Tagung des Heiligen Synods von Konstantinopel

Am Dienstag stand die Ukraine-Frage noch nicht zur Diskussion – Nach Kiew entsandte Exarchen des Ökumenischen Patriarchats sollen über ihre Erkenntnisse berichten – Wortmeldung aus Moskau: Tür zum Dialog ist nach wie vor offen

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Foto: © Selda Yildiz und Erol Gülsen/Istanbul und Türkei Reiseführer(Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported)

Istanbul, 10.10.18 (poi) Mit Spannung wird erwartet, wie sich der Heilige Synod des Patriarchats von Konstantinopel zur Frage der Autokephalie (kirchlichen Selbständigkeit) für die Ukraine äußern wird. Am Dienstag, dem ersten Tag der auf drei Tage anberaumten Sitzung, wurde das Thema Ukraine nicht behandelt. Für Mittwoch war eine Anhörung der beiden nach Kiew entsandten Exarchen – Erzbischof Daniel (Zelinskyj) und Bischof Hilarion (Rudnyk) – vorgesehen, bei der sie über ihre bisherigen Eindrücke berichten sollten. Die beiden Exarchen waren bisher nur mit den Oberhäuptern der schismatischen Gruppierungen – dem selbsternannten „Patriarchen“ von Kiew, Filaret (Denisenko), und dem Oberhaupt der ebenfalls nicht anerkannten ukrainischen autokephalen orthodoxen Kirche, Metropolit Nikolaj (Maletytsch) – sowie mit ukrainischen Politikern zusammengetroffen, während das Oberhaupt der – kanonisch allein anerkannten – autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufrij (Berezowskij), eine Begegnung mit Erzbischof Daniel und Bischof Hilarion ablehnte. Bei ihrem Ukraine-Besuch im Dezember 2017 – damals noch nicht als konstantinopolitanische Exarchen – waren die beiden Bischöfe aus der nordamerikanischen ukrainischen Diaspora auch von Metropolit Onufrij empfangen worden, nicht nur von den schismatischen Exarchen. Allerdings war auch damals – ebenso wie bei einem vorangegangenen Ukraine-Besuch von Erzbischof Daniel und Bischof Hilarion im Jahr 2015 – seitens der ukrainisch-orthodoxen Kirche in Konstantinopel darauf aufmerksam gemacht worden, dass es nicht angehe, wenn Bischöfe einer anderen Jurisdiktion (die beiden nordamerikanischen Hierarchen unterstehen Konstantinopel) auf dem kanonischen Territorium einer autokephalen Kirche ohne Absprache tätig werden.

Laut Angaben von orthodoxen Websites soll bei der Tagung des Heiligen Synods auch das Verlangen von „Patriarch“ Filaret zur Diskussion stehen, dass Konstantinopel die von Moskau über ihn verhängte Exkommunikation aufheben soll. Die Laisierung und Exkommunikation war 1997 verhängt worden, nachdem Filaret Denisenko sich 1992 an die Spitze eines „Kiewer Patriarchats“ gesetzt hatte. Zuvor war er einer der führenden Hierarchen des Moskauer Patriarchats gewesen, 1990 kam er allerdings bei der Patriarchenwahl nicht zum Zug.

Am Dienstag hat Wladimir Legojda, Leiter der Moskauer Synodalabteilung für Kirche, Gesellschaft und Beziehungen zu den Medien, in einem Gespräch mit Duma-Abgeordneten betont, dass die Tür des Moskauer Patriarchats zum Dialog mit dem Ökumenischen Patriarchat nach wie vor offen stehe. Die russisch-orthodoxe Kirche beobachte aufmerksam die Arbeit des Heiligen Synods in Konstantinopel und hoffe, dass dort “das christliche Gewissen und der ‘common sense’” die Oberhand behalten werden. Moskau habe alles getan, um Konstantinopel von Schritten abzuhalten, die für Millionen Menschen und die orthodoxe Welt gravierende Konsequenzen haben könnten, meinte Legojda.

Unter den Teilnehmern der Sitzung des Heiligen Synods des Ökumenischen Patriarchats ist auch der Wiener orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis).