Russland: Interreligiöser Rat spricht sich gegen Wahhabismus aus

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Foto: © Алексеев Игорь Евгеньевич (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

06.04.2018 (NÖK) Der Interreligiöse Rat Russlands hat sich dafür ausgesprochen, Wahhabismus als extremistisch anzuerkennen. In einer Resolution vom 27. März hielt der Rat fest, er wolle sich an die Behörden wenden und ihnen vorschlagen, die entsprechende Ideologie und ihre Organisationen als extremistisch einzustufen. Angeregt hatte die Initiative Mufti Kamil Samigullin von der Geistlichen Verwaltung der Muslime Tatarstans. „Wir sollten diese Ideologie verbieten, sie ist misanthropisch“, erklärte er an der Sitzung des Interreligiösen Rats in Moskau. Der Wahhabismus bestehe in Russland aus einer ganzen Reihe unterschiedlicher Organisationen. Ein Verbot würde deren Aktivitäten erschweren und ihre Anziehungskraft mindern, fügte Mufti Samigullin hinzu.

Der Russische Muftirat hat sich gegen die Initiative gestellt. Man sei sich bewusst, dass die „Ideologie der Intoleranz“ unbedingt bekämpft werden müsse, und arbeite intensiv in diese Richtung. Dennoch sei der Muftirat der Überzeugung, dass die „Einführung des Prinzips der Verfolgung von Gläubigen aufgrund ihres Glaubens, anstelle konkreter illegaler Handlungen absolut verheerende Auswirkungen auf die muslimische Gemeinschaft Russlands, die inter-ethnische Einigkeit und rechtliche Kultur des russischen Staats haben wird“, erklärt der Rat in einem Statement auf seiner Website. Er verurteilte den Vorschlag als „offensichtlich rechtlich schwammig“, zudem verletze er den Verfassungsgrundsatz zur Trennung von Staat und Religion.

Albir Krganov, Mufti von Moskau und Vorsitzender der Geistlichen Vereinigung der russischen Muslime, hingegen unterstützt die Initiative. Die „fremde islamistische Idee“ führe zur Radikalisierung der Jugend, wahhabitische Schriften führten zu Gewalt und Unglück. Ohne die Rechte Gläubiger zu beschneiden, sollten Gesetze entworfen werden, die der russischen Zivilgesellschaft dabei helfen, Extremismus zu verhindern, erklärte Krganov.