Serbische Bischöfe kritisieren Rehabilitierung der schismatischen ukrainischen Kirchenführer

Entscheidung des Heiligen Synods von Konstantinopel für die serbisch-orthodoxe Kirche nicht verbindlich – Serbische Bischofsversammlung schlägt Behandlung der Fragen der Autokephalie und der orthodoxen Diaspora bei einem Panorthodoxen Konzil vor

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Foto: © PanchoS (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Belgrad, 13.11.18 (poi) Scharfe Kritik übt die Vollversammlung der serbisch-orthodoxen Bischöfe an der „kanonisch unbegründeten“ Entscheidung des Heiligen Synods der Kirche von Konstantinopel, die beiden schismatischen ukrainischen Kirchenführer Filaret (Denisenko; „Kiewer Patriarchat“) und Makarij (Maletytsch; „ukrainische autokephale orthodoxe Kirche“) samt deren Episkopat und Klerus zu rehabilitieren. Wie es in einer von Bischof Irinej (Bulovic), dem Sprecher des serbisch-orthodoxen Patriarchats, unterzeichneten Dokument heißt, sei Filaret „laisiert und exkommuniziert“, während Makarij aus der apostolischen Sukzession ausgeschlossen sei, weil er spirituell aus „der Sekte der ‚Selbstgeweihten‘“ komme (das bezieht sich auf die Gründung der sogenannten „ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche“, als sich der selbsternannte „Metropolit“ Basil Lipowskij, ein Pfarrgeistlicher, im Herbst 1921 von seinen Mitverschworenen die Hände auflegen ließ, um damit quasi zum Bischof geweiht zu werden). Die Entscheidung des konstantinopolitanischen Synods sei daher für die serbisch-orthodoxe Kirche nicht verbindlich. Die serbischen Bischöfe könnten Filaret und Makarij sowie deren Gefolgsleute nicht als „orthodoxe Bischöfe und Kleriker“ anerkennen und daher auch keine „liturgische und kanonische Gemeinschaft“ mit ihnen haben.

Die serbische Bischofsversammlung schlage „dem Patriarchat von Konstantinopel und allen anderen autokephalen orthodoxen Ortskirchen“ vor, dass die Frage der Autokephalie und der orthodoxen Diaspora „so bald wie möglich“ auf einem Panorthodoxen Konzil beraten werden sollte, um die „Katholizität und Einheit“ der orthodoxen Kirche zu bestätigen und zu stärken und in Zukunft jene Versuchung zu vermeiden, „die die Heilige Orthodoxie jetzt erfährt“, heißt es in der Erklärung weiter. Die Verbindung von Autokephalie und Diaspora wird als Hinweis interpretiert, dass die serbischen Bischöfe nicht mit der Interimslösung einverstanden sind, wonach der Vorsitz in den neuen orthodoxen Bischofskonferenzen in der Diaspora automatisch dem jeweiligen Hierarchen aus dem Ökumenischen Patriarchat zusteht.

 

Tschechisch-slowakische Orthodixie unterstützt Metropolit Onufrij

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei, Metropolit Rostislav (Gont), hat neuerlich seine „brüderliche Unterstützung“ für die kanonische ukrainisch-orthodoxe Kirche und ihren Primas, Metropolit Onufrij (Berezowskij) zum Ausdruck gebracht. Bei einer Begegnung mit dem Leiter der Repräsentanz der ukrainisch-orthodoxen Kirche bei der EU in Brüssel, Bischof Wiktor (Kotsaba), sagte der tschechisch-slowakische Primas, er sei mit seinem Klerus und seinen Gläubigen „in tiefer Sorge“ über die Situation der „brüderlichen ukrainischen Kirche“. Wörtlich erklärte Metropolit Rostislav: „Wir hoffen auf weise Entscheidungen der universalen Orthodoxie im Hinblick auf die Situation in der Ukraine und wir beten dafür“. Wie die Geschichte lehre, sei die Einmischung von staatlichen und politischen Kräften in kirchliche Angelegenheiten noch nie erfolgreich gewesen, denn es sei unmöglich, „auch nur irdische Vorteile durch die Verletzung der heiligen Kanones der orthodoxen Kirche zu erlangen“. Bereits im Mai hatte der tschechisch-slowakische Primas bei einer Begegnung mit den ukrainischen Ex-Präsidenten Leonid Krawtschuk und Leonid Kutschma darauf verwiesen, dass jegliche Beteiligung von staatlichen Repräsentanten an kirchlichen Angelegenheiten in einer demokratischen Gesellschaft inakzeptabel sei.

Die orthodoxe Kirche beruhe auf dem Prinzip der Konziliarität, unterstrich Metropolit Rostislav. Daher müsse jeder Konflikt und Disput, der die Einheit der Orthodoxie bedroht, in konziliarer Art gelöst werden – „in Übereinstimmung mit den allgemein akzeptierten kirchlichen Traditionen und heiligen Kanones“.

Bischof Wiktor hatte dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei die Grüße von Metropolit Onufrij überbracht und die Friedens-, sozialen und humanitären Aktivitäten der Kirche in der Ukraine dargelegt.

 

Dementi aus Finnland

Die orthodoxe Kirche von Finnland hat sich nicht für eine ukrainische Autokephalie ausgesprochen. Dies betonte der Sprecher der finnischen Orthodoxie, Vladimir Sokratiline, im Gespräch mit der russischen Agentur „Ria Nowosti“. Die Kirche von Finnland verfolge die Situation aufmerksam, „wir beten für die Bewahrung des Friedens und der Einheit der Kirche“, sagte Sokratiline. Die jüngste Begegnung zwischen dem Primas der orthodoxen Kirche von Finnland, Erzbischof Leo (Makkonen), und Präsident Petro Poroschenko habe inoffiziellen Charakter gehabt. Trotzdem veröffentlichte die Kiewer Präsidentschaftsverwaltung auf ihrer offiziellen Website einen Bericht, wonach Erzbischof Leo dem Präsidenten versichert hätte, dass er die Autokephalie einer neuen Kirche in der Ukraine unterstütze.

Ähnliche „Fehlinterpretationen“ bei Begegnungen ukrainischer Offizieller mit kirchlichen Repräsentanten hatte es auch im Hinblick auf den Heiligen Stuhl und die orthodoxe Kirche von Zypern gegeben.