Weihnachtsbotschaft 2018 des Metropoliten Augoustinos von Deutschland, Exarchen von Zentraleuropa

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Foto: © Presse.Nordelbien (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic)

Liebe orthodoxe Christen in Deutschland!

Wir Gläubigen sind heute zusammengekommen, um uns an der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus zu erfreuen. Auch in diesem Jahr ist damit die Vorbereitungszeit für das große Fest der Weihnacht vorbei. Sich vorzubereiten – das tun wir ja für jedes wichtige Ereignis in unserem Leben. Wir sorgen also dafür, dass wir bereit sind, es möglichst gut zu erleben.

Vierzig Tage lang haben wir, so weit es uns möglich war, auf bestimmte Speisen und Leidenschaften verzichtet: damit wir Hunger und Durst nach Gott verspüren, damit wir satt werden am Brot des Lebens, der hl. Eucharistie, damit wir unseren Durst mit dem kristallklaren Wasser seines Wortes löschen, damit wir die Schönheit der Freiheit erleben, die Christus uns in seiner Gnade schenkt, damit wir die Kraft erlangen,  um Vergebung zu erbitten und selbst zu vergeben und damit wir möglichst an erster Stelle beim Werk der Versöhnung und der Liebe stehen.

Christus wird heute geboren, und das ist erst der Beginn seines Wirkens für unser Heil, damit wir, die unvollkommenen Menschen unserem vollkommenen Gott ähnlich werden und zu ihm gelangen. Es folgen die Theophanie, die Verklärung, sein Kreuz, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt. Und alle diese Ereignisse der Menschwerdung Christi sind in jeder Göttlichen Liturgie präsent, die wir alle gemeinsam für das Heil der Welt feiern. Deswegen ist, wie die Kirchenväter sagen, immer Weihnachten und immer Ostern!

Darum ist auch jede Göttliche Liturgie eine Feier des Lebens und eine Quelle der Liebe und des Schönen.Jede Göttliche Liturgie ist die Antwort auf unsere menschlichen Ausweglosigkeiten, sie ist die Werkstatt unseres spirituellen Fortschritts und das sanfte Licht in unserer tiefen Dunkelheit. Wir alle, das Volk Gottes, feiern gemeinsam die Göttliche Liturgie mit einem Mund und einem Herzen. Und das bedeutet, dass alle, die getauft sind, für ihre Feier erforderlich sind. Niemand ist bei unseren Eucharistiefeiern überzählig!

Wenn wir also der Göttlichen Liturgie fernbleiben und unseren Gottesdienstbesuch auf zwei, drei Mal im Jahr beschränken, tun wir uns selbst Unrecht, wir verpassen die Gelegenheit, uns für den Kampf des Lebens auszurüsten, und vergessen dabei, dass wir nicht für den Tod erschaffen wurden, sondern für das Leben der Gegenwart und der zukünftigen Welt. In der Göttlichen Liturgie offenbart sich und schenkt sich Christus. Hier erwartet er uns, sicherlich nicht nur an Weihnachten und Ostern, um unsere Schmerzen der Seele und des Leibes zu heilen, um uns vor unseren Fehlern und ihren Folgen zu befreien, um unseren Hunger und Durst nach dem wahren Leben zu stillen, um uns zu umarmen und durch seine Liebe zu erretten.

Christus wird heute geboren, und wir können ihm kein besseres Geschenk machen, als ihn in unseren Herzen aufzunehmen und von seiner Liebe jeden Schritt unseres Lebens sinnvoll erfüllt werden zu lassen! Und wenn wir unsere eigenen Schritte, jeden Sonntag, auf den Weg zum Haus unseres Vaters, zur Kirche, lenken, werden wir das verspüren, was der heilige Porphyrius erlebt hat, der schreibt: „Christus ist alles. Er ist unsere Liebe. Aus ihr entspringt die Freude. Die Freude ist Christus selbst. Er ist eine Freude, die aus uns andere Menschen macht. Lieben wir Christus, und alles wird sich ändern in unserem Leben!“

Das wünsche ich väterlich euch allen. Gesegnete Weihnachten!

 

Bonn, 25. Dezember 2018

 

Euer

+ Metropolit Augoustinos von Deutschland