widmen und „Wunden der Geschichte heilen, die Vielfalt feiern und an einer Kultur des Friedens bauen“ wollen. Als äußeres Zeichen der Verbundenheit erhält jede „Nagelreuz“-Gemeinde ein Kreuz aus drei Nägeln von Coventry, das dem originalen Kreuz nachgebildet ist. Weltweit gibt es derzeit mehr als 160 solcher Gemeinden.