Theologischer Dialog zwischen Anglikanern und Ostkirchen geht weiter

Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen Anglikanern und Orthodoxen tagte auf Malta, Kommission für den theologischen Dialog zwischen anglikanischen und orientalisch-orthodoxen Kirchen versammelt sich ab 23. Oktober in Dublin

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Foto ©: ACNS

La Valletta-Dublin, 22.10.17 (poi) Der offizielle theologische Dialog zwischen der anglikanischen Kirche und den orthodoxen bzw. orientalisch-orthodoxen Kirchen geht weiter. Von 14. bis 21. Oktober tagte in Sliema (Republik Malta) die internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen Anglikanern und Orthodoxen. Im Mittelpunkt der Tagung stand das theologische Verständnis der menschlichen Person im Sinn der 2015 in Buffalo verabschiedeten anglikanisch-orthodoxen Konsens-Erklärung „Nach dem Bild Gottes: Eine Anthropologie voll von Hoffnung“. In Sliema ging es um die praktischen Konsequenzen dieser Erklärung vor allem im Hinblick auf das Umweltproblem und auf das Ende des Lebens.

Vier Dokumente – über den „Orthodoxen Zugang zur Ökologie“, über „Die Liebe Gottes und die Verletzlichkeit der Schöpfung“, über „Anglikanische Zugänge zu Tod und Agonie“ und über „Die Euthanasie und der orthodoxe Zugang“ – standen zur Diskussion. Zu jedem dieser Dokumente wurden jeweils ein anglikanischer und ein orthodoxer Kommentar schriftlich vorgelegt. In den Verhandlungen der Kommission sei ein „bemerkenswertes Niveau theologischer Konvergenz“ über die vier Themen erzielt worden, hieß es. Beauftragte Kommissionsmitglieder sollen jetzt unter Berücksichtigung der Diskussionen von Sliema neue Entwürfe erstellen – als Grundlage für gemeinsame Erklärungen in Zukunft. Mit „Dankbarkeit“ nahmen die Kommissionsmitglieder zur Kenntnis, dass in den letzten Jahren die Beiträge anglikanischer und orthodoxer Verantwortungsträger (und das Engagement der kirchlichen Gemeinden) zu Gunsten der „Umweltgerechtigkeit“ und der Nachhaltigkeit gewachsen sind.

Als Ko-Vorsitzende der Tagungen fungierten Erzbischof Richard Clarke von Armagh (anglikanische Kirche von Irland) und der Metropolit von Belgien, Athenagoras (Peckstadt; Ökumenisches Patriarchat). Am 15. Oktober wurden in La Valletta die anglikanische Eucharistie in der Pauluskathedrale und die orthodoxe Göttliche Liturgie in der Georgskirche gefeiert. Die Kommissionsmitglieder besuchten die Paulus-Heiligtümer und die katholischen Kathedralen auf der Insel Malta, der katholische Erzbischof Charles Scicluna gab in seiner Residenz ein Essen für die anglikanisch-orthodoxe Dialogkommission. Tief betroffen waren die Kommissionsmitglieder von der Ermordung der Journalistin Daphne Caruana Galizia.

Von 23. bis 28. Oktober tagt in Dublin die internationale Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen den anglikanischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen (AOOIC). Im Mittelpunkt stehen die Weiterarbeit an einem Konsenstext über den Heiligen Geist und der Beginn der Diskussion über die „Autorität in der Kirche“.

Die AOOIC wurde 2001 ins Leben gerufen, um die Beziehungen zwischen der Anglican Communion und den orientalisch-orthodoxen Kirchen zu stärken. Ein Erfolg der AOOIC waren die Diskussionen über die Christologie – diese Frage hatte ja in der Folge des Konzils von Chalcedon im Jahr 451 zur Trennung der orientalisch-orthodoxen Kirchen von der römischen Reichskirche geführt. 2014 unterzeichneten anglikanische und orientalisch-orthodoxe Theologen ein Konsens-Dokument über das Verständnis der Christologie, um zur Überwindung einer der ältesten Spaltungen innerhalb der Christenheit beizutragen. Dieses Dokument wird derzeit in den Provinzen der Anglican Communion diskutiert. Von der Tagung in Dublin wird erwartet, dass der Konsenstext über den Heiligen Geist von den beiden Ko-Vorsitzenden der AOOIC unterzeichnet werden kann. In diesem Sinn äußerte sich ein Sprecher des Gastgebers der Tagung, des anglikanischen Erzbischofs Michael Jackson.

Die Kommissionsmitglieder werden die beiden anglikanischen Kathedralen in Dublin – Christ Church und Saint Patrick’s – besuchen, aber auch die „Chester Beatty Library“ und die „Marsh’s Library“. Sie werden auch das berühmte „Book of Kells“ sehen, eine illustrierte Evangelien-Handschrift aus dem 8./9. Jahrhundert, die im „Trinity College“ aufbewahrt wird.

Erzbischof Jackson sagte, er hoffe, dass die orientalisch-orthodoxen Theologen den „spirituellen Kern“ Dublins und seine religiöse Dynamik in Geschichte und Gegenwart erkennen können. Die orientalisch-orthodoxen Kirchen seien Erben des frühen Christentums, „wenn die syrisch-orthodoxe Kirche betet, tut sie das auf Aramäisch, in der Sprache Jesu und der Apostel“. Die Präsenz der Kommission werde aber auch die Christen in Irland daran erinnern, welch außerordentliche Bedeutung die orientalisch-orthodoxen Kirchen haben und welchen Herausforderungen sie sich angesichts der Situation im Nahen Osten stellen müssen, „ebenso wie die Hälfte der Provinzen der Anglican Communion, die von Christenverfolgung oder militärischen Konflikten betroffen sind“.