Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche fordert Exarchen Konstantinopels zum Verlassen des Landes auf

Repräsentant des Ökumenischen Patriarchats beim Weltkirchenrat, Erzbischof Job, weist Feststellungen des Synods zurück

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Foto: © Vadim Chuprina (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

Kiew-Genf, 26.09.18 (poi) Als „skrupellose Einmischung“ in die inneren Angelegenheiten der ukrainisch-orthodoxen Kirche hat der Heilige Synod dieser autonomen Kirche des Moskauer Patriarchats am Dienstag die Entsendung von zwei Exarchen des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel in die Ukraine bezeichnet. Die unter dem Vorsitz von Metropolit Onufrij (Berezowskij) im Kiewer Höhlenkloster versammelten Bischöfe forderten den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. auf, diese „Einmischung“ zu beenden und das kanonische Territorium der ukrainisch-orthodoxen Kirche nicht zu verletzen. Die Tätigkeit der beiden Exarchen – Erzbischof Daniel (Zelinskyj) und Bischof Hilarion (Rudnyk) – sei nicht vom Kirchenrecht gedeckt und verletze den „interkonfessionellen Frieden“ in der Ukraine. Erzbischof Daniel und Bischof Hilarion müssten das kanonische Territorium der ukrainisch-orthodoxen Kirche umgehend verlassen.

Der Heilige Synod in Kiew beschloss zugleich, dass die ukrainisch-orthodoxen Bischöfe nicht mehr mit Bischöfen des Patriarchats von Konstantinopel konzelebrieren werden (einen ähnlichen Beschluss hatte bereits der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats am 14. September gefasst). Klerus, Mönche, Nonnen und alle anderen Gläubigen der ukrainisch-orthodoxen Kirche wurden aufgefordert, das Gebet um die Bewahrung der „Einheit der Heiligen Orthodoxie“ zu intensivieren.

Die im Höhlenkloster versammelten ukrainischen Bischöfe verlangten weiters die Rücknahme der derzeit in der Werchowna Rada (dem ukrainischen Parlament) behandelten „verfassungswidrigen antikirchlichen Gesetzentwürfe“. Dabei handelt es sich um die Entwürfe Nr. 4128 (über den Wechsel der kirchlichen Zugehörigkeit von Pfarrgemeinden), Nr. 4511 (über den Status von religiösen Organisationen) und Nr. 5309 (über die Namensänderung von religiösen Organisationen). Das Ziel dieser Gesetzentwürfe sei die „juridische Liquidierung“ der ukrainisch-orthodoxen Kirche durch eine „feindliche Übernahme“ mit Hilfe von Namenswechsel, ungesetzlichem Eingriff in die leitenden Gremien der Kirche und Entzug ihres Eigentums an Heiligtümern, Gotteshäusern und Klöstern. Der Heilige Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche verwies darauf, dass eine Umsetzung dieser Gesetzentwürfe das „Volk künstlich teilen“ und „Millionen von ukrainischen Bürgern zu Fremden in ihrer Heimat“ machen würde.

Der (selbst aus der ukrainischen Emigration in Nordamerika kommende) Repräsentant des Ökumenischen Patriarchats beim Weltkirchenrat, Erzbischof Job (Getcha), wies die Feststellungen des Heiligen Synods der ukrainisch-orthodoxen Kirche entschieden zurück: „Mit welchem Recht macht die ukrainisch-orthodoxe Kirche dem Ökumenischen Patriarchat Vorwürfe, wenn sie doch keine unabhängige Gemeinschaft ist, die einen Dialog führen könnte“. In früheren Zeiten sei Patriarch Bartholomaios I. ohne Übereinkunft mit der Führung der ukrainisch-orthodoxen Kirche – an deren Spitze damals Metropolit Wladimir (Sabodan) gestanden sei – in die Ukraine gekommen. Aber das habe weder zu einem Konflikt noch zur Verweigerung der Konzelebration geführt. Außerhalb der Ukraine werde der Episkopat der ukrainisch-orthodoxen Kirche als Teil des Episkopats der russisch-orthodoxen Kirche gesehen, was bedeute, dass alle Fragen interorthodoxer Natur, die diese Kirche betreffen, vom Heiligen Synod des Moskauer Patriarchats behandelt werden müssten. Der Heilige Synod in Kiew habe daher seine kanonische Kompetenz überschritten, als er sich zu den Aktivitäten des Ökumenischen Patriarchats äußerte. Historisch gesehen, sei die Ukraine kanonisches Territorium des Ökumenischen Patriarchats, wie Patriarch Bartholomaios I. immer wieder in Erinnerung rufe.

Bartholomaios I.: Autokephalie kommt bald

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hatte zuletzt am Sonntag zum Abschluss der Göttlichen Liturgie in der Pfarrkirche Agios Fokas im konstantinopolitanischen Stadtteil Ortaköy erklärt, die Autokephalie für eine neue selbständige orthodoxe Kirche in der Ukraine werde bald verkündet werden, denn das sei „ihr Recht“. In Agios Fokas – wo auch der ukrainische Generalkonsul in der Stadt am Gottesdienst teilnahm – begrüßte der Patriarch einen anwesenden tschechischen orthodoxen Theologen und erinnerte daran, dass die orthodoxe Kirche in Tschechien und der Slowakei, die den entsprechenden „Tomos“ 1998 von Konstantinopel erhalten hatte, die jüngste der autokephalen orthodoxen Kirchen sei. „Und jetzt ist es Zeit für die Ukraine“, fügte der Ökumenische Patriarch hinzu. Indirekt auf die Beschlüsse des Heiligen Synods in Moskau antwortend, sagte Bartholomaios I., das Ökumenische Patriarchat fühle sich nicht bedroht und drohe seinerseits nicht.