Start der Dialogkommission von russisch-orthodoxer und syrisch-orthodoxer Kirche

Es geht um Zusammenarbeit im humanitären, kulturellen und akademischen Bereich sowie den Erfahrungsaustausch im Hinblick auf die monastische Tradition und das soziale Engagement

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Foto ©: mospat.ru

Moskau, 14.12.17 (poi) Die russisch-orthodoxe und die syrisch-orthodoxe Kirche wollen in Zukunft im humanitären, kulturellen und akademischen Bereich zusammenarbeiten und Erfahrungen im Hinblick auf die monastische Tradition und das soziale Engagement austauschen: Dies ergab die erste Zusammenkunft der neugegründeten bilateralen russisch-syrischen kirchlichen Dialogkommission, die in Tscherepowez in Nordwestrussland stattfand. Die Einrichtung dieser Kommission war beim Russland-Besuch des syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II. im November 2015 mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. vereinbart worden. Als Ko-Präsidenten der Kommission fungieren der russisch-orthodoxe Bischof von Tscherepowez, Flavian (Mitrofanow), und der syrisch-orthodoxe Metropolit und Patriarchalvikar für Österreich und die Schweiz, Mor Dionysios Isa Gürbüz. Bei der ersten Sitzung der Kommission wurde ausdrücklich festgehalten, dass es nicht um Wiederherstellung der Kircheneinheit gehe (die syrisch-orthodoxe Kirche gehört zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen, die sich nach dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 von der Orthodoxie getrennt haben), sondern darum, trotz theologischer Unterschiede zum Wohl der Menschen praktisch zusammenzuarbeiten. Ein erster Schritt der Zusammenarbeit wird der Studentenaustausch und der Austausch von Jugenddelegationen sein. Auch sollen syrisch-orthodoxe Theologen zu den akademischen Konferenzen des Moskauer Kyrill-Method-Instituts für Postgraduate-Studien eingeladen werden, ebenso russisch-orthodoxe Theologen zu akademischen Foren der syrisch-orthodoxen Kirche.

In Tscherepowez wurde festgehalten, dass der kirchliche russisch-syrische Dialog zu einem Zeitpunkt beginne, da Syrien und seine Menschen nach wie vor unter den schrecklichen Auswirkungen des blutigen militärischen Konflikts und der terroristischen Gewalt leiden. Russisch-orthodoxe und syrisch-orthodoxe Theologen waren sich einig, dass es für Terrorismus und Extremismus keine wie auch immer gearteten „ethnischen, nationalen oder religiösen“ Begründungen geben könne, Terrorismus sei immer „böse“. Die Kommissionsmitglieder brachten ihr tiefes Mitgefühl mit den Menschen in Syrien zum Ausdruck, die in den letzten Jahren durch den Konflikt Verwandte und Freunde verloren haben, aber auch mit den Familien der russischen Soldaten, die ihr Leben „für das Recht der Syrer auf eine friedliche Existenz“ hingegeben haben.

Es sei zu hoffen, dass es in Syrien bald wieder ein normales Leben geben werde, wurde bei den Gesprächen in der Dialogkommission betont. Dann werde auch die kostbare Erfahrung der friedlichen Koexistenz von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und religiöser Überzeugung wiederaufgenommen werden können, die für Syrien ebenso charakteristisch wie für Russland sei. In diesem Zusammenhang wurde von syrisch-orthodoxer Seite der Wunsch nach regelmäßigen Kontakten mit dem beim russischen Präsidialrat für die Zusammenarbeit mit religiösen Organisationen eingerichteten Hilfskomitee für Syrien deponiert.