Russland: Kirche gedenkt der Trennung der Kirche vom Staat vor 100 Jahren

Leninistisches Dekret löste 70-jährige Verfolgung aus

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Foto ©: Alvesgaspar (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Moskau, 03.02.18 (poi) In der russisch-orthodoxen Kirche wurde des 100. Jahrestags des bolschewistischen Dekrets „Über die Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche“ gedacht. Mit dem Dekret wurde das gesamte Vermögen der russisch-orthodoxen Kirche und aller religiösen Vereinigungen zum Nationaleigentum erklärt, jegliche religiöse Unterweisung im Bildungsbereich wurde untersagt, alle Zivilstandsvorgänge (Geburt, Eheschließung, Tod) wurden der kirchlichen Kompetenz entzogen. Das Dekret, das eine 70-jährige Kirchenverfolgung in Gang setzte, wurde in der Weltöffentlichkeit wenig kritisiert, weil es den bürgerlich-liberalen Vorstellungen entsprach,  die in den französischen „Trennungsgesetzen“ (Loi Combes) von 1905 zum Ausdruck gekommen waren (die auch in vielen lateinamerikanischen Ländern Anwendung fanden).

Die russisch-orthodoxe Kirche reagierte scharf auf das leninistische Dekret. Das Landeskonzil der russisch-orthodoxen Kirche stellte fest, dass es sich um einen „böswilligen Übergriff“ auf die Struktur der orthodoxen Kirche und um einen „offenen Akt der Verfolgung“ handle. Ausdrücklich wurde festgehalten, dass jede Beteiligung an der Verbreitung des leninistischen Dekrets und jeder Versuch zu seiner Verwirklichung kirchenrechtliche Strafen bis hin zur Exkommunikation nach sich ziehe.

Das „Volk Gottes“ habe durch „machtvolle Prozessionen“ und die Verteidigung von Kirchen und Klöstern gegen Übergriffe der leninistischen Arbeiter-, Bauen- und Soldatenräte reagiert, wie es in einem Bericht von „Orthodox Christianity“ heißt. Die Bemühungen orthodoxer Gläubiger zur Verteidigung orthodoxer Heiligtümer hätten allein von Februar bis Mai 1918 an die 700 Todesopfer gefordert.