Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation in Prag

Pastoralbesuch Kardinal Sandris beim Apostolischen Exarchat für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in der Tschechischen Republik – Erinnerung an die Verfolgungszeit unter dem kommunistischen Regime und Appell zum Glaubenszeugnis in der Zeit der wiedergefundenen Freiheit

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Foto: © Daniel Baránek (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Prag, 08.04.19 (poi) Der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, hat dem Apostolischen Exarchat für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in der Tschechischen Republik einen zweitägigen Pastoralbesuch abgestattet. Der Kardinal entsprach damit einer Einladung des Exarchen, Bischof Ladislav Hucko. In seiner Predigt am Sonntag in der Prager griechisch-katholischen Klemenskathedrale erinnerte Kardinal Sandri an die schreckliche Verfolgung der Kirche, insbesondere der griechisch-katholischen Gemeinschaft, im 20. Jahrhundert. Die Verfolgung habe zur Einkerkerung von Bischöfen, Priestern und Laien geführt, viele seien zu Märtyrern geworden. Aber das Volk Gottes habe den „kostbaren Schatz des Glaubens“ auch im Untergrund bis zum Tag der Wiedergewinnung der Freiheit bewahrt. Auch nach so vielen Jahren gebühre den Zeugen von damals tiefe Dankbarkeit. Heute, in der Zeit der wiedergefundenen Freiheit, gehe es darum, ob die Christen imstande sind, in ihren Familien von Gott zu sprechen und „die Schätze der Gnade“ mit anderen zu teilen. Eindringlich rief der Präfekt der Ostkirchenkongregation zur Einheit auf und zur Überwindung der „Redereien, die uns trennen statt zur Nachfolge Christi zu führen“. Gerade das multiethnische Exarchat für die Gläubigen des byzantinischen Ritus könne ein „Ort wahrer Gemeinschaft“ sein „und niemals eine Stätte möglicher Gegensätze“.

Bei einer Begegnung mit dem Klerus des Exarchats am Samstag hatte der Kurienkardinal auf das schwierige Umfeld des pastoralen Dienstes in einem „der am meisten säkularisierten Länder Europas“ verwiesen. Die Identität des Exarchats mit seinen tschechischen, slowakischen, ukrainischen Gläubigen sei eine Herausforderung für ein Europa, „das die große Perspektive der Gründerväter aus den Augen verloren hat“ und den Mangel an Idealen durch laut verkündete, aber für das Gemeinwohl im Alltag wenig aufbauende Politikentwürfe verdecken wolle. Ohne „den Kontakt mit der Wirklichkeit“ zu verlieren, müssten aber auch die Chancen zur Verkündigung des Evangeliums in diesem Kontext und in dieser Zeit gesehen werden.

Nach der Begegnung mit den griechisch-katholischen Priestern besuchte Kardinal Sandri den Veitsdom, wo er an den Gräbern der Kardinäle Frantisek Tomasek und Miloslav Vlk (die er beide persönlich gekannt hatte) sowie von Kardinal Josef Beran (für den das Seligsprechungsverfahren im Gang ist) im Gebet verharrte. Vor der Rückkehr in die Nuntiatur machte der Präfekt der Glaubenskongregation in der Karmelitenkirche Station, wo die Originalstatue des „Bambino di Praga“ verehrt wird (die Verehrung dieser Gnadenstatue der Barockzeit ist bis heute in allen Ländern lebendig, die einst zum Herrschaftsbereich der Casa d’Austria zählten).