
Saloniki, 30.09.18 (poi) Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und der serbische Patriarch Irinej haben am Sonntag in Saloniki gemeinsam die Göttliche Liturgie zum Gedenken an die Gefallenen des alliierten Sieges von September 1918 über die Bulgaren und deren deutsche, österreichische und ungarische Verbündete an der Saloniki-Front zelebriert. Der Gedenkgottesdienst sollte ursprünglich im Freien auf dem Gelände des interalliierten Soldatenfriedhofs Zeitenlik stattfinden, musste aber wegen der schlechten Witterungsbedingungen in die nahe Kirche Agios Panteleimon verlegt werden. Im Hinblick auf die innerorthodoxen Spannungen um die Ukraine-Krise kam der Konzelebration der Patriarchen Bartholomaios I.und Irinej besondere Bedeutung zu (der serbische Patriarch hatte das Vorgehen Konstantinopels in der Ukraine in einem Brief an den Ökumenischen Patriarchen scharf kritisiert). Unter den Konzelebranten der Patriarchen waren auch der Metropolit von Drama, Paulos (Apostolidis), als Repräsentant des Erzbischofs von Athen, der neuernannte Metropolit von Ankara, Ieremia ((Kaligiorgis), und der Metropolit von Neapolis und Stavropolis, Barnabas (Tyris), als Organisator der Gedenkfeiern. Der alliierte Sieg an der Saloniki-Front 1918 leitete den militärischen Zusammenbruch der Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn) an allen Fronten und damit das Ende des Ersten Weltkriegs ein.
Metropolit Barnabas unterstrich, dass die gemeinsame Liturgiefeier der beiden Patriarchen ein Aufruf zum Frieden sei, ein Zeichen des Trostes und der Hoffnung. Der Rückblick auf den Ersten Weltkrieg zeige, dass der Hochmut den Krieg erzeuge. Der Metropolit unterstrich den Einsatz des Ökumenischen Patriarchen für den Frieden und verwies darauf, dass die beiden Patriarchen friedvoll und in Übereinstimmung miteinander unterwegs seien.Patriarch Irinej hob die Bedeutung von Saloniki für die Serben hervor, weil die beiden Brüder Kyrill und Method, die Apostel der slawischen Völker, aus der Stadt stammten. Zudem beleuchtete der Patriarch die dramatischen Ereignisse des Ersten Weltkriegs für Serbien (das praktisch zur Gänze von den Mittelmächten besetzt war) und gedachte der vielen militärischen und zivilen Opfer des Krieges auf dem Balkan.
Patriarch Bartholomaios unterstrich im Blick auf die vielen Kreuze von Zeitenlik die Absurdität des Krieges. Für den gläubigen Christen sei das Entscheidende, dass die Herrschaft des Todes durch die Auferstehung Christi überwunden sei. Der Friedhof von Zeitenlink erinnere aber daran, wie billig die Kostbarkeit des Menschen verschleudert worden sei.Der Militärfriedhof von Zeitenlik ist der größte seiner Art in Griechenland. Er befindet sich an der Stelle, wo sich während des Ersten Weltkriegs das wichtigste Militärkrankenhaus der serbischen Armee befand. Der Name ist türkisch (er wurde auch nach der Ablösung der osmanischen Behörden am Ende der Balkankriege belassen) und bedeutet Olivenhain. Auf dem Friedhof wurden serbische, französische, britische, italienische und russische Soldaten bestattet, auch bulgarische Kriegsgefangene. Der serbische und der französische Sektor des Friedhofs sind die größten Bereiche mit je 8.000 Grabstellen.
Entstanden ist der Friedhof auf Grund eines interalliierten Abkommens vom 20. November 1920. Der serbische Sektor wurde am 11. November 1936 – dem Jahrestags des definitiven Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs – eingeweiht. Während der deutschen Besetzung Salonikis im Zweiten Weltkrieg gelang es dem jugendlichen Grabwächter Djuro Mihailovic, den serbischen Sektor mit seiner Bibliothek und den vielen Denkmälern vor Zugriff und Zerstörung durch die deutschen Nationalsozialisten zu bewahren.
Die Gedenkfeiern fanden am Sonntag statt, weil der Waffenstillstand zwischen den Allierten und den mit den Mittelmächten verbündeten Bulgaren am 30. September 2018 in Saloniki unterzeichnet worden ist. Zuvor hatten die Alliierten bei den Kämpfen am mazedonischen Dobro Polje und am Dojran-See (heute zwischen Griechenland und Mazedonien geteilt) von 15. bis 18. September 1918 gesiegt. Es kam zu Auflösungstendenzen des bulgarischen Heeres, der vorübergehenden Ausrufung einer bulgarischen Republik und zur Abdankung des bulgarischen Zaren Ferdinand I. Die Serben hatten – gemeinsam mit der französischen „Armee d’Orient“ – wesentlichen Anteil am alliierten Sieg.