Syrisch-orthodoxer Patriarch bei Befreiungsfeiern in Aleppo

Mor Ignatius Aphrem II. setzte bewusst kirchliche Akzente: „Wir lieben das Leben, nicht irgendein Leben, sondern das Leben nach dem Willen Gottes“

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Foto: © Obersachse (Quelle: Wikimedia, Lizenz: GNU Free Documentation License)

Damaskus, 24.12.18 (poi) Der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatius Aphrem II. war am 23. Dezember der Hauptgast bei den offiziellen Feiern zum 2. Jahrestag der „Befreiung von Aleppo“. Bei den Feierlichkeiten im Stadion der nordsyrischen Metropole – die jetzt wieder zur Gänze unter der Kontrolle von Präsident Bachar al-Assad ist – wurde der Patriarch u.a. vom Patriarchaldelegaten für die Erzeparchie Aleppo, Boutros Kassis, begleitet (der Delegat vertritt den entführten Metropoliten Mor Gregorios Youhanna Ibrahim). Bereits am Tag zuvor – am 22. Dezember – hatte in Aleppo eine kirchliche Feier zum 2. Jahrestag der „Befreiung von Aleppo“ stattgefunden. Diese Feier wurde vom Patriarchalchor St. Aphrem organisiert, der kirchliche und nationale Lieder „in verschiedenen Sprachen“ zu Gehör brachte. Mor Ignatius Aphrem II. betonte bei der kirchlichen Feier die Bedeutung des Weihnachtsfestes, das „jedes Jahr – auch in Zeiten großer Schwierigkeiten – den Frieden bringt“. Dieses Fest erinnere daran, dass „das Leben stärker ist als der Tod“. Man habe den Menschen in Syrien den Tod zugedacht, sagte der Patriarch: „Aber wir lieben das Leben, nicht irgendein Leben, sondern das Leben nach dem Willen Gottes“.

Bei seinem Eintreffen in Aleppo am 22. Dezember war der Patriarch von einer großen Menschenmenge willkommen geheißen worden. Beim Gebet in der St. Aphrem-Kathedrale im Bezirk Suleimaniye unterstrich Mor Ignatius Aphrem II., dass die Freude über Weihnachten durch die Abwesenheit des nach wie vor entführten Metropoliten Mor Gregorios Youhanna Ibrahim getrübt sei. Bei einem Empfang im Bischofshaus konnte der syrisch-orthodoxe Patriarch Repräsentanten aller in Aleppo tätigen Kirchen begrüßen, u.a. den maronitischen Erzbischof Yousef Tobji, den griechisch-katholischen Erzbischof Jean-Clement Jeanbart, den syrisch-katholischen Erzbischof Mor Dionysios Antoine Shahda, den römisch-katholischen Bischof Georges Abou Khazen, den chaldäischen Bischof Antoine Audo, den armenisch-katholischen Erzbischof Boutros Marayati und den antiochenisch-orthodoxen Bischofsvikar Mousa al-Khasi. Später empfing der Patriarch auch den Mufti von Aleppo, Scheich Mahmoud Akkam, den Gouverneur der Stadt, Hussein Diab, und den Regionaldirektor für die religiösen Stiftungen, Rami Obeid.

Am Sonntag, 23. Dezember, feierte der Patriarch die Heilige Liturgie in der St. Aphrem-Kathedrale. Auch dabei erinnerte er an die Entführung von Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und dessen griechisch-orthodoxem Amtsbruder Boulos Yazigi. Die Entführung der beiden Bischöfe und „so vieler Kleriker und schuldloser Menschen in Syrien“ fordere zur Auseinandersetzung mit dem Bösen in der Welt heraus. Mor Ignatius Aphrem II. besichtigte auch die kirchliche „Al-Kalima“-Schule, die während der bewaffneten Auseinandersetzungen schwer beschädigt worden war.

Nach seiner Rückkehr nach Damaskus empfing der syrisch-orthodoxe Patriarch den stellvertretenden syrischen Minister für die religiösen Stiftungen, Muhammad Abd Al-Sattar Al-Sayyid, und eine Delegation von muslimischen religiösen Führungspersönlichkeiten, die herzliche Wünsche zum Weihnachtsfest überbrachten. Zu einem weiteren Gratulationstermin fand sich auch der Vertreter des iranischen „geistlichen Führers“ in Damaskus, Ayatollah Abu Fadl Tabtabaei, im Patriarchat in Bab Touma in der Altstadt von Damaskus ein.

Am 25. Dezember feierte Mor Ignatius Aphrem II. den weihnachtlichen Festgottesdienst in der Georgskathedrale in Bab Touma. Bei der Liturgie war auch der – christliche –Vorsitzende des syrischen Parlaments, Hammoudeh Sabbagh, anwesend. In seiner Predigt betonte der Patriarch, dass das „Königtum Jesu Christi“ nicht von dieser Welt sei, Jesus warte nicht, dass ihm jemand diene, vielmehr sei er gekommen, um den Menschen zu dienen: „Er ist der König, der nicht Krieg oder Unrecht oder Unterdrückung sucht, sondern immer zu Frieden und Nächstenliebe auffordert“. Auch für Menschen in schwierigen Situationen wie in Syrien gelte das Wort des gerechten Hiob: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“.