Kiew, 28.07.19 (poi) Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat „allen“ zur „Taufe der Kiewer Rus-Ukraine“ gratuliert und zugleich die Häupter der Kirchen in der Ukraine zum Dialog eingeladen. Auf „Twitter“ stellte der Präsident aus Anlass der 1.031-Jahr-Feier der „Taufe der Rus“ fest: „Herzliche Gratulation an alle am Tag der Christianisierung der Kiewer Rus-Ukraine! Dieses historische Ereignis wurde ein kraftvoller Impuls für die Vereinigung des antiken Staates, seine Stärkung und seine Entwicklung. Ich bitte die Oberhäupter der Kirchen dringend, in den Dialog einzutreten, sodass der Glaube die ukrainische Nation vereint und nicht spaltet. In der Einheit ist unsere Stärke und unsere Zukunft“.
Aus Anlass des Gedenkens der „Taufe der Rus“ und des Festes des Heiligen Apostelgleichen Großfürsten Wladimir hielten sowohl die ukrainisch-orthodoxe Kirche als auch die neue „Orthodoxe Kirche der Ukraine“ feierliche Liturgien und Kreuzprozessionen, es tagte aber auch der jeweilige Heilige Synod. Im Pressebericht über die Tagung des Heiligen Synods der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ wurde vermerkt, dass „Ehrenpatriarch“ Filaret (Denisenko) „unentschuldigt“ ferngeblieben war. Die Mitglieder des Heiligen Synods brachten ihren Protest gegen die Vorgangsweise der russischen Behörden auf der Krim zum Ausdruck, weil der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ die Kontrolle über die Allerheiligenkathedrale in Simferopol entzogen worden sei. Die Richter, Polizisten und Beamten auf der Krim müssten sich bewusst sein, dass ihre Vorgangsweise „die schwere Sünde des Sakrilegs“ darstelle.
Der Heilige Synod beschloss die Einrichtung eines Vikariats für die rumänischsprachigen Gläubigen. Pfarrgemeinden und Klöster mit überwiegend rumänischsprachigen Gläubigen könnten sich auf freiwilliger Basis dem neuen Vikariat anschließen. Das Vikariat werde weitgehende Selbstverwaltung haben, rumänischsprachige Pfarrgemeinden und Klöster könnten sich an den liturgischen, linguistischen und kalendarischen Traditionen der rumänisch-orthodoxen Kirche orientieren. Die Einrichtung eines solchen Vikariats war vom Heiligen Synod des Bukarester Patriarchats im Februar als eine der Voraussetzungen für eine allfällige Anerkennung der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ genannt worden. Im südwestlichen Grenzgebiet der Ukraine gibt es zahlreiche Orte mit substanzieller rumänischsprachiger Bevölkerung, etwa im Norden der Bukowina und im Budschak (dem Küstenstreifen Bessarabiens); aber auch in der Landschaft zwischen Dnjestr und Bug war die rumänische Sprache weitverbreitet.
Außerdem genehmigte der Heilige Synod die Errichtung zweier neuer Klöster in den Eparchien Schitomyr und Perejaslaw. Das Fest der Heiligen Joachim und Anna – es wird in der Orthodoxie im September gefeiert – soll in Zukunft auch als „Gebetstag für die Familie“ begangen werden.
Während der Heilige Synod der „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ am 27. Juli tagte, versammelte sich der Heilige Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche am 28. Juli. Im Mittelpunkt der Sitzung standen die Bemühungen der Kirche um einen Austausch aller militärischen Gefangenen zwischen der Ukraine, Russland und den beiden separatistischen Republiken Donetsk und Lugansk. Das Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij (Berezowskij) von Kiew, hatte sich in diesem Zusammenhang brieflich sowohl an den Moskauer Patriarchen Kyrill I. als auch an Präsident Selenskij gewandt. Der Heilige Synod beschloss die Einsetzung einer dreiköpfigen Kommission, die den diplomatischen Prozess zur Herbeiführung eines Gefangenenaustauschs im „alle für alle“-Format vorantreiben soll.
Neuerlich forderte der Heilige Synod die Herstellung eines „dauerhaften Friedens“ im Donbass.