Syrisch-orthodoxer Metropolit von Mosul referierte vor dem französischen Senat

In Suleimanya in der kurdischen Region kümmert sich ein Mönch aus der von Pater Dall’Oglio begründeten Gemeinschaft Der Mar Musa um Flüchtlinge und Vertriebene

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Foto: © Thomas Brechmann (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Paris-Bagdad, 04.10.18 (poi) Der syrisch-orthodoxe Metropolit von Mosul, Mar Nikodemos Daoud Sharaf, wurde am Mittwoch im französischen Senat empfangen, um vor den Parlamentariern über die aktuelle Situation der Christen in der aus der Hand der IS-Terroristen befreiten Stadt zu berichten. Bisher sind erst relativ wenige christliche Familien in die weitgehend zerstörte Metropole am Tigris zurückgekehrt. Der Metropolit wurde vom Vorsitzenden der Republikaner im französischen Senat, Bruno Retailleau, begrüßt, der sich seit Jahren für die orientalischen Christen einsetzt.

Am selben Tag berichtete die katholische Nachrichtenagentur „Fides“ über die Tätigkeit der Klostergemeinschaft Der Mar Musa für die Flüchtlinge in Suleimaniya in der autonomen kurdischen Region des Irak (die syrisch-katholische Klostergemeinschaft Der Mar Musa wurde von dem 2013 in Syrien von Islamisten entführten italienischen Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio begründet). P. Jens Petzold, ein Mönch der von P. Dall’Oglio begründeten Gemeinschaft, der seit Jahren in der kurdischen Region lebt, sagte im Gespräch mit „Fides“, dass sein Kloster in Suleimaniya drei Jahren hindurch christliche Flüchtlinge beherbergte, die vor dem Vormarsch der IS-Terroristen geflohen waren: „In der kritischsten Phase lebten hier 250 Männer, Frauen und Kinder. In dieser Notlage wurde unser persönliches Engagement von internationalen Hilfswerken unterstützt. Im September verließen die letzten Flüchtlinge unsere Gemeinschaft und kehrten nach Hause zurück. Die meisten von ihnen kamen aus Qaraqosh (Baghdida)“.

Die Notlage sei aber noch nicht vorbei, betonte P. Jens: „Viele sunnitische Muslime können und wollen aus Angst vor Repressalien der Schiiten nicht in ihre Heimatorte zurückkehren. Außerdem gibt es auch viele syrische Flüchtlinge (hauptsächlich Kurden), die nicht nach Hause zurückkehren wollen, weil sie die Unsicherheit und die prekäre Lage fürchten“.Angesichts dieser Notlage sind Pater Jens und die vielen freiwilligen Helfer, die die Gemeinschaft unterstützen, in verschiedenen Projekten engagiert, darunter Sprachkurse (Kurdisch, Englisch und Arabisch), die von Theateraktivitäten flankiert werden. „Wir würden gerne eine Art Volkshochschule schaffen und möchten neben den Sprachkursen weitere Lektionen anbieten“, so der Mönch: Geschichte, Philosophie, Literatur. Diese Aktivitäten sollten allen zugänglich gemacht werden: Kurden, Flüchtlingen und Vertriebenen – „ohne Unterscheidung nach religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit“. Pater Jens und die freiwilligen Helfer sind auch in Kanazawa, einem jesidischen Dorf unweit von Sulaimaniya aktiv, wo sie Sprach- und Alphabetisierungskurse durchführen.

„Wir wenden uns insbesondere auch an Jugendliche“, so Pater Jens abschließend, „denn es stimmt zwar, dass der Krieg vorbei und Kurdistan ziemlich stabil ist. Aber es liegt die Wirtschaft brach. Wir müssen jungen Menschen helfen, Kompetenzen in Bereichen zu erlangen, die ihnen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Ziel ist es, eine gut strukturierte Wirtschaft zu schaffen, die weniger vom staatlichen Sektor abhängig ist, in dem die meisten Arbeitnehmer heute beschäftigt sind“.