Rumänisch-orthodoxer Patriarch Daniel wirbt für die panorthodoxe Einheit

„Meinungsverschiedenheiten über das Konzil von Kreta haben nicht zur Aufhebung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen den orthodoxen Schwesterkirchen geführt“ – „Man kann orthodox sein ohne fanatisch zu sein“

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Bukarest, 02.01.18 (poi) Der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel hat in einem Interview mit dem rumänischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen TVR zur panorthodoxen Einheit aufgerufen. Im Hinblick auf die Diskussionen um das im Jahr 2016 abgehaltene Konzil von Kreta erinnerte der Patriarch daran, dass jene orthodoxen Kirchen, die in Kreta teilgenommen haben und jene, die nicht anwesend waren, „weiterhin in eucharistischer Gemeinschaft leben“. Wörtlich sagte Patriarch Daniel: „Es ist sehr wichtig, dass wir die eucharistische Gemeinschaft bewahren, auch wenn wir bisweilen unterschiedliche Positionen einnehmen. Meinungsverschiedenheiten, Divergenzen oder unterschiedliche Bewertungen des Großen und Heiligen Konzils von Kreta haben nicht zum Bruch der Einheit oder zur Aufhebung der eucharistischen Gemeinschaft zwischen den orthodoxen Schwesterkirchen geführt“. Im Dialog und durch Verhandlungen könnten die Texte des Konzils geklärt und verbessert und die Einheit des Glaubens bewahrt werden.

Die rumänisch-orthodoxe Kirche habe sich intensiv auf das Konzil von Kreta vorbereitet, da die Entwürfe der Konzilstexte ja seit langem bekannt waren, unterstrich Patriarch Daniel. Die rumänisch-orthodoxen Theologen und Bischöfe hätten ihren Beitrag geleistet. Der Hauptakzent sei darauf gelegt worden, dass das Konzil nicht zu neuen Dogmen oder neuen kirchenrechtlichen Bestimmungen führen dürfe, vielmehr sollten die Konzilsdokumente „pastoralen und missionarischen Charakter“ haben.

Er bedaure nach wie vor zutiefst, dass vier orthodoxe Schwesterkirchen (die Kirchen von Antiochien, Georgien, Bulgarien und Moskau) auf Kreta nicht präsent waren, betonte Patriarch Daniel in dem Fernsehinterview. Umso größer sei die Notwendigkeit der „Kommunikation, der Kommunion und der Kooperation“, um die gemeinsame Verantwortung der autokephalen Kirchen deutlich zu machen. Die orthodoxen Kirchen seien selbständig (autokephal), „aber zugleich bilden sie die eine Kirche Christi“. Es sei notwendig, zugleich mit der nationalen oder regionalen Autokephalie der einzelnen Kirchen auch die Universalität der ganzen Kirche darzulegen. Daher gehe es der rumänisch-orthodoxen Kirche darum, zur Stärkung der panorthodoxen Einheit beizutragen. Das sei kein „besonderes Verdienst, sondern eine Pflicht“.

Im Hinblick auf die Ökumene sagte der Patriarch, die Delegation seiner Kirche habe auf Kreta bezeugt, dass die orthodoxe Kirche die „eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ des Glaubensbekenntnisses ist und dass die anderen christlichen Gemeinschaften sich im Lauf der Zeit von dieser „einen Kirche“ entfernt haben. Was den Dialog mit den anderen christlichen Gemeinschaften betrifft, müsse man die praktischen Notwendigkeiten beachten, „insbesondere in Ländern, in denen die Orthodoxen minoritär sind“. Man könne „orthodox sein, ohne fanatisch zu sein“, unterstrich Patriarch Daniel. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass viele rumänisch-orthodoxe Gemeinden in der Diaspora die Liturgie in römisch-katholischen oder evangelischen Gotteshäusern feiern, „ohne dass dadurch Verwirrung im Glauben entsteht“. Aus der Sicht der pastoralen Praxis sei es notwendig, „treu zu einem von der Liebe geprägten Glauben“ zu stehen, ohne irgendeine Abneigung oder gar Hass gegen andere zu entwickeln. Wörtlich meinte der Patriarch abschließend: „Die Wahrheit des Glaubens muss bewahrt werden, aber sie muss so bezeugt werden, dass die Verbindung zwischen Glaube und christlicher Liebe sichtbar wird“.