Situation der Christen im Nahen Osten war ein Hauptthema bei der Begegnung des Papstes mit Präsident Macron

Die besondere Verbindung der Pariser Politik mit den orientalischen Kirchen reicht ins 16. Jahrhundert zurück – Der Historiker Charles Personnaz erstellt für den französischen Staatschef ein Dossier, wie die Unterstützung der christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens verbessert werden kann

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Foto: © EU2017EE Estonian Presidency (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Paris-Vatikanstadt, 27.06.18 (poi) Die Situation der Christen im Nahen Osten war ein Hauptthema bei der Begegnung von Papst Franziskus mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, berichten französische Medien. Macron führe damit eine Tradition fort, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht: Damals hatte Francois I. mit Sultan Soliman I. eine Allianz gegen Kaiser Karl V. geschlossen, wobei Frankreich als „Schutzmacht der Christen des Heiligen Landes“ (zu dem damals auch der syrische Raum zählte) anerkannt wurde.

Macron hatte sein Interesse für die Christen des Nahen Ostens bereits am 25. September des Vorjahres deutlich gemacht, als er gemeinsam mit dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun im Pariser „Institut du Monde Arabe“ bei der Eröffnung der grandiosen Ausstellung „Christen des Orients. 2.000 Jahre Geschichte“ das Wort ergriff. In der Ausstellung, die gemeinsam mit dem Oeuvre d’Orient“ gestaltet wurde, waren einmalige Schätze aus dem kulturellen und spirituellen Erbe der Christen des Nahen Ostens zu sehen. Die überaus erfolgreiche Initiative zeigte die entscheidende Rolle der Christen bei der politischen, kulturellen, sozialen und religiösen Entwicklung der nahöstlichen Region auf. Macron betonte damals, dass Frankreich eine „lange Geschichte mit den Christen des Orients“ habe; die Präsenz der Christen im Nahen Osten sei ein „unschätzbares Zeugnis der Koexistenz verschiedener Religionen“.

Bereits im unmittelbaren Vorfeld der Begegnung zwischen dem Papst und dem französischen Präsidenten kündigte Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin an, dass der Schutz der Christen im Nahen Osten in „allen Gesprächen mit politischen Persönlichkeiten“ immer ein zentrales Thema sei. Dies werde auch bei der Begegnung mit Macron der Fall sein, umso mehr „angesichts der Rolle Frankreichs in der nahöstlichen Region“, sagte der Kardinal am Montag zum Abschluss eines Kolloquiums über die Religionsfreiheit.

Das im Jahr 1535 mit dem Vertragsabschluss zwischen Francois I. und Soliman I. entstandene „besondere Band“ zwischen Frankreich und den Christen des Orients überdauerte alle Wechselfälle der Geschichte. Als ab 2014 mit dem Vormarsch der IS-Terroristen die Verfolgung der Christen in Syrien und im Irak rasant zunahm, erneuerten die französischen Autoritäten ihr Engagement für die christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens. So wurde im Juli 2014 in der französischen Nationalversammlung eine Studiengruppe über die Situation der Christen des Orients ins Leben gerufen. 2015 verlieh Paris dem Einsatz für den Schutz der Christen in der Levante eine internationale Dimension. Auf Initiative Frankreichs setzte sich am 27. März 2015 der UNO-Sicherheitsrat mit dem Schicksal der nahöstlichen Christen auseinander, eine Premiere in der Geschichte der Weltorganisation.

Präsident Macron hat vor kurzem den Historiker, Museumsfachmann und „Oeuvre d’Orient“-Funktionär Charles Personnaz beauftragt, eine Studie zu erstellen, wie Paris die christlichen Gemeinschaften des Nahen Ostens besser unterstützen kann, vor allem im Hinblick auf deren Erziehungs- und Bildungswesen. Personnaz muss dieses Dossier spätestens im Oktober dem Präsidenten vorlegen.