Weltweites Interesse an serbisch-orthodoxer Liturgie in Braunau

Die serbische Gemeinde hatte im Frühjahr die frühere Kapuzinerkirche durch Kauf übernommen - Linzer „Pro Oriente“-Sektion startete Initiative „Besuchs-Ökumene“ in Braunau

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Foto: © (Quelle: Wikimedia; Lizenz: Attribution-Share Alike 4.0 International)

Linz, 29.11.19 (poi) Der serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, die Schweiz und Italien, Andrej (Cilerdzic), hat in  der Markuskirche in Braunau (der früheren Kapuzinerkirche der Grenzstadt am Inn) erstmals die bischöfliche Göttliche Liturgie zelebriert. In Braunau und Umgebung leben zirka 5.000 Serben. Die Nachricht über die erste bischöfliche Göttliche Liturgie in der Markuskirche in Braunau – am Gedenktag des Heiligen Königs Stefan Uros III. Decanski, der im 14. Jahrhundert das Kloster Visoki Decani im Kosovo gestiftet hat – wurde weltweit in der orthodoxen „Blogosphäre“ verbreitet.

Einer der „Braunauer Serben“ ist Zoran Sijakovic, 2012 hat der ÖVP-Gemeinderat Sijakovic gemeinsam mit der Ordensschwester Katharina Franz (Franziskanerinen von Vöcklabruck) eine Initiative zur Errichtung einer serbisch-orthodoxen Kirche in Braunau ins Leben gerufen. Mehr als sechs Jahre später wurde das Projekt Wirklichkeit. „Es gibt sehr viele serbisch-orthodoxe Gläubige in Braunau und Umgebung. Doch ihnen fehlte früher ein eigenes Gotteshaus. Mit dem Kauf der Kapuzinerkirche haben wir eines geschaffen“, erklärt Sijakovic seine Kaufintentionen. Geleitet wird die Pfarre durch den Priester Dalibor Brnzej. Ihm ist es vor allem wichtig, ein Gotteshaus für alle zu bieten: „Jeder ist in unserer Gemeinschaft willkommen. Egal welcher Herkunft und welcher ursprünglichen Religion. Wir wollen ein offenes Haus des Glaubens bilden“. Für den serbisch-orthodoxen Priester steht das Miteinander im Vordergrund. „Wir freuen uns über jeden, der vorbeikommt. Ich lege großen Wert auf Ökumene und freue mich, dass wir in Braunau Brücken zwischen der orthodoxen und der katholischen Glaubensgemeinschaft bauen“. Zur Kirche in Braunau werden sich mit der Zeit auch viele serbisch-orthodoxe Gläubige aus dem benachbarten Bayern zugehörig fühlen, ist Dalibor Brnzej überzeugt. Der nächste serbische Pfarrer ist in Regensburg, er kann nur einmal im Monat nach Burghausen kommen, um Gottesdienst zu feiern.

„Für unsere Glaubensgemeinschaft ist es entscheidend, eine Kirche zu erhalten, die bisher von einer Ordensgemeinschaft genutzt wurde. Wir sind Christen in der Welt, aber unsere Identität hat sehr stark mit der Identität der Mönche zu tun. Die Klosterkirche in Braunau zu übernehmen, ist eine Ideallösung“, erklärte Bischof Andrej (Cilerdzic) nach der feierlichen Übergabe im Frühjahr. Auch Kapuzinerprovinzial Br. Erich Geir war zufrieden: „Mit der Schlüsselübergabe zu Ostern kann unsere orthodoxe Geschwisterkirche in den neuen Räumen feiern. Das ist auch für uns ein Geschenk – mit der serbisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft ist unsere Kirche in guten Händen. Ich freue mich sehr darüber und wünsche ihnen Gottes Segen“.

Die serbisch-orthodoxe Pfarre in Braunau war im Mai 2018 das erste Ziel im Rahmen der Initiative „Besuchs-Ökumene“, die der Vorsitzende der Linzer „Pro Oriente“-Sektion, Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, gestartet hat. Durch die Öffnung der Ostgrenzen sei die Zahl der orthodoxen Christen in Österreich sprunghaft angestiegen: „Wir dürfen diese Menschen in unserem Land nicht übersehen. Sie wollen hier Wurzeln schlagen und wir werden im Geist von Kardinal König, der ‚Pro Oriente‘ gegründet hat, Brücken zu ihnen bauen“, so Pühringer: „Pro Oriente“ wolle beitragen, dass Orthodoxe und Katholiken nicht nur friedlich nebeneinander, „sondern miteinander“ Kirche sein können. Deshalb möchte Pühringer mit seinem Team systematisch alle ostkirchlichen Gemeinden in Oberösterreich besuchen. Im Mai 2018 waren die serbisch-orthodoxen Christen mit der Entwicklungsgesellschaft, die für die Weiterverwendung der Kapuzinerkirche und des Klostergebäudes Braunau zuständig war, noch nicht handelseins. Deshalb fand das Treffen damals in der katholischen Franziskuskirche statt.

Die Kapuziner haben im – ehemals bayrischen – Braunau eine lange Geschichte. Etwa hundert Jahre nach Auflösung ihres Klosters in der Theatergasse kamen die Kapuziner wieder nach Braunau zurück und errichteten 1893 an der Ringstraße eine neue Kirche und ein Klostergebäude. 1968 wurde die Kirche renoviert und die gut restaurierten Figuren des einstigen Braunauer Kalvarienbergs fanden im Kircheninneren ihren Platz. Die Kirche wurde 2013 profaniert, um sie einer anderen Nutzung zugänglich zu machen.