Syro-malabarische Priester und Ordensleute helfen der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak

Die beiden unierten Kirchen haben in der Apostolischen Kirche des Ostens ihre gemeinsame Wurzel

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Foto: © Bontenbal (Quelle: Wikimedia; Lizenz: public domain)

Bagdad, 29.06.19 (poi) Die syro-malabarische Kirche (die vor allem im indischen Bundesstaat Kerala beheimatet ist) entsendet Priester und Ordensleute in den Irak, um der chaldäisch-katholischen Kirche pastorale Hilfe zu leisten. Die beiden unierten (mit Rom in voller Kirchengemeinschaft stehenden) Kirchen haben eine gemeinsame Wurzel: Die Apostolische Kirche des Ostens, die im 1. Jahrtausend und noch weit ins 2. Jahrtausend hinein große Gebiete Asiens evangelisiert hat. Die Liturgie ist gleich. Die beiden syro-malabarischen Karmeliten P. George und P. Boulos werden in chaldäisch-katholischen Pfarrgemeinden in Bagdad tätig sein, sechs syro-malabarische Ordensfrauen wurden in den Irak entsandt, um die Seelsorge der chaldäisch-katholischen Pfarren in der Erdölstadt Kirkuk und in Suleimaniyah zu unterstützen, wie die katholische Nachrichtenagentur „Fides“ meldet. Drei weitere Schwestern werden demnächst nach Erbil, in die Hauptstadt der autonomen kurdischen Region des Irak, entsandt werden.

Die Beziehung zwischen den beiden Kirchen reicht tief in die Geschichte zurück. Bereits im 4. Jahrhundert wurden Bischöfe der Apostolischen Kirche des Ostens aus Mesopotamien – wo sich damals in der Doppelstadt Seleukia-Ktesiphon das Zentrum dieser Kirche befand – an die Malabarküste entsandt, um die Gemeinden der „Thomas-Christen“ zu begleiten. Diese Verbindung wurde unterbrochen, als mit der Entstehung des portugiesischen „Estado da India“ der Versuch unternommen wurde, die ostsyrisch geprägten indischen Christen zu „latinisieren“.

Der chaldäisch-katholische Patriarch Yousef VI. Audo (der von 1848 bis 1878 seine Kirche leitete) zog im 19. Jahrhundert in Betracht, den alten Brauch, Bischöfe aus Mesopotamien nach Südindien zu schicken, wieder aufzunehmen. Der Widerstand des Vatikans vereitelte diesen Plan. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten sich dann die beiden Kirchen – die chaldäisch-katholische und die syro-malabarische – sehr unterschiedlich. Die chaldäisch-katholische Kirche erlebte durch die Migrationsbewegung auf Grund der negativen politisch-wirtschaftlichen Entwicklungen im Irak einen drastischen Mitgliederschwund, was sich auch auf die geistlichen Berufungen hemmend auswirkte. In der syro-malabarischen Kirche dagegen gibt es geistliche Berufungen zum Priestertum und Ordensleben in Fülle.

Im Vorjahr reiste eine Delegation der chaldäisch-katholischen Kirche nach Kerala, um die syro-malabarischen Bischöfe zu bitten, Priester und Ordensleute in den Irak zu entsenden. Die „apostolische Energie“ der syro-malabarischen Kirche soll der chaldäisch-katholischen Kirche helfen, das Glaubensleben im Irak aufrecht zu erhalten, ja auszubauen. Die indischen Christen erstatten auf diese Weise der Mutterkirche in Mesopotamien den Dank dafür ab, dass sie auf den Spuren des Apostels Thomas die Botschaft Christi an die Malabarküste gebracht hat.